Hildegard Pannen ist ehrenamtliche Helferin auf der MonRo-Ranch in Mönchengladbach

Statt Vollzeitjob: Ehrenamt auf der MonRo-Ranch in Mönchengladbach

Mönchengladbach | Füreinander

Stand: 06.09.2023, 14:21 Uhr

Auf der MonRo-Ranch in Mönchengladbach finden Tiere ein Zuhause, die nirgendwo anders unterkommen. Ein Team aus Ehrenamtlichen kümmert sich um sie – teilweise mit so viel Herzblut, dass keine Zeit mehr für einen Vollzeitjob bleibt.

Von Hanna Makowka

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Waschbär-Gehege: Nur gucken, nicht anfassen!

Acht Augen mit frechem Blick gucken den Besuchern der MonRo-Ranch entgegen. Ihre Besitzer haben es heute als Erwachsene sehr viel besser als damals als Baby. Sie wurden in einem Carport gefunden und hier aufgenommen. Die acht Augen gehören zu vier Waschbären, deren Gehege direkt am Eingang des Gnadenhofes in Mönchengladbach liegt. "Die haben ein Zuhause gesucht. Also sind sie hierhin gekommen", sagt Oliver Rott. Der 55-Jährige arbeitet schon sechs oder sieben Jahre auf der MonRo-Ranch – so genau weiß er das selbst nicht mehr. Seit vier Jahren leitet er den Gnadenhof.

Waschbären-Gehege der MonRo-Ranch

00:13 Min. Verfügbar bis 06.09.2025

Eigentlich ist Rott selbstständig als Mechaniker-Meister für Landmaschinen. Doch neben dem Job bestimmt die MonRo-Ranch jetzt sein Leben. Auch seine Frau übernimmt hier Aufgaben, sie ist Kassenwartin. "Wir haben keine freie Minute mehr", erzählt Rott. Aber traurig wirkt er dabei nicht. Sein Herz gehört den Tieren auf der Ranch – wie den Waschbären. Die kleinen, pelzigen Tierchen sehen zwar niedlich aus, aber zum Kuscheln sind sie nicht aufgelegt, das weiß Rott aus Erfahrung. "Das sind richtige kleine Räuber und die können schon mal an Haaren ziehen oder Dinge klauen."

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Lebenshof durch Spenden finanziert

Die MonRo-Ranch ist ein Lebenshof für in Not geratene Tiere, die hier bis zum Ende ihres Lebens bleiben dürfen. Rund 70 größere Tiere wie Esel, Schweine, Schafe und Katzen leben hier sowie etwa 50 Vögel.

Wie viel Geld für die Tiere gebraucht wird ist jeden Monat unterschiedlich, weil beispielsweise der Tierarzt kommen muss und auch die Anzahl der tierischen Bewohner auf dem Hof schwankt. Die monatlichen Kosten liegen laut Rott bei mehreren tausend Euro. Finanziert wird das komplett durch Spenden. Der Hof bekommt Futter und Geld gespendet, wird aber auch durch Tierpatenschaften unterstützt.

Das Team der Helferinnen und Helfer besteht insgesamt aus rund 50 Personen, 15 von ihnen sind regelmäßig da. Für jede Tierart hat mindestens eine Person aus dem Team einen Sachkundenachweis gemacht, um sich bestmöglich um sie kümmern zu können.

Aufgaben wie Zeit mit den Tieren verbringen, sie zu füttern und auch die Gehege auszumisten übernehmen alle Ehrenamtlichen. "Es dreht sich ziemlich viel um Mist, wenn man ehrlich ist", sagt Rott und lacht.

Das stört die Ehrenamtlichen nicht. Sie sind freiwillig hier und eins verbindet sie alle: die Liebe zu den Tieren. Besonders groß ist diese Liebe bei Hildegard Pannen. "Sie ist eine unserer fleißigsten Ehrenamtlerinnen", sagt Rott.

Hildegard Pannen und Oliver Rott im Schafgehege der MonRo-Ranch in Mönchengladbach

Hildegard Pannen und Oliver Rott im Schafgehege

Viele Ehrenamtliche kommen in der Woche für ein paar Stunden. Pannen ist zwei Tage pro Woche hier. Auch heute ist die 58-Jährige auf der MonRo-Ranch. Pannen ist klein und zierlich, doch anpacken kann sie. Sie trägt grüne Gummistiefel, eine braune Arbeitshose und ein braunes Shirt mit dem Logo des Hofs auf der Brust.

Das Logo besteht aus einem gezeichneten Lama und dem Namen der Ranch. Der setzt sich übrigens aus den Namen der Vorbesitzer des Hofes zusammen: Monika und Roman, zusammen MonRo. Sie haben die MonRo-Ranch 2005 gegründet, damals noch als Pferdeschutzhof. Weil sie mittlerweile zu alt sind, um die Arbeit auf der Ranch zu stemmen, hat Rott übernommen.

