Hitzepaten Heike Führer (l.) und Lia Seibel

Heiße Tage, kühler Kopf: Wie Hitzepaten in Bielefeld helfen

Bielefeld | Ehrenamt

Stand: 05.08.2024, 07:55 Uhr

Viele Städte in NRW bereiten sich auf die Folgen des Klimawandels vor. In Bielefeld gibt es ein neues Freiwilligen-Konzept: Ehrenamtliche Hitzepatinnen und -Paten kümmern sich an heißen Tagen um ältere Menschen und chronisch Kranke.

Von Jan-Ole Niermann

"Welche persönlichen Erfahrungen haben Sie mit Hitzewellen gemacht?", fragt Bernd Lehne und schaut an seinem Laptop vorbei, "Was fühlen Sie dann? Fühlen Sie sich beeinträchtigt?" Das Thema Hitze und Hitzewellen treibt den Mediziner um. Genau wie die anderen Menschen, die sich an diesem warmen Tag im Seminarraum des Bielefelder Gesundheitsamts versammelt haben. Knapp zehn angehende Hitzepatinnen und Hitzepaten sind diesmal dabei. Nach der Schulung wollen sie sich ehrenamtlich engagieren und bei Hitzewellen anderen Menschen in ihrer Nachbarschaft helfen.

Heike Führer meldet sich als erste: "Ich habe eine Dachgeschosswohnung und da ist es für mich sehr schwierig, weil nachts die Hitze nicht rausgeht." Die 55-Jährige - kurze Hose, T-Shirt und Schirmmütze - hat erst am Morgen vom Workshop gehört und sich spontan angemeldet. Sie selbst sei hitzebeständig und wolle gerne "Leuten helfen, mit der Hitze klarzukommen". Im Workshop erfahren sie und die anderen Freiwilligen mehr über Hitzewellen und die Folgen für Körper und Psyche.

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Die Fenster im lang gezogenen Raum des Gesundheitsamts sind weit geöffnet. Auf dem Tisch stehen Getränke und Obst. Im Vortrag gibt Bernd Lehne weitere Ratschläge zum Umgang mit Hitzewellen: genug Trinken, lüften, kühle Orte aufsuchen. Sein Fokus liegt vor allem auf älteren Menschen, die solche eigentlich einfachen Maßnahmen nicht immer umsetzen würden. In Zukunft sollen die Hitzepatinnen und -Paten helfen, wenn es mehrere Tage am Stück heiß ist. "Achten Sie vor allen Dingen darauf, dass Sie selbst gut geschützt sind an dem Tag", mahnt Mediziner Lehne, "sich angemessen zu kleiden, an den persönlichen Sonnenschutz zu denken. Selbstschutz ist die Basis für Helfer!

Freiwillige helfen bei Hitze im Haushalt oder beim Einkauf

Das Hitzepaten-Programm ist in diesem Sommer gestartet und gehört zum Hitzeaktionsplan der Stadt. Damit will sich Bielefeld auf die Folgen des Klimawandels vorbereiten, zu denen auch längere Hitzewellen zählen können. Auch sei in den nächsten Jahrzehnten mit einer höheren Anzahl an heißen Tagen in den Sommermonaten zu rechnen, so das Umweltbundesamt. An den Wetterdaten der vergangenen Jahre sei ein entsprechender Trend erkennbar.

Dabei habe sich die Stadt an Programmen in Italien oder der Schweiz inspirieren lassen, erzählt Dirk Cremer vom Gesundheitsamt: "Wir kommen natürlich mit dem Wandel des Klimas dahin, dass es auch bei uns auch wärmer wird und wir uns um solche Fragen kümmern müssen." Mit dem Hitzeaktionsplan sollen neben älteren Menschen auch Kranke oder Obdachlose unterstützt werden.

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Ans Wassertrinken erinnern oder mitspazieren

Die Stadt setzt in einem ersten Schritt auf Informationen. Unter dem Motto "Heiße Tage, kühler Kopf" soll online, mit Plakaten und Flyern sensibilisiert werden. Eine zentrale Rolle spielt das Hitzetelefon, das Menschen bei Hitzewarnungen anruft und aufklärt.

Auf Wunsch werden so auch die Hitzepatinnen und -Paten wie Heike Führer aktiv: "Ich habe das Gefühl, dass die Hitze viele ältere Menschen überfällt." Als Freiwillige will die 55-Jährige ein Bewusstsein dafür schaffen und auch neue Menschen kennenlernen. Wenn es heiß wird, kann sie beim Einkaufen oder im Haushalt helfen. Oder manchmal auch einfach Gesellschaft leisten, ans Wasser trinken erinnern oder gemeinsam zu einem schattigen Ort spazieren.

Über das Thema haben wir am 01.08.2024 auch im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit OWL, 19.30 Uhr.