Aus allen Ecken zirpt es laut. Die Luft ist feucht, überall wuchern grüne Schlingpflanzen. Das ist der "Dschungel von Gladbeck", wie die Kunden das Geschäft von Manuel Krauß liebevoll nennen. Der 32-Jährige ist Experte für Terraristik, er verkauft Terrarien und Zubehör für exotische Tiere. Mit Tieren selbst handelt er nicht. Trotzdem leben hier inzwischen über 90 Tiere.
Sein Geschäft ist zu einer Auffangstation für Tiere geworden, die keiner mehr will. Weil Krauß so gut ausgestattet ist, wurde der Fachhändler irgendwie zum ehrenamtlichen Tierheim für Leguane, Schlangen und giftige Fische. Bei tropischen Temperaturen und mit jeder Menge grüner Pflanzen fühlen sich die Exoten wohl.
Auffangstation für alles von Fisch bis Leguan
Die Tiere bekommt Krauß von Tierheimen, aus Beschlagnahmungen oder die Halter kommen direkt bei ihm vorbei. So wie Reinhard Alexander heute. Sein Aquarium ist kaputt. Er steht mit einem roten Eimer voller Guppys vor Krauß. "Ich weiß nicht, wohin mit den Fischen. Ich habe überall angerufen, aber keiner nimmt sie. Ich kann sie doch nicht im Klo runterspülen." Er habe den Tipp bekommen, mal bei Krauß nachzufragen.
Der 32-Jährige stellt keine Fragen. Er nimmt die 250 kleinen Fische, denn in dem Eimer können sie nicht lange bleiben. In einem seiner Aquarien, die eigentlich nur als ein Beispiel zur Gestaltung gedacht sind, ist noch Platz. Geld will der Fachhändler nicht. Er verkauft die Tiere auch nicht weiter, wenn sie nicht wieder abgeholt werden.
Von Kiel zu Krauß nach Gladbeck
Leguan Tuc wohnt nun schon seit über einem Jahr bei Krauß. Er hat ihn vom Tierheim in Kiel bekommen, der eigentliche Besitzer war überfordert. Häufig sei den Leuten nicht bewusst, wie aufwendig es ist, solche Tiere zu halten. "Das sind keine Kuscheltiere, mit denen man auf der Couch liegt", sagt Krauß. Sie schlagen mit dem Schwanz, wenn sie gestresst sind. "Das kann ganz schön ins Auge gehen."
Das Futter für die Tiere bezahlt er aus eigener Tasche. "Ab und zu lässt mal jemand eine Spende da", sagt Krauß. Das macht auch Reinhard Alexander, damit seine Guppys es gut haben. Trotzdem kann Krauß nicht jedes Tier aufnehmen. Einmal habe ihm jemand einen Kaiman, eingewickelt in einen Teppich, vor das Geschäft gelegt. "Die Schnauze war mit Panzerband zugeklebt, grausam", erzählt er. Das Tier hat überlebt und wurde an einen geeigneten Halter weitervermittelt, denn hier war kein Platz für so ein Tier.
Krauß ist ein bisschen stolz auf seine Sammlung, aber er möchte auch an die Tierhalter appellieren. Er lädt jeden herzlich ein, sich in Sachen Exoten bei ihm zu informieren. Dann würde vielen klar werden, dass solche Tiere extrem aufwendig in der Haltung sind. Und so einen Dschungel wie in seinem Laden können zu Hause nur wenige bieten.
Über dieses Thema berichten wir auch am 29.07.2024 im WDR Fernsehen: Lokalzeit Ruhr, 19.30 Uhr.