Mit drei anderen Tauschpaten lebe ich in einer WG. Hier im Viertel treffe ich fast jeden Tag meine Kinder auf der Straße. Ich fühle mich wohl in Marxloh, der Ort den viele nur als "Problem-Stadtteil" kennen, ist mein Zuhause. Ich liebe es, Kindern zu helfen. Die strahlenden Gesichter entschädigen für jeden anstrengenden Tag. Und davon gibt es hier in Duisburg-Marxloh einige.
Jeden Tag lerne ich hier mit den Kindern aus dem Stadtteil. Egal ob Englisch, Deutsch oder Mathe: Ich helfe überall, wo die Kids Hilfe brauchen. Ich bin aber keine Nachhilfelehrerin, die mit den Kleinen bloß die Hausaufgaben macht und dann verschwindet. Ich bin auch Freundin, Spielpatin, Konfliktlöserin und seelische Unterstützung.
Zum Glück bin ich mit den 100 Kindern, die über die Woche hierher zum Lernen kommen, nicht allein. Die anderen Tauschpaten haben auch viel zu tun. Tauschpaten, so heißen wir, die am Projekt "Tausche Bildung für Wohnen" teilnehmen. Wir helfen den Kindern und dafür wohnen wir hier kostenlos.
Die Eltern können ihren Kindern beim Lernen oft nicht helfen, zum Beispiel wegen Sprachbarrieren oder weil sie viel arbeiten müssen. Die finanziellen Möglichkeiten, die Kinder zur Nachhilfe zu schicken, bestehen oft nicht. Das versuchen wir ein wenig aufzufangen. Mehr Infos zum Projekt gibt es auf Lokalzeit Instagram:
Ich finde es ungerecht, dass die Kinder hier im Stadtteil so einen erschwerten Zugang zu Bildung haben. Deshalb bin ich froh, meinen kleinen Teil dazu beitragen zu können, dass die Kinder es etwas leichter haben.
Kinder wie Holia, der ich gerade erklärt habe, was das Wort "Schmuck" bedeutet, oder Vinaros der mit seinen Fingern angestrengt rechnet. Viele der Kinder hätten zu Hause nicht die Ruhe oder die Unterstützung, die sie hier bekommen, um so zu lernen, wie sie es verdienen.
Ich mache bei Tausche Bildung für Wohnen ein Jahr lang meinen Freiwilligendienst. Nach dem Abi habe ich hier angefangen. Wenn das Jahr vorbei ist, möchte ich soziale Arbeit studieren und weiterhin Kindern helfen, das Beste aus sich zu machen – trotz der Umstände, in denen sie aufwachsen.