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Die Welt hört Bochum: Das "Cute Community Radio"
Stand: 22.11.2023, 12:53 Uhr
In einem kleinen ehemaligen Ladenlokal in Bochum entsteht jeden Donnerstag eine Radioshow. Die Künstler: Vor allem Nachwuchs-DJs aus der Umgebung, oft mit Migrationsgeschichte. Das Publikum: Verteilt auf der ganzen Welt - und auf zwölf Quadratmetern.
Von Stefan Weisemann (Text) und Melanie Klüting (Multimedia)
Vom gelben DJ-Pult wummern die Bässe. Auf den blauen Sitzpolstern wippen junge Frauen im Takt der Musik. Die pinken Wände werden von einer unter der Decke glitzernden Discokugel angestrahlt. Praktisch Schulter an Schulter bewegt sich rund ein Dutzend Menschen zur Musik. Herzlich willkommen im "Cute Community Space" in Bochum. Mit gerade einmal zwölf Quadratmetern ist er wohl Bochums kleinster Club. Ganz bestimmt aber der einzige Club, der gleichzeitig auch noch ein Radiostudio ist.
Organisation, Künstlerbetreuung, Technik, Fördergelder - Guy Dermosessian ist hier der Mann für alles. Der 38-Jährige ist selbst DJ und Veranstalter. Um den "Cute Community Space" kümmert er sich ehrenamtlich und spürbar mit sehr viel Herzblut. Dermosessian ist im Libanon geboren und aufgewachsen, seit 2007 lebt er in Bochum.
Was macht den "Cute Community Space" in Bochum so besonders?
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Dermosessian hat einen solchen Ort für Musik nun selbst geschaffen. In einem leer stehenden Ladenlokal, zwischen der Bochumer Innenstadt und dem Bergbaumuseum. "Ich bin in Beirut in einer Zeit aufgewachsen, in der Leerstand keine Seltenheit war. Dort habe ich gelernt, Leerstände zu bespielen und Veranstaltungen in leeren Orten zu machen."
Kaum in Bochum angekommen hat Dermosessian deshalb nach einem passenden leeren Ort die Augen offen gehalten. Es hat etwas länger gedauert. Nach 15 Jahren war der perfekte Ort gefunden: Das kleine Ladenlokal mit dem großen Schaufenster im Bochumer Kortländer Kiez.
Mischung aus Club und Radiostudio
Doch nicht nur die Bochumer selbst sollen etwas von der DJ-Musik aus dem Ladenlokal haben. Die Musik wird live im Internet übertragen und ist als "Cute Community Radio"auch auf Abruf zu hören. Jeden Donnerstagabend legen in Bochum DJs auf. Und jeden Donnerstagabend hören Menschen auf der ganzen Welt zu. Rund 300 sind es im Schnitt.
"Natürlich gibt es eine Familie, die immer wieder da ist. Deren Namen wir im Stream auch sofort erkennen. Aber jede Sendung hat eine andere Crowd", sagt Dermosessian mit einem breiten Lächeln auf den Lippen. Als zum Beispiel mal DJs aus Argentinien in Bochum aufgelegt haben, haben im Stream spürbar viele Menschen aus Argentinien und dem Rest Südamerikas zugehört.
Auch die, die hautnah in Bochum dabei sind, sind begeistert. "Ich bin ganz überwältigt von den Farben und der Stimmung", sagt eine junge Besucherin. "Sowas gibt es in Bochum nicht so oft, einfach super", sagt ein anderer.
Raum für Nachwuchs-Künstler in Bochum
Die Musik für das "Cute Community Radio" kommt von lokalen und migrantischen Künstlern. Dermosessian nennt den Ort eine "dezidierte Widmung an migrantische Popkultur". Einfacher gesagt: Hier geht es um Musik und Spaß, nicht darum, aus welchem Land man kommt. Und auch nicht, wie lange man schon Musik macht.
Adjovi Eklou - Künstlername Adjo - zum Beispiel ist erst seit zwei Jahren DJ. Die junge Frau spielt pan-afrikanische Sounds und R&B. Im "Cute Community Space" sammelt sie ihre ersten Bühnen-Erfahrungen.
Warum der "Cute Community Space" für Adjo eine große Chance ist
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Für dieses Austoben gibt es auch eine Gage. Dank Fördergeldern vom Land NRW. Die sorgen auch dafür, dass man im "Cute Community Space" keinen Eintritt zahlen muss. Für eine Kasse wäre in dem kleinen Raum aber wohl ohnehin kein Platz. Nur wenige Zuhörer passen rein, wer zu spät kommt, muss draußen auf dem Bürgersteig stehen bleiben.
Zwei oder drei Stunden gehen die Shows am Donnerstagabend. Fast die ganze Zeit über hat Organisator Dermosessian den Laptop im Blick. Er guckt, wie viele Zuhörer im Live-Stream mit dabei sind. Und sagt mit einem breiten Grinsen im Gesicht: "Bochum to the world".
Über dieses Thema haben wir auch am 16.11.2023 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit Ruhr, 19.30 Uhr.