Miryam Suleiman steht im Friseursalon in Ahlen und lacht

Vom Kriegsgebiet in den Friseursalon: Syrerin findet ihren Traumjob

Warendorf | Füreinander

Stand: 29.04.2025, 11:58 Uhr

Seit Miryam Suleiman vor zehn Jahren nach Deutschland gekommen ist, war sie Hausfrau und Mutter. Jetzt startet die Syrerin durch: Sie hat in Ahlen ihren Traumjob als Friseurin gefunden. Wie sie mit Unterstützung den Einstieg ins Berufsleben geschafft hat.

Von Katja Bothe

Miryam Suleiman ist konzentriert. In der linken Hand hält sie einen Kamm. In der rechten eine durchsichtige Plastikflasche, die ein bisschen aussieht wie eine Mayonnaiseflasche. Damit verteilt die 36-Jährige eine helle Haartönung auf dem Kopf ihrer Kundin. Stück für Stück arbeitet sie sich in jede Ecke des Kopfes vor, zwischendurch sortiert sie die Haare mit dem Kamm neu.

Da Suleiman auch in Syrien im Beauty-Bereich gearbeitet hatte, ist Haarefärben für sie kein Neuland. Die kurzen und dünneren Haaren der Kundinnen hingegen schon.

Warum sich Miryam Suleiman bei den Haaren umstellen musste 00:13 Min. Verfügbar bis 29.04.2027

Ohne Herausforderungen wäre es vielleicht auch langweilig in ihrem Traumjob. "Ich bin sehr froh", sagt sie. Doch bis sie im Friseursalon anfangen konnte, war es ein langer Weg.

Ahlen: Dank Caritas-Projekt im Traumjob

Für Geflüchtete ist es in Deutschland kompliziert, einen Arbeitsplatz zu finden. Wer nach NRW kommt, darf zunächst gar nicht arbeiten. So wie überall in Deutschland. Dieses Beschäftigungsverbot dauert mindestens drei Monate, kann aber ausgeweitet werden. Danach muss meistens die Ausländerbehörde einer Arbeit zustimmen. Dabei ist nicht jede Arbeit erlaubt. Die Folge: Allein im März 2025 suchten laut Bundesagentur für Arbeit mehr als 830.000 Geflüchtete in Deutschland einen Job.

Suleiman floh vor zehn Jahren von Syrien nach Deutschland. Die Erziehung ihrer drei Kinder nimmt damals viel Zeit in Anspruch. Ihr fehlt es an Zeit und Kraft für einen Job. Erst recht, als der Vater die Familie verlässt. Seitdem ist Suleiman allein für ihre beiden Söhne, 17 und 15 Jahre alt, und ihre achtjährige Tochter verantwortlich.

Doch Suleiman will endlich einen eigenen Job, selbst Geld verdienen. Unterstützung bekommt sie dabei von Judith Jäger von der Caritas im Kreis Warendorf. Sie hat Suleiman bei der Jobsuche geholfen. Sie unterstützt sie beim Ausfüllen von Formularen und der Strukturierung des Alltags. "Ich habe Mut gemacht und bestärkt, als Frau Suleiman mir erzählte, dass sie die Stellenanzeige im Schaufenster des Salons wahrgenommen hat", sagt Jäger. Ein Anruf, ein Gespräch - und Suleiman hatte den Job.

Diese Eins-zu-eins-Betreuung durch einen Coach ist nicht günstig - aber vergleichsweise erfolgreich. Das Geld dafür stellt die Europäische Union, der Bund und das Jobcenter im Kreis im Rahmen des Projekts "Anna 3.0". Mit einer Million Euro sollen Langzeitarbeitslose in Arbeit gebracht werden. In 27 Fällen hat das bisher geklappt.

Syrischer Trend im Ahlener Friseursalon

Suleiman ist glücklich über ihre Anstellung. Und ihre Chefin auch. "Miryam macht das schon ganz hervorragend", sagt Carola Neumann. In ihrem Salon in Ahlen hat Suleiman zuerst einige Monate ein Praktikum gemacht. Jetzt beginnt sie ihre Ausbildung zur Friseurin. Neben dem Mindestlohn bekommt sie in dieser Zeit weitere finanzielle Unterstützung. Denn vom Gehalt allein könnte sie sich und ihre drei Kinder nicht ernähren.

Im Salon bringt sich Suleiman schon mit ihren Fähigkeiten ein. Dank ihr gibt es dort inzwischen ein neues Angebot: Augenbrauenzupfen mit Faden, wie sie es in Syrien gelernt hat. Erst waren die Kundinnen skeptisch. "Aber mittlerweile hat sie ihren Fanclub", sagt Chefin Neumann.

Carola Neumann ist begeistert von der Arbeit von Miryam Suleiman 00:21 Min. Verfügbar bis 29.04.2027

Neumann kann und möchte auf ihre neue Auszubildende nicht mehr verzichten. Suleiman geht es mit ihrem neuen Job genauso. "Ich glaube, wir sind beide froh, dass wir uns gefunden haben", sagt Neumann. Suleiman nickt.

Über dieses Thema haben wir auch am 02.04.2025 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Münster, 19.30 Uhr.