Michelle Langer und Charleen Venten sitzen auf einer Mauer

Ehrenamt in Viersen: Ein Bauspielplatz als Traumland

Viersen | Füreinander

Stand: 08.08.2023, 13:04 Uhr

Charleen Venten (25) und Michelle Langer (26) sind ehrenamtliche Teamleiterinnen auf dem Bauspielplatz in Viersen. 90 Kinder verbringen dort ihre Ferien. Unsere Autorin hat sie besucht.

Von Lena Breuer

Drei Wochen lang, mitten in den Sommerferien, ist hier auf dem Schulhof der Albert-Schweitzer-Grundschule in Viersen alles anders. Bergeweise liege Holzpaletten auf der Seite, in der Mitte steht eine große Burg, gebaut aus Holzlatten. Es gibt kleinere Höhlen, ein Holzbett. Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren wuseln durch die selbstgebauten Gebäude. Es wird gesägt, gehämmert und gebohrt.

Seit acht Jahren ist der Bauspielplatz fester Bestandteil des Ferienspielprogramms des Hubert-Vootz-Hauses in Viersen. Die gemeinnützige, soziale Einrichtung betreut hier bis zu 90 Kinder. Sie können aus Holz Hütten bauen und hier den Tag verbringen. Weil das Holz gespendet wird, sind die Kosten für die Familien überschaubar. 30 Euro kostet es pro Kind für eine Woche. All das ist möglich, weil hier viele Ehrenamtliche mit anpacken. Zwei von ihnen sind Charleen Venten und Michelle Langer.

Ehrenamt in Viersen: Für Spiel und Spaß in der Ferienzeit

"Hannes, wir brauchen hier die Kreissäge. Kannst du dir schnell die Sicherheitsbrille holen?", fragt Langer in das kleine schwarze Walkie-Talkie, das bis gerade eben noch am Gürtel ihrer hellblauen Jeansshorts hing. Aus dem Lautsprecher kommt ein Knacken, dann ein kurzes "Okay" und Langer steckt sich das Gerät wieder an die Hose.

Ehrwin des Monats

Für ihr ehrenamtliches Engagement wurden Charleen Venten und Michelle Langer mit dem Ehrwin des Monats Juli ausgezeichnet. Mit diesem Preis würdigt die Lokalzeit des WDR Menschen aus NRW, die sich stark für andere machen.

"Ein paar Helfer wollen einen Magnetbesen bauen, damit sie die Nägel, die hier rumliegen einfacher aufsammeln können. Ich versuche das ein bisschen zu koordinieren", sagt die 26-Jährige. Langer trägt kurze, rötliche Haare, eine große schwarze Sonnenbrille. "Hey Michelle, wir brauchen dich dann an der Werkbank", tönt es aus dem Walkie Talkie. Langer lacht und läuft quer über den Schulhof.

Charleen Venten (links) und Michelle Langer (rechts) über ihr Ehrenamt und die Bedeutung des Angebots

01:03 Min. Verfügbar bis 28.07.2025

Jahrelange ehrenamtliche Hilfe

"Ich war das erste Mal hier, da war ich sechs Jahre alt. Seitdem bin ich jedes Jahr wiedergekommen – und seitdem ich 13 oder 14 Jahre alt war eben als Helferin", erzählt Charleen Venten.

Die 25-Jährige steht hinter einer kleinen selbstgebauten Theke aus Paletten, dem Kiosk am Bauspielplatz, und öffnet Plastikverpackungen mit Gummibärchen. "Ich finde es großartig. Hier ist einfach jeder willkommen. Es kommen viele Kinder, die sonst gar kein Ferienprogramm hätten, weil die Familien nicht so viel Geld haben. Ich glaube, dass ich auch deshalb hier so gerne mithelfe. Ich möchte einfach etwas zurückgeben."

Venten arbeitet hauptberuflich im Kundendienst. Jeden Mittag in den Ferien kommt sie zum Bauspielplatz und öffnet den kleinen Kiosk. Dort können sich die Kinder Gummibärchen und andere Süßigkeiten von ihrem Taschengeld kaufen. "Das gehört doch zu den perfekten Ferien dazu, oder?" Die Preise sind dabei deutlich günstiger als bei einem klassischen Kiosk und decken zum Teil nicht einmal die Einkaufskosten. Jedes Kind soll sich hier etwas zum Naschen leisten können.

Schnell bildet sich eine Schlange vor dem selbstgebauten Kiosk. Die Süßigkeiten sind beliebt und kurz darauf verschwinden kleine Gruppen in den selbstgebauten Höhlen, um ihre bunt zusammengestellten Tüten zu genießen.

Während viele der Kinder ihre Süßigkeiten essen, wird im hinteren Teil des Bauspielplatzes noch gewerkelt. Die Arbeit mit dem Holz ist für den zwölfjährigen Peter verlockender als ein paar Gummibärchen. Peter trägt eine Sicherheitsbrille und sägt eine rostige Schraube aus einem Brett. "Für mich ist das hier ein Traumland", sagt der Schüler. "Wir können einfach komplett frei bauen, kreativ sein, alles ausprobieren. Das gibt es nirgendwo sonst. Ich will auf jeden Fall im nächsten Jahr als Freiwilliger wieder zurückkommen."

Über dieses Thema berichteten wir auch im WDR-Fernsehen am 29.07.2023: Lokalzeit am Samstag, 19.30 Uhr.