Christian Stock in seinem Müllseum

Das Müllseum in Köln: Wie aus Müll aus dem Rhein Kunst wird

Köln | Füreinander

Stand: 17.11.2023, 12:21 Uhr

Ein Mosaik aus tausenden Wattestäbchen oder eine Collage aus E-Zigaretten - Christian Stock macht aus Müll aus dem Rhein Kunst und stellt sie aus. Dabei wäre es ihm am liebsten, wenn er morgen damit aufhören könnte.

Von Patrick Stijfhals

Donnerstag, 15 Uhr. Gleich öffnet Christian Stocks "Müllseum". Der Schauspieler war schon früh auf und sortiert den Müll, den er heute auf einer Tour gefunden hat. Ein Unternehmen hatte das Aufräumen als Betriebsausflug gebucht, jetzt wühlt er sich durch die Müllkörbe. "Hier sind Verpackungen eines bekannten Süßgetränkeherstellers, die wir bei jeder Aktion finden", sagt Stock. Dann hält er so etwas wie einen roten Gummiknüppel in der Hand. "Das kommt von einem Boot oder Schiff. Da bastele ich was draus."

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Christian Stock will zeigen, dass Müll in der Natur großen Schaden anrichten kann. Zwar hat sich die Wasserqualität des Rheins laut Umweltbundesamt seit den 1970ern stark verbessert, frei von Müll ist der Rhein aber natürlich trotzdem nicht. Die Umweltorganisation Greenpeace berichtet auch von einer starken Belastung mit Mikroplastikpartikeln, die aus der Industrie stammen sollen. Um auf die Umweltbelastung aufmerksam zu machen, eröffnete Stock 2001 deshalb das "Müllseum". Ein Ort, an dem Müll zur Kunst wird, aber auch Aufklärung stattfindet.

Jeden Donnerstag öffnen sich die Türen des Müllseums für Besucher. Der Eintritt ist frei. Zwischen fünf und 25 Besucher sind es pro Donnerstag. Manchmal kommen auch Schulklassen.

Kölner Verein K.R.A.K.E. räumt im Rhein auf

Stock ist Gründer des Vereins K.R.A.K.E, in lang: "Kölner Rhein-Aufräum-Kommando-Einheit". An dem Namen hat Stock lange getüftelt. Er wollte unbedingt auf das Wort Krake kommen. Das Tier ist für ihn Sinnbild für die vielen Hände, die mit ihm zusammen Müll sammeln.

Die Müllfalle der K.R.A.K.E. auf dem Rhein

Die Müllfalle der K.R.A.K.E.

Die Gruppe trifft sich regelmäßig gemeinsam zum Aufräumen am Rhein. Durch Spenden konnten sie eine "Müllfalle" installieren: ein im Rhein schwimmender Metallkäfig, der Müll aufsammelt. Bei Niedrigwasser geht Stock selbst in den Rhein, um E-Scooter zu bergen - trotz Sicherung durch Kollegen ist das nicht ungefährlich.

Müll wird zu Kunst

Einige der geborgenen E-Scooter stehen draußen vor dem Müllseum. Innen sieht es fast aus wie in einer WG. Neben dem Kickertisch hat er einen Tisch aufgestellt, dort klebt er E-Zigaretten auf eine Unterlage zu einer Collage zusammen. Die seien wegen der Akkus besonders schädlich: "Ich dachte: Da machst du was draus. Dann kannst du darauf aufmerksam machen. Nicht belehrend, sondern irgendwie ästhetisch und humorvoll."

Das Wattestäbchen-Kunstwerk

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Eine andere Künstlerin hat gleich ein menschenhohes Mosaik aus einzelnen Wattestäbchen gebastelt. Es entstehen Farbfelder, die mit etwas Phantasie an Gerhard Richter erinnern könnten. "Insgesamt sind das 7613 Wattestäbchen", sagt Schauspieler Stock begeistert, aber auch mahnend.

Jedes Objekt hat eine Geschichte

Die Führungen, die er allen Besuchern gibt, wirken wie eine kleine Bühnenperformance. Egal ob alte Tennisbälle, Spritzen oder Computerteile, zu jedem Objekt gibt es eine kleine Geschichte oder eine Botschaft.

Gerade kommt Christiane Kranzhoff mit Sohn Finn herein. Er holt sich einen Stein aus dem Regal, auf den er Plastik-Pellets klebt, die er im Rhein findet: "Das landet dann aus Versehen im Wasser, dann schwimmt das auf der Oberfläche, dann kommt ein Fisch, der denkt sich: lecker." sagt Finn.

Kinder lassen sich für den Umweltschutz begeistern

"Kinder lassen sich immer leicht für das Gute begeistern. Sie wollen nicht, dass Tiere sterben", sagt Stock. "Ich erzähle den Kinder, wie die Natur unter Müll leidet, und sie gehen dann raus und erziehen ihre Eltern um. Da fallen Sätze wie: Papa, du darfst keinen Müll wegschmeißen. Das finde ich gut."

Finn im Müllseum in Köln

Besucher Finn schaut Christian Stock bei der Arbeit an einer E-Zigaretten-Collage zu

Finns Mutter ist begeistert vom Museum und muss nicht überzeugt werden. Auch wenn der Müll hier wieder einen Zweck gefunden hat, wäre es Stock am liebsten, er würde gar keinen mehr finden.

Über das Thema haben wir auch am 03.11.2023 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Köln, 19.30 Uhr.