In der "Lindenstraße" von Folge 249 bis 696
Für Wanda Winicki steht das Wohl der Familie an erster Stelle. Um ihren Lieben nahe zu sein, nimmt sie so manche Beschwerlichkeit selbstlos hin. Doch auch Wanda hat ihre Schmerzgrenze und weiß im rechten Moment ihre eigenen Interessen zu vertreten…
Wanda Winicki: Die ganze Geschichte
Wanda Kollin wird am 17. Juli 1938 im polnischen Stargast geboren und wächst in der pommerschen Provinz auf. Anfang der 1950er Jahre lernt sie in Warschau den Landarbeiter Jaruslav Winicki kennen, den sie 1958 heiratet. Fünf Jahre später, am 10. Februar 1963, wird ihre gemeinsame Tochter Urszula geboren.
Im September 1990 führt die Verzweiflung Wanda, Jaruslav und Urszula nach München: In ihrem bisherigen Heimatort Czerk können sie nicht mehr genug verdienen, um zu überleben, zumal Urszula schwanger ist. Deshalb beschließen die Winickis nach Deutschland überzusiedeln (Folge 249). Fürs Erste finden sie Asyl bei ihren Verwandten Rosi und Hubert Koch. Dank Hubert finden die Winickis schon wenige Wochen später Arbeit auf einem Bauernhof in Bad Reichenhall. Dort wird am 18. Oktober 1990 Enkelin Irina geboren, die die nächsten anderthalb Jahre von Wanda und ihrem Mann aufgezogen wird, weil Urszula zu den Kochs nach München zieht. Erst im März 1992 folgt die Kleine ihrer Mutter in die Bayern-Metropole.
Im Dezember 1993 steckt das Ehepaar Winicki erneut in einer misslichen Lage. Auch auf dem Bauernhof in Bad Reichenhall gibt es nicht mehr genug Arbeit für alle. Mittellos und ohne Bleibe bitten sie Urszula um Hilfe (Folge 418). Zunächst kommen Wanda und Jaruslav bei Urszula und ihrem Mitbewohner Gung in der Kochschen Wohnung unter, da Hubert und Rosi erst Weihnachten wieder aus dem Urlaub zurück erwartet werden.
Doch die Not ist groß, als Kochs am zweiten Weihnachtstag in die Lindenstraße zurückkehren und Wanda und Jaruslav die Wohnung wieder räumen müssen: Trotz des Kriegsvertriebenenausweises und Urszulas emsigen Bemühungen in den letzten Wochen hat das polnische Ehepaar mit bis zu zwei Jahren Wartezeit auf eine eigene Wohnung zu rechnen. Deswegen müssen die Winickis zunächst in ein Übersiedlerheim ziehen. Wanda ist verzweifelt. Die Zustände in der Notunterkunft sind so deprimierend, dass sie noch am selben Abend in die Lindenstraße zurückkehren und um Hilfe bitten will (Folge 421). Es wird beschlossen, dass sie wieder bei den Kochs einziehen dürfen.
Alle haben unter der Enge der Wohnung zu leiden, doch vor allem für Wanda wird das Zusammenleben mit den Kochs zum Spießrutenlauf. Ihr Verhältnis zu Rosi ist von ständigen Konflikten geprägt, denn immer wieder wird sie von der Rentnerin schikaniert und herumkommandiert. Zum Glück findet Wanda bald eine Stelle im „Akropolis“, dem griechischen Lokal in der Lindenstraße. Als auch Jaruslav Arbeit in einer Fabrik bekommt, sind die Winickis wenigstens in finanzieller Hinsicht aus dem Gröbsten heraus.
Wanda bemerkt jedoch, dass ihr Ehemann sich in München nicht einlebt und immer stärker unter Heimweh leidet. Deshalb beschließt sie, heimlich die gemeinsame Rückkehr nach Polen zu organisieren. Um vorab eine Bleibe zu finden, kontaktiert sie eifrig alte Freunde und Bekannte.
Anfang Juli 1994 fruchten ihre Bemühungen: Freunde aus Danzig bieten an, die Winickis bei sich aufzunehmen – und schon für Ende des Monats ist die Rückkehr nach Polen geplant. Mit ihrer Aktion macht Wanda ihren Ehemann überglücklich. Doch über die Euphorie legt sich noch vor der Abreise ein düsterer Schatten: Mitten im freudigen Umzugstrubel erliegt Jaruslav einem plötzlichen Herzversagen (Folge 451). Wanda ist am Boden zerstört und kehrt am 28. Juli 1994 allein nach Polen zurück, wo Jaruslav in seinem Heimatort Wolka beigesetzt wird.
