Ein Monitor steht neben Bilderrahmen und einer Käsereibe. Pfannen, Spiele, eine schwarz-rot-goldene Blumenkette, Regale voller Klamotten, CDs, Tassen oder Gläser. Fast jeder Zentimeter des wenige Quadratmeter großen Raums von Jennifer Berg wird genutzt. Früher war das einmal ein alter Ölkeller. Den hat sie extra renoviert. Für ein höheres Ziel, wie sie sagt.
Vor gut einem Jahr sortiert die 38-Jährige zu Hause aus, als ihr auffällt: "Es wird viel zu viel weggeschmissen oder landet auf dem Sperrmüll. Häufig sind die Dinge für andere aber noch nützlich." Wer aufs Geld schauen müsse, könne sich nicht alles neu kaufen. Sie räumt den Hobbyraum aus und funktioniert ihn kurzerhand zum Warenlager um.
Nicht alles ist Müll, was weggeschmissen wird
Schnell spricht sich herum, dass Berg Sachen sammelt und sie an andere verschenkt. In kurzer Zeit sind die Regale gefüllt. Überfüllt - der Hobbyraum wird zu klein und Berg weicht auf den alten Ölkeller aus. Seitdem macht sie dort Menschen mit den abgegebenen Teilen eine Freude. Und fast täglich kommen neue Sachen hinzu.
Laut Statistischem Landesamt werden jedes Jahr etwa vier Millionen Tonnen Sperrmüll in Nordrhein-Westfalen entsorgt, fast 200 Kilogramm pro Kopf. Eine Zahl, die in Bergs Augen viel zu hoch ist. "Ich möchte die Menschen zum Umdenken bewegen. Es ist einfach, etwas in den Müll zu werfen. Vielleicht hätte es aber jemand anderem noch eine Freude gemacht."
- Zum Beitrag: Reparieren statt Wegwerfen
Die 38-Jährige steht in der hinteren Ecke ihres Raumes. Vor ihr zwei große Kartons und ein blauer Müllsack. Voll mit Teilen, die jemand nicht mehr gebrauchen konnte. Sie greift in den Karton, holt Kleidung hervor, begutachtet sie kurz, zieht ein paar Bücher aus der Tüte, findet noch Spielzeug und Deko-Artikel. Auch dafür wird sie einen Platz finden. Einige Sachen werden ohnehin schnell vergriffen sein.
Berg hat ein regelrechtes Netzwerk aufgebaut. "Wenn neue Sachen kommen, packe ich sie direkt aus, fotografiere sie und stelle sie auf Kleinanzeigen oder in WhatsApp." Oft dauere es nur wenige Minuten, bis das ein oder andere Teil einen neuen Besitzer gefunden hat. Oder eine neue Besitzerin.
"Das macht mich unendlich glücklich"
Es klopft an der Tür. Eine Frau, die sich über Kleinanzeigen gemeldet hatte, steht im Türrahmen. Sie ist wegen einer Garderobe für das Kinderzimmer gekommen. "Die nehme ich auf jeden Fall mit", sagt sie sofort. Sie ist begeistert von der Idee von Jennifer Berg und fängt bereits an, durch die Regale zu stöbern.
Zahlen muss die Frau nichts. Einzig einen Termin muss man im Vorfeld machen. Berg bietet täglich Termine an: "Manche Menschen kommen fast jede Woche. Und jedes Mal finden sie etwas. Das macht mich unendlich glücklich."
Über dieses Thema haben wir auch am 27.02.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit Südwestfalen, 19.30 Uhr.