Es ist Vormittag, die Visite im St. Josefs Krankenhaus ist um und vielen Patientinnen hier auf der Gynäkologe steht ein langer Tag im Krankenbett bevor. Angelika Moritz zieht sich ihren grünen Kittel an, mit dem ist sie den ganzen Flur entlang gut zu erkennen.
Sie klopft an Zimmertür 29. Wer hinter der Tür auf sie wartet, weiß Moritz nicht. Das ist jeden Tag eine Überraschung. Als Moritz die Tür öffnet, liegt eine ältere Frau im Krankenbett. Sie unterhalten sich, Moritz fragt nach, wie es ihr geht und ob sie etwas für sie tun könne. Nach ein paar Minuten ist das Gespräch wieder vorbei.
Ehrenamtliche Helfer entlasten Pflege
"Ich möchte mich gerne engagieren", sagt die 75-Jährige, nachdem sie aus dem Zimmer kommt. "Manche sagen ja, die Rentner hätten keine Zeit, aber ich bin ehrlich, Zeit habe ich sehr viel. Und die möchte ich gerne für andere aufbringen."
Moritz ist eine von sieben Grünen Damen im Hildener St. Josefs Krankenhaus. Sie alle sind geschulte Laien, die sich ehrenamtlich um die Patienten kümmern. Mal besorgen sie neue Batterien für Hörgeräte, mal lesen sie den Patienten etwas vor und manchmal setzen sie sich einfach ans Bett und hören zu. Damit entlasten sie das Pflegepersonal, das im Alltag für solche Tätigkeiten keine Ruhe hat.
Die Grünen Damen und Herren in NRW
In NRW gibt es etwa 3.300 Grüne Damen und Herren. Ihre Anfänge hatte die Gruppe vor über 50 Jahren in Düsseldorf. Der Name ist nicht geschützt, doch die meisten der Ehrenamtlichen sind unter dem Dach der Evangelische Kranken- und Altenhilfe oder der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholischer Krankenhaus-Hilfe tätig.
Zwei bis vier Stunden verbringt Moritz jeden Montag im Krankenhaus und das schon seit 27 Jahren. Damit ist die Rentnerin die Dienstälteste und hat in all den Jahren schon einiges erlebt.
Angelika Moritz über ihre Erlebnisse als Grüne Dame
00:42 Min.. Verfügbar bis 11.05.2025.
Die Dankbarkeit, die Moritz von den Patienten zurückbekommt, lässt sie weitermachen, trotz so mancher Schicksalsschläge, mit denen sie in Berührung kommt. "Es gibt auch manchmal traurige Momente, wenn Patienten beispielsweise eine schlechte Diagnose bekommen", sagt Moritz. "Das verfolgt mich dann schon manchmal." Deswegen gibt es Schulungsangebote und regelmäßige Treffen, bei denen sich das Team der Grünen Damen austauschen und über das Erlebte sprechen kann.
Abwechslung im tristen Klinik-Alltag
Im nächsten Zimmer liegt Ute Schellenbach. Die 79-Jährige liegt seit drei Tagen auf der Gynäkologie. Moritz erkundigt sich, wie es der älteren Dame geht, gießt ihr ein Glas Wasser ein und hört Schellenbach zu, wie diese vom Gespräch mit dem Arzt berichtet.
Moritz unterliegt der Schweigepflicht, auch deswegen öffnen sich viele Patienten. Für manche sind die Grünen Damen aber auch einfach eine schöne Abwechslung im Krankenhausalltag. "Ich habe ja nicht viel zu tun hier, da kann man sich einfach mal ein bisschen unterhalten", erzählt Schellenbach. Je nachdem wie lange sie noch im Krankenhaus bleiben muss, sieht Moritz sie noch mal wieder. Doch in den meisten Fällen sind es einmalige Treffen.
Angelika Moritz trifft viele der Patienten und Patientinnen nur einmal
Auch, wenn Moritz schon 75 Jahre alt ist, will sie weitermachen. Selbst die Corona-Pandemie mit ihren Einschränkungen hat sie nicht von ihrem Ehrenamt abgehalten. Moritz möchte weiterhin so lange es geht ihren grünen Kittel anziehen und anderen Menschen ihre Zeit schenken.
Über dieses Thema berichteten wir auch im WDR-Fernsehen am 05.05.2023: Lokalzeit aus Düsseldorf, 19:30 Uhr.