Impressionen aus dem Hortensiengarten des Nikolausklosters
00:24 Min.. Verfügbar bis 14.09.2026.
Warum immer mehr Pflanzenfans zum Nikolauskloster in Jüchen kommen
Rhein-Kreis Neuss | Füreinander
Stand: 15.09.2024, 13:04 Uhr
Das Nikolauskloster in Jüchen ist ein echter Geheimtipp geworden. Im Sommer erleben Besucher dort eine blühende Parklandschaft. Grund für die Blumenpracht ist er: Robert Klein. Mehr als vierzig Stunden in der Woche ackert er ehrenamtlich in dem Park. Warum macht er das?
Von Yunus Gündüz (Text), Joscha Weidenfeld (Multimedia)
In leuchtendem Weiß und verschiedensten Rottönen blühen die Hortensien im Garten des Nikolausklosters. Robert Klein hat dafür gerade kein Auge. Geschäftig hakt er den Erdhügel auf der grünen Wiese flach. Die Maulwürfe ärgern ihn mal wieder. "Die denken wohl, ich habe nichts Besseres zu tun", sagt der 69-Jährige. Arbeit findet er im Hortensiengarten des Nikolausklosters aber genug. Hier, zwischen Bäumen, einem Bach und der Landstraße versteckt sich bei Jüchen im Rhein-Kreis-Neuss ein jahrhundertealter, spiritueller Rückzugsort. Robert Klein hat seinen inneren Frieden allerdings nicht durch Meditation und Gebete gefunden. Sondern durch ehrenamtliche Gartenarbeit.
Der Ehrenamt-Ultra vom Nikolauskloster Jüchen
Der Rentner ist einer von mehr als fünf Millionen Menschen, die sich in NRW laut Statistischem Landesamt ehrenamtlich engagieren. Der größte Teil, 1,3 Millionen, von ihnen im Bereich Kirche und religiöse Gemeinschaft. Ob Klein dazu zählt? Das ist nicht ganz trennscharf zu beantworten. Schließlich arbeitet er nicht im 1403 von Franziskanern gegründeten Kloster, sondern drumherum.
Auf einem gelben Sitzrasenmäher fährt er über das weitläufige Gelände. In einer Ecke des Parks steigt er ab, bückt sich und reißt Unkraut aus der Erde. Es gebe jeden Tag etwas zu tun. Und deswegen ist er auch beinah jeden Tag da. Bezahlt wird er dafür nicht. 50 Jahre sei er bei der Bahn tätig gewesen. So viel gearbeitet, wie im Klostergarten, habe er in seinem Beruf aber nie. "Früher habe ich acht Stunden fünf Tage die Woche gearbeitet, aber heute sind es auch schon mal zehn und auch samstags", sagt Klein und stützt sich dabei auf seine Harke.
Warum macht Robert Klein das?
00:20 Min.. Verfügbar bis 05.09.2026.
Mit diesem Arbeitseinsatz dürfte Klein zu einer elitären Gruppe an Ehrenamts-Ultras gehören, wenn es so etwas gibt. Laut Landesamt verbringen rund 27,9 Prozent aller Ehrenamtlichen mehr als elf Stunden im Monat in ihrem Ehrenamt. Alle anderen verbringen weniger Freizeit mit ihrem Ehrenamt. In der Top-Gruppe dürfte Klein mit seinen mehr als 200 Stunden im Monat wohl ziemlich weit vorne liegen.
Pater Andreas Petith, Leiter des Klosters, zeigt sich immer wieder beeindruckt von Kleins Einsatz. "Der Klein ist meistens der Allererste. Wenn wir morgens vor der Kapelle zum Gebet versammelt sind, ist der meistens schon im Garten zugange", sagt der 68-jährige Pater. Auch bei den Besuchern hat sich inzwischen herumgesprochen, mit wie viel Hingabe der etwa fußballfeldgroße Garten am Nikolauskloster gepflegt wird. Seitdem die Hortensien in den letzten Jahren in voller Blüte stehen, ist der Park zu einem regelrechten Anziehungspunkt für Pflanzenliebhaber geworden.
Sechs Tage die Woche und manchmal mehr als acht Stunden. Für Rentner Robert Klein ist das Ehrenamt eine Vollzeitbeschäftigung
Ganz allein für sich kann Robert Klein diesen Erfolg aber nicht verbuchen. Drei weitere ehrenamtliche Arbeiter unterstützen ihn jeweils einmal die Woche bei der Arbeit.
Wieso sich Jüchen für Pflanzenfans doppelt lohnt
Für die Ehrenamtler gibt es dabei harte Konkurrenz direkt in der Nachbarschaft. 25 Minuten zu Fuß vom Kloster entfernt liegt das historische Schloss Dyck. Ein imposantes Wasserschloss, das von einem weitläufigen Landschaftspark umgeben ist. Hier finden regelmäßig Veranstaltungen von Konzerten bis Lichtfestspielen statt. Außerdem gibt es eine historische Ausstellung im Schloss, die das Leben der ehemaligen Schlossherren zeigt, samt privater Fotografie-Sammlung.
Impressionen vom Schloss Dyck
00:34 Min.. Verfügbar bis 14.09.2026.
In dem Landschaftspark und Schlossgarten beim Schloss Dyck stehen seit rund 200 Jahren seltene Baum- und Pflanzen aus aller Welt. Trotzdem muss sich der Klostergarten des Nikolausklosters nicht vor dem Schloss verstecken, im Gegenteil. Mit viel Liebe haben Robert Klein und seine ehrenamtlichen Kollegen eine Oase der Ruhe geschaffen.
Über dieses Thema haben wir auch am 23.07.2024 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit Düsseldorf, 19.30 Uhr.