Amir Janati hat ein ungewöhnliches Hobby: Ausländerrecht Lokalzeit 03:06 Min. Verfügbar bis 29.08.2025

Hobby Ausländerrecht: Wie ein Neusser Geflüchteten unter die Arme greift

Rhein-Kreis Neuss | Ehrenamt

Stand: 29.08.2023, 16:23 Uhr

Amir Janati hilft Geflüchteten durch den deutschen Behörden-Dschungel. Er macht das ehrenamtlich neben seiner Ausbildung in der Pflege. Janati weiß genau, wie schwer es ist, in einem fremden Land ein neues Leben zu beginnen.

Von Jana Brauer (Text) und Astrid Linn (Multimedia)

Amir Janati deutet mit seinem Finger auf einen Monitor, der an einer Wand hängt. "Hier die Sauerstoffsättigung. Hier der Puls." Er trägt ein kurzärmeliges, blaues Oberteil und eine lange, blaue Hose. Um seinen Hals hängt eine OP-Maske. Janati arbeitet im Krankenhaus. Neben ihm steht ein Mann, der ebenfalls in blau gekleidet ist und ihm aufmerksam zuhört. Der 20-jährige Janati ist im dritten Lehrjahr seiner Pflegeausbildung im Neusser Lukaskrankenhaus.

Hilfe für den deutschen Gesetzesdschungel

Janati hilft anderen Menschen gerne. Und das nicht nur auf der Arbeit, sondern auch in seiner Freizeit. Er unterstützt geflüchtete Menschen und begleitet sie ehrenamtlich durch das deutsche Paragraphengewirr. Man könnte sagen: Ausländerrecht ist sein Hobby. "Ich habe es erstmal durchgeblättert, durchgelesen. Nichts verstanden", erzählt Janati. Immer und immer wieder hat er das dicke Fachbuch aufgeschlagen und sich durch die dicht beschriebenen Seiten gearbeitet.

Amir Janati ist im dritten Lehrjahr seiner Pflegeausbildung | Bildquelle: WDR

Sein Engagement hat persönliche Gründe, ist eng verknüpft mit seiner eigenen Biographie. Denn Janati ist selbst erst vor ein paar Jahren nach Deutschland gekommen. Ende 2018 kam er ins Land. Ließ seine Heimat, den Iran, wegen seiner Religion hinter sich. "Ich bin evangelisch. Als Christ im Iran zu leben ist nicht ganz so einfach." Janati weiß, wie es ist, sich in einem fremden Land allein zurecht finden zu müssen, sich mit Behörden auseinanderzusetzen und die deutsche Sprache zu lernen. Er musste selbst um eine Arbeitserlaubnis ringen und Rückschläge einstecken. So wurde er in den vergangenen Jahren immer fitter in Sachen juristische Hürden und vor allem in deutscher Amtssprache.

Über Asylrecht und Aufenthaltsgenehmigung

Mittlerweile gibt Janati sein Wissen an andere weiter. Zum Beispiel an die, die ebenfalls in der Pflege arbeiten möchten. So wie Mustapha Mansouri, der neben Janati vor dem Wandmonitor steht und seinen Erklärungen zuhört. Er hat in Marokko Soziologie studiert und ist dann im vergangenen Jahr nach Deutschland gekommen. Janati und er haben sich in einer Pflegefachschule kennengelernt. Sechs Wochen lang hat Janati ihn durch den deutschen Behördendschungel geführt. Mit Erfolg: Mansouri hat gerade die Ausbildung zum Pflegefachmann bei den Rheinland- Kliniken gestartet.

Wenn Amir Janatis Hilfe gebraucht wird, geht es vor allem um Asylrecht, Aufenthaltsgenehmigungen oder auch um das Thema Arbeitserlaubnis. Insgesamt hat er nun schon sieben Pflegekräfte beim Rheinland Klinikum in Ausbildung gebracht. Elf potentielle Bewerberinnen und Bewerber stehen auf der Warteliste.

Das ist mein Traumberuf. Amir Janati, Auszubildender in der Pflege

"Ich wollte immer Arzt werden. Medizin studieren", sagt Janati während er am Bett eines Patienten steht und Vitalzeichen überprüft. Das mit dem Medizinstudium war bisher aber nicht möglich. Also machte er erstmal ein Praktikum im Krankenhaus. Das gefiel ihm so gut, dass er die Ausbildung in der Pflege startete. "Pflege- und Migrationsmanagement sind ähnlich," sagt Janati "Bei beiden Berufen kann man die Zukunft eines Menschen verändern." Und genau das sei seine Leidenschaft.

Über das Thema berichteten wir am 17.04.2023 auch im WDR-Fernsehen: Lokalzeit aus Düsseldorf, 19.30 Uhr.