Für Besucher ist der Hof am Wochenende zwischen 12 und 16 Uhr geöffnet. Eintritt müssen sie nicht zahlen. Wer die Ranch unterstützen will, findet eine Spendenbox am Ende des Rundgangs, der über das Gelände und vorbei an allen Tieren führt.

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Herberts Weg ins Vogelgehege

Diesen Rundgang geht auch Pannen, wenn sie auf dem Hof ist. Als erstes kommt sie am Bereich der Vögel vorbei, der noch provisorisch eingerichtet ist. Im Herbst soll hier ein komplett neues Gehege entstehen. Bis dahin sichern Zäune und Netze die Tiere vor Feinden wie Füchsen und Mardern. Einige Tiere laufen aber auch frei auf der Ranch herum. Dabei kreuzt eine Gans laut schnatternd Pannens Weg. "Das ist Herbert", erzählt sie.

Gans Herbert auf der MonRo-Ranch in Mönchengladbach

In der Mitte: Gans Herbert

Pannen kennt die Namen aller Tiere und auch ihre Geschichten: "Herbert war im Winter in einem See festgefroren. Der musste mit einem Hammer freigekloppt werden." Nach seiner Befreiung kam Herbert auf die MonRo-Ranch und fand hier sein Zuhause.

An den Gehegen hängen Schilder mit Infos zu den Tieren und ihren Geschichten. Aber Pannen weiß noch viel mehr als die Schilder und kennt sogar die Charakterzüge der Tiere. Sie verbringt viel Zeit auf der Ranch und das ist zu merken. Die Tiere erkennen sie und kommen vertrauensvoll – und vielleicht auch mit ein bisschen Hoffnung auf Futter – angetrabt, sobald Pannen an ihrem Gehege vorbeikommt.

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Mist schaufeln statt Vollzeitjob

Angefangen hat Pannen mit dem Ehrenamt 2020, während der Corona-Pandemie. Damals musste sie in ihrem Bürojob komplett in Kurzarbeit. "Ich war nur zu Hause", erinnert sie sich. "Und dann wollte ich – nach 35 Jahren Bürojob – mal was ganz anderes machen." So ist sie zur MonRo-Ranch gekommen. Montags bis freitags ist sie zum Hof gefahren, von morgens bis nachmittags: "Wie ein normaler Job, nur eben hier und nicht im Büro."

In dieser Zeit hat sie die Arbeit auf dem Hof lieben gelernt. Bis die Kurzarbeit vorbei war und sie mit ihrem Vollzeitjob keine Zeit mehr für die MonRo-Ranch hatte. "Das ging nicht. Nach zwei Jahren hier konnte ich ja nicht einfach wieder zurück ins Büro für 40 Stunden pro Woche. Ohne die MonRo-Ranch geht es nicht mehr." Also hat sie in ihrem Bürojob die Stunden reduziert und macht dort mittlerweile nur noch eine Drei-Tage-Woche – "um zwei Tage pro Woche hier zu sein und mit anpacken zu können."

Nach den Vögeln und einem kurzen Hallo am Gehege der Lamas und Alpakas stoppt sie bei den Schweinen. Eine der Bewohnerinnen ist Trudi, ein schwarzes, kleines Hängebauchschwein.

Schwein Trudi auf der MonRo-Ranch in Mönchengladbach

Schwein Trudi, ein echtes "Glücksschwein"

Trudi wurde als Ferkel nur wenige Kilometer von der MonRo-Ranch am Schloss Rheydt in Mönchengladbach gefunden. Wahrscheinlich wurde sie als "Glücksschwein" zur Hochzeit verschenkt und dann nach der Feier einfach zurückgelassen, bevor sie von der Feuerwehr gefunden und gerettet wurde. Das zumindest vermutet man auf der MonRo-Ranch, wo Trudi jetzt ihr Zuhause gefunden hat.

Das Schwein genießt es, von Pannen und den anderen Ehrenamtlichen gestreichelt zu werden. "Das ist auch wichtig", schmunzelt Pannen. "Arbeit und das Betüddeln der Tiere gehören zusammen." Natürlich kommt das Schmusen auch bei den anderen Bewohnern nicht zu kurz. Bei den Schafen geht sie kurzerhand ins Gehege, um die Tiere besser streicheln zu können.

Pannen mit den Schafen Ghost und Strubbel

00:33 Min. Verfügbar bis 06.09.2025

Nach einem kurzen Besuch bei den Eseln und Ziegen endet Pannens Rundgang wieder am Büro der Ehrenamtlichen – und damit auch ihr Tag auf der MonRo-Ranch.