Kassen vor dem Kollaps: Wird Gesundheit unbezahlbar?

Presseclub 20.10.2024 57:12 Min. UT Verfügbar bis 20.10.2026 Das Erste

Kassen vor dem Kollaps: Wird Gesundheit unbezahlbar?

Die Versicherten der gesetzlichen Krankenversicherung müssen ab 2025 so viel Geld für ihre Gesundheit bezahlen wie noch nie. In den Kassen klafft ein Loch von rund 14 Milliarden Euro. Dabei hat Deutschland schon heute das teuerste Gesundheitssystem in Europa – und trotzdem reicht das Geld nicht. Woran liegt das? Müssen wir uns langfristig vom Solidarprinzip in der Krankenversicherung verabschieden? Und wie teuer wird das dann?

Für Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, SPD, liegt das Problem auf der Hand. Wir gäben viel zu wenig Geld für Prävention aus, die Digitalisierung im Gesundheitswesen komme nicht voran und in der stationären Versorgung stiegen die Ausgaben im Rekordtempo. Deshalb sei die von ihm initiierte Krankenhausreform, die der Bundestag diese Woche beschlossen hat, unabdingbar.

Krankenhausreform unausweichlich?

Mittelfristig mag das so sein, kurzfristig benötigt die Reform aber in den kommenden 10 Jahren jeweils 5 Milliarden Euro zusätzlich. Und das Geld ist bei der bevorstehenden Erhöhung noch gar nicht eingepreist. Kostentreiber sind neue, teure Medikamente und der Einsatz von Hightechmedizin in einer immer älter werdenden Gesellschaft.

Darüber hinaus sind die Kassen auch deshalb stark belastet, weil aus ihrem Topf versicherungsfremde Leistungen bezahlt werden, wie die medizinische Versorgung von Bürgergeldbeziehern. Die Koalition hatte versprochen, das zu ändern. Bisher Fehlanzeige. Stellt sich die Frage, wie es gelingen kann, gute medizinische Behandlungen für alle auch in Zukunft zu sichern?

Einsparungen oder Systemwechsel?

Ohne zusätzliche Steuermittel in Höhe von 100 Milliarden Euro wäre das System längst kollabiert. Gibt es noch Einsparpotenzial, ohne dass die Versorgung leidet? Oder brauchen wir einen radikalen Systemwechsel, indem alle in ein gemeinsames Krankenversicherungssystem einzahlen? Karl Lauterbach wirbt schon seit Jahren für eine Bürgerversicherung – doch die politischen Mehrheiten dafür fehlen. Müssen die Kassen den Leistungskatalog drastisch zusammenstreichen? Brauchen wir eine ehrliche Debatte darüber, wer welche Versorgung künftig vollumfänglich beanspruchen kann und wer nicht? Worauf müssen sich die Versicherten einstellen?

Stand: 18.10.2024, 15:05 Uhr