Eiichiro Kawasaki in einer Warnweste verteilt in der Düsseldorfer Innenstadt Arbeitshandschuhe an seine Helfer. Einer davon steht links von ihm.

Warum ein Düsseldorfer jeden Samstag zur Müllzange greift

Düsseldorf | Füreinander

Stand: 29.03.2025, 08:54 Uhr

Jeden Samstag zieht Eiichiro Kawasaki los, um Düsseldorf ein Stück weit sauberer zu machen. Dafür wurde er bereits von der Stadt ausgezeichnet. Was treibt den 65-Jährigen an?

Von Yunus Gündüz, (Text) und Astrid Linn (Multimedia)

Es ist 10 Uhr morgens an einem grauen, aber zumindest trockenen Samstag im März. Eiichiro Kawasaki streift im Bahnhofsviertel in Düsseldorf durch die Straßen. Doch er macht keinen Spaziergang, der 65-Jährige hat eine Mission. Mit Arbeitshandschuhen, Kneifzange und Mülltüten bewaffnet, zieht er durch die Stadt. Alle paar Meter bleibt er stehen und hebt alte Zeitungen, Trinkpäckchen oder Tüten auf.

Düsseldorf: Ehrenamtliche kämpfen gegen Müll

Seit mittlerweile zehn Jahren geht Kawasaki jeden Samstag los, um seine Wahlheimat ein Stück weit sauberer zu machen. Weitere Ehrenamtliche haben sich dem gebürtigen Japaner angeschlossen. Heute sind zehn Freiwillige dabei. Kawasaki freut sich über jede helfende Hand, denn an Müll mangelt es nicht. Allein im Jahr 2023 leitete die Stadt Düsseldorf nach eigenen Angaben 2.100 Ordnungswidrigkeitenverfahren wegen illegaler Abfallentsorgung ein.

Der Einsatz von Kawasaki bleibt nicht unbemerkt. 2024 gewinnt er den Düsseldorfer Umweltpreis mit einem Preisgeld von 1000 Euro. Auch Passanten richten Dankesworte an Kawasaki. An eine Situation erinnert er sich noch genau:

Eiichiro Kawasaki über Dank und Geldscheine in seinem Kragen

00:31 Min. Verfügbar bis 29.03.2027

Der 5-Euro-Schein, den ihm eine Passantin wortlos in den Kragen gesteckt hat, hängt inzwischen eingerahmt in seinem Büro. Eigentlich ist Kawasaki Unternehmer für Bezahlautomaten.

Vor allem weggeworfene Zigaretten sind ein Problem

Die Gruppe kommt gut voran. Nach einer halben Stunde sind die ersten Tüten schon voll. Vor allem eine Sache heben die Ehrenamtlichen immer wieder auf: auf die Straße geworfene Zigarettenstummel. "Die Zigarettenstängel finde ich eigentlich am schlimmsten. Manchmal sieht man einen Mülleimer in zwei Meter Entfernung und dann liegen die Zigaretten einfach daneben", sagt einer der Helfer.

Rund zwei Drittel aller Zigarettenstummel werden laut WHO achtlos in der Natur statt im Aschenbecher entsorgt. Das Problem: In Tabakprodukten stecken viele giftige Chemikalien, alleine eine Zigarette kann 40 bis 60 Liter Grundwasser verseuchen, heißt es von Seiten der WHO.

Müll führt zu mehr Müll

Genau diese herumliegenden Zigarettenstummel haben Kawasaki zu seinem Ehrenamt inspiriert. Der 65-Jährige ist davon überzeugt, dass Müll zu noch mehr Müll führen kann. "Wenn man Müll auf der Straße sieht, dann zögert man weniger, seinen Müll einfach dazu zuwerfen", sagt Kawasaki. Inzwischen ist er sogar in drei Städten aktiv: Düsseldorf, Krefeld und Meerbusch. Aber außerhalb Düsseldorfs ist er noch alleine.

Gemeinsam Gutes tun: Eiichiro Kawasaki sucht noch Mitstreiter

00:14 Min. Verfügbar bis 29.03.2027

Neben den wöchentlichen Aufräumaktionen organisiert Kawasaki auch regelmäßig Wettbewerbe. "Spogomi" heißt die aus Japan stammende Sportart. In Dreierteams wird innerhalb einer Stunde so viel Müll wie möglich eingesammelt. 100 Gramm Restmüll ergeben zehn und 100 Gramm Kippenstummel 300 Punkte. Heute hätten Kawasaki und seine Mitstreiter gute Chancen: An diesem Samstag sammeln sie 30 Tüten Müll in zwei Stunden.

Über dieses Thema haben wir am 17.03.2025 auch im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Düsseldorf, 19.30 Uhr.