Party auf der Schwelle zum Tod: Martina feiert ihre eigene Beerdigung

Kleve | Füreinander

Stand: 09.09.2024, 13:05 Uhr

Wie verbringt man sein restliches Leben, wenn man weiß, dass es bald vorbei sein wird? Den Kopf in den Sand stecken, verzweifeln? Möglich. Oder man macht es wie Martina im Kreis Kleve. Sie lädt ihre Freunde ein und feiert ihre eigene Beerdigung.

Von Christian Richter

Im April 2024 ist Martina umgeben von Freunden. Sie möchte nicht, dass ihr Nachname in diesem Text auftaucht. An jedem Tisch in dem Café sitzen Menschen, die ihr etwas bedeuten. Vor ihr steht ein Weizenbier neben einem Stück Sahne-Nuss-Kuchen. Im Aschenbecher qualmt ein Zigarillo. Der verschlimmere ihre Situation jetzt auch nicht mehr, sagt sie. Martina feiert. Nicht ihren Geburtstag, sondern ihren Abschied. Aber sie stößt mit ihren Freunden auf das Leben an, nicht auf den Tod.

Die etwas andere Beerdigung in Kleve

Mehr als 100.000 Menschen in NRW erhalten laut Landeskrebsregister jedes Jahr eine Krebsdiagnose. Statistisch gesehen bekommt jeder zweite Mensch in NRW irgendwann in seinem Leben eine solche Diagnose gestellt. Krebs ist dabei für rund ein Fünftel aller Todesfälle überhaupt verantwortlich, wie das Statistische Landesamt mitteilt. Während Martina an diesem Frühlingstag mit ihren Freunden anstößt, weiß sie: Sie wird bald Teil dieser Statistik werden.

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Der Film über Martina, die ihre eigene Beerdigung mit Freunden gefeiert hat, ist für den Publikumspreis "Nah dran" beim Bremer Fernseh- und Digitalpreis 2024 nominiert. Abgestimmt werden kann über die Internetseite von Radio Bremen.

Damals, Anfang April, lebt Martina seit etwa einem Monat im Hospiz "Donsbrüggen" im gleichnamigen Ortsteil der Stadt Kleve. Wie viel Zeit ihr noch bleibt, kann niemand sagen. Lange wird es nicht sein. Vielleicht Tage oder Wochen, vielleicht Monate. Martina hat zum dritten Mal Krebs, diesmal hat er gestreut. Ihre Lebensfreude will sie sich dennoch nicht nehmen lassen.

Martina hat mittlerweile ihren Frieden gefunden 00:18 Min. Verfügbar bis 09.09.2026

Die Beerdigungen, die sie besucht hat, seien immer sehr trist gewesen. Deswegen kam ihr die Idee, ihre eigene einfach mitzufeiern: "Ich habe gedacht, ich mache das mal anders. Sie sollen alle bunt kommen und wir machen es uns richtig gemütlich."

"Die beste Party meines Lebens"

Sie lädt 30 Freunde und Mitarbeiter des Hospizes ein, um mit ihnen in einem Café in Kranenburg im April ihre Abschiedsparty zu feiern. Ehrenamtliche vom Johanniter-Projekt "Sternstunden" helfen ihr dabei. Sie erfüllen sterbenskranken Menschen letzte Wünsche, wie den Besuch geliebter Orte oder die Zusammenkunft mit Freunden und Familie.

Martina blickt auf ein erfülltes Leben zurück 00:18 Min. Verfügbar bis 09.09.2026

Von ihrem Freundeskreis erhält Martina viel Zuspruch für die Feier. Es sei ein gutes Gefühl gewesen, ihr noch sagen zu können, wie sehr er sie lieb habe, erzählt ein guter Freund auf Martinas Abschiedsfeier. Die damals 60-Jährige selbst sagt: "Die beste Party meines Lebens."

Nach der Abschiedsfeier im April hat Martina in einem Beiwagen noch eine Motorradfahrt durch Kleve unternommen. Auch ihren 61. Geburtstag im Juli konnte sie noch feiern. Am 2. September 2024 stirbt Martina.

Über dieses Thema haben wir auch am 09.04.2024 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Duisburg, 19.30 Uhr.