Zwei Jahre später, am 29. August 1996, wird Wandas zweites Enkeltöchterchen Paula geboren. Um Urszula, die als Friseurin mittlerweile stark eingespannt ist, unter die Arme zu greifen, kehrt Wanda im September in die Lindenstraße zurück (Folge 562). Sie lebt nun wieder bei Rosi, von der sie wie eh und je getriezt wird. Neben den Problemen mit Rosi macht sich Wanda auch Sorgen um ihre jüngste Enkelin: Bei der kleinen Paula wird Diabetes diagnostiziert. Mutter und Großmutter müssen nun lernen mit der Krankheit und den Insulinspritzen umzugehen.
Auch Hubertchen ist mittlerweile verstorben und als Rosi ein Auge auf den Pastor Friedemann Traube wirft, fällt Wanda noch tiefer in Ungnade. Versehentlich platz Wanda in ein Plauderstündchen des Geistlichen mit ihrer Wohnungsgenossin (Folge 611). Der missgestimmten Rosi entgeht dabei nicht, wie sehr Wanda dem Pastor gefällt. Sie ist stinksauer. Doch was kann Wanda dafür, dass sich Traube in sie verguckt hat?
Bei einer erneuten Begegnung fallen die Würfel dann endgültig: Traube schenkt Wanda Blumen und bittet sie um ein Treffen im „Akropolis“ (Folge 613). Zwischen Wanda und Herrn Traube entwickelt sich eine Liebesbeziehung, die von Rosi argwöhnisch beäugt wird. Doch Wanda ist selig, nach dem Tod von Jaruslav wieder einen Mann akzeptieren zu können, wie sie ihrer Tochter verrät. Und auch Urszula freut sich, dass ihre Mutter endlich wieder einen Partner hat.
Im Januar 1998 verschwindet Rosis Enkelsohn Max Zenker spurlos. Gabi, Rosis Tochter, weiß vor Kummer weder ein noch aus und zieht zu Rosi, Gung und Wanda. Da die Räumlichkeiten für vier Personen jedoch zu eng sind, fürchtet Wanda, dass Rosi die Gunst der Stunde nutzen wird, um sie aus der Wohnung zu zitieren (Folge 639). Hilfe kommt von Pastor Traube: Er bietet seiner Lebensgefährtin an, zu ihm zu ziehen – und nach einigem Überlegen sagt Wanda zu. Tochter Urszula ist hin- und hergerissen zwischen Freude und Besorgnis über diesen Schritt. Wie soll sie zukünftig ohne Wandas Hilfe mit den Kindern auskommen?
Leider kommt Wanda im Zusammenleben mit Pastor Traube vom Regen in die Traufe: Wurde sie früher von Rosi bevormundet, so versucht nun ihr neuer Lebensgefährte, über sie zu verfügen. Deutlich zeichnet sich ab, dass der Pastor seine Geliebte für sich haben möchte und sich von ihrem engen Umgang mit der Familie gestört fühlt. Eine Weile versucht Wanda den schwierigen Spagat zwischen den Angehörigen und ihrem neuen Partner zu meistern, doch der Druck lastet so schwer auf ihr, dass sie Traube sogar belügt, um sich um ihre Enkelinnen kümmern zu können. Als der Pastor sie dabei erwischt, stellt er sie vor die Wahl – er oder die Kinder (Folge 665). Wanda ist ratlos.
Ende September trifft Wanda ihre Entscheidung: Mit Sack und Pack steht sie vor Urszulas Haustür – auf ihre Familie kann und will sie nicht verzichten. Da Urszula mittlerweile mit ihren eigenen Töchtern sowie mit ihrem Freund Paolo Varese und dessen Töchtern Marcella und Giovanna zusammenlebt, ist für Wanda allerdings kein Platz in der Wohnung. Deshalb gerät Wanda in die Verlegenheit, mal wieder Rosi um Asyl bitten zu müssen.
Rosi knüpft Wandas Einzug hämisch an zahlreiche Bedingungen. Wanda soll den Haushalt schmeißen (Folge 668). Auch haben sich Rosis Kommandos im Ton eindeutig verschärft, doch die gutmütige Wanda nimmt die Demütigungen geduldig in Kauf. Selbst anderen fällt Rosis herrisches Verhalten auf. Iffi Zenker erlaubt es sich sogar, ihre Quasi-Großmutter Rosi eine „Sklaventreiberin“ zu nennen (Folge 674). Wanda jedoch bleibt sowohl den Angriffen als auch den Verteidigungen gegenüber gelassen.
Wenig später wird Wandas Mutter, die in Warschau lebt, schwer krank. Da die alte Frau keine fremde Hilfe akzeptiert, bricht Wanda im Januar 1999 nach Polen auf, um sie zu pflegen (Folge 684). Schon im April reist Wanda aus einem traurigen Anlass wieder nach München (Folge 696). Die kleine Paula ist bei einem Wohnungsbrand ums Leben gekommen und wird am 01. April 1999 beerdigt. Wanda muss sofort nach dem Begräbnis zurück nach Warschau, da es ihrer Mutter sehr schlecht geht. Obwohl auch die wenig später stirbt, kehrt Wanda nicht mehr nach München zurück.