Tom Pungel, ein Mann mit Hut und schwarzem Mantel, steht mit einem Glaskasten voller Zigarettenstummel am Ufer des Biggesees

Zigarettenstummel am Biggesee? Nicht, wenn Tom Pungel unterwegs ist

Olpe | Füreinander

Stand: 10.02.2025, 12:54 Uhr

Achtlos weggeworfene Zigarettenstummel sind nicht so harmlos, wie viele denken. Das weiß Tom Pungel und nimmt den Umweltschutz selbst in die Hand. Warum er seinen Lieblingswanderweg am Biggesee retten will und sich von niemandem von seiner Mission abbringen lässt.

Von Elisabeth Konstantinidis

Es ist 10 Uhr morgens an einem trüben Tag im Januar. Doch das ist Tom Pungel egal. Für das, was er gleich vorhat, muss die Sonne nicht scheinen. Mit einem Kehrblech in der einen und einem Besen in der anderen Hand geht er los. Seine Tour führt rund um die Waldenburger Bucht. Der Biggesee ist Pungels liebste Wanderstrecke, doch eines stört ihn in der Naturidylle: "Besonders im Sommer liegen hier in kürzester Zeit bis zu 1000 Zigarettenstummel auf dem Weg."

Was Pungel am Biggesee in Attendorn ärgert, ist ein weltweites Problem. Rund zwei Drittel aller Zigarettenstummel werden laut WHO achtlos in der Natur statt im Aschenbecher weggeworfen - weltweit sind das rund 4,5 Billionen Stummel pro Jahr. In Deutschland raucht nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation jeder Fünfte ab 15 Jahren. Natürlich landen nicht all ihre Kippen in der Umwelt, aber viele.

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Statt sich immer nur über den Anblick zu ärgern, fasst Pungel einen Entschluss: Er sammelt die Zigaretten selbst ein. "Ich habe mir einfach Besteck besorgt - Besen und Schaufel - und bin losgezogen." Seitdem sind drei Jahre vergangen. Und der 44-jährige Gitarrenlehrer wird nicht müde. Ihm geht es nicht nur um den Anblick am Biggesee, sondern auch um die Natur - denn Zigaretten sind Gift für die Umwelt.

Warum Zigaretten so schädlich für die Umwelt sind

In Tabakprodukten stecken laut NABU mehr als 7000 giftige Chemikalien. Eine einzige Zigarette kann bis zu 1000 Liter Wasser verunreinigen, heißt es. "200 Zigarettenstummel verseuchen so viel Trinkwasser, dass ein Mensch 10 ganze Jahre davon trinken könnte. Und genau daran denke ich, wenn ich hier unterwegs bin. Um so viele Stummel aufzusammeln, brauche ich vielleicht 40 Minuten", sagt Pungel.

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Neben Besen und Kehrblech gehören auch kleine Taschen-Aschenbecher zu Pungels Ausrüstung. Als er an diesem grauen Morgen beobachtet, wie eine Frau ihre Zigarette wegwirft, geht er direkt auf sie zu. "Hallo, ich habe gerade gesehen, dass Sie Ihre Zigarette auf den Boden geworfen haben. Ich möchte Ihnen für die Zukunft gerne eine Alternative anbieten", sagt der 44-Jährige und hält ihr einen Korb mit kleinen Metalldosen entgegen.

Die Frau lächelt überrascht und verlegen, dann greift sie dankend zu. Ob sie in Zukunft den Taschen-Aschenbecher benutzen wird? Das weiß niemand. Aber: "Es ist besser, den Leuten eine Alternative zu bieten, als ihnen einfach vor den Latz zu knallen: Du sollst keine Zigaretten wegwerfen. Ich möchte zum Mitdenken anregen", sagt Pungel.

Zwischen Anerkennung und Bedrohung

In Attendorn kennen inzwischen viele Menschen den Mann mit Mission. Manche grüßen ihn freundlich, finden sein Engagement klasse. Doch nicht jeder reagiert freundlich - gerade, wenn er Menschen nach dem Wegwerfen einer Zigarette anspricht. "Dann kommen Drohungen mit 'Ich weiß, wo dein Auto steht' oder körperlichem Schaden, der mir zugefügt werden sollte." Doch Pungel lässt sich nicht einschüchtern. "Ich bleibe nett und freundlich. Das irritiert die Menschen dann im Nachhinein."

Auf einem Stein steht ein Glaskasten mit hunderten Zigarettenstummeln gefüllt.

Das Ergebnis von Tom Pungels "Kippenrettung"

Die Drohungen könnten ihn abschrecken, aber Pungel bleibt seiner Mission treu. "Jede weggeworfene Safttüte, jede Zigarette ist eine zu viel", sagt der 44-Jährige und blickt auf einen Zigarettenstummel in seiner Hand. Er hebt den Kopf und genießt den Ausblick auf den Biggesee. "Wir leben an einem so schönen Ort - das ist doch nicht nötig, oder? Jeder kann einen Unterschied machen."

Über dieses Thema haben wir auch am 28.01.2025 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit Südwestfalen, 19.30 Uhr.