Die niederländische Nordsee, ein Strand in Scheveningen. René Kullick, seine Frau Denise und ihr Mitarbeiter laufen die Promenade entlang. Der Wind weht ihnen um die Ohren. Was nach einem gemütlichen Ausflug aussieht, hat einen ernsten Hintergrund. In der Hand trägt Kullick eine bunte Tasche. Darin befindet sich die Asche eines Verstorbenen. Sein Wunsch: Hier am Meer bestattet zu werden.
Mit diesem Wunsch ist der Verstorbene nicht allein. Der Anteil der Menschen in Deutschland, die sich eine klassische Sargbestattung auf dem Friedhof wünschen, wird immer geringer. Das hat eine Studie des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Verbraucherinitiative Bestattungskultur aus dem Jahr 2022 ergeben. Demnach wünschten sich 2004 noch 39 Prozent der Deutschen, in einem Sarg beerdigt zu werden. 2022 seien es nur noch zwölf Prozent gewesen. Sechs Prozent der Befragten würden eine Seebestattung bevorzugen.
Ballon-Bestattung in Deutschland nicht erlaubt
Mit Unterstützung ihres Kollegen René de Vries befüllen die Kullicks aus Herne die Bestattungs-Ballons. Durch die Fahrt in die Niederlande ermöglichen die Bestatter aus dem Ruhrgebiet den Menschen etwas, das in Deutschland bislang in der Regel nicht erlaubt ist: die Asche eines Verstorbenen in der freien Natur zu verstreuen. Genau das wünschen sich laut der Forsa-Umfrage 13 Prozent der Befragten. Für viele sei der in Deutschland immer noch recht strenge Friedhofszwang nicht mehr zeitgemäß.
Der Verstorbene, den René und Denise Kullick heute gen Himmel aufsteigen lassen, wollte nach seinem Tod niemandem zur Last fallen. "Die Angehörigen waren gerne in Scheveningen", weiß René Kullick. "Auch der Verstorbene selbst war zu Kindheitszeiten viel hier." Und dorthin kehrt er nun zurück. Am Strand lassen die Bestatter die biologisch abbaubaren Ballons los. Bis in rund 20 Kilometer Höhe werden sie aufsteigen und dort platzen. Der Wind trägt die Asche davon. In die Freiheit.