In der "Lindenstraße" von Folge 671 bis 765
Sonderling Walter Backhaus zieht von Anfang an das Misstrauen der Lindenstraßen-Bewohner auf sich. Insbesondere bei Familie Beimer-Ziegler sorgt er für Unruhe, als er zum väterlichen Freund und engen Vertrauten für deren Sohn Tom wird. Als Backhaus dem Jungen seinen großen Traum vom Fliegen erfüllen will, kommt es fast zur Katastrophe…
Backhaus: Die ganze Geschichte
Walter Backhaus wird am 06. März 1933 in Kiel geboren. Als die Eltern 1978 sterben, wirft ihn sein Bruder als Alleinerbe aus dem Geschäft, das Walter mit seiner Mutter aufgebaut und wo er zwanzig Jahre lang gearbeitet hat. Backhaus findet keine neue Arbeit und beginnt zu trinken. 1989 startet er einen Versöhnungsversuch. Als dieser scheitert, setzt Backhaus von Rachegefühlen getrieben das Geschäft seines Bruders in Brand – ohne jedoch zu ahnen, dass dieser sich zusammen mit Ehefrau und Sohn noch im Haus aufhält. Backhaus wird 1990 wegen Brandstiftung und Totschlag zu zehn Jahren Haft verurteilt.
Am 15. Juli 1998 wird er wegen guter Führung auf Bewährung entlassen und zieht in die Münchener Lindenstraße, wo er in recht bescheidenen Verhältnissen lebt. Über den "Neuen" in der Nachbarschaft wird von Anfang an viel geredet, und durch die Gerüchte, dass er im Gefängnis war, wird das Bild des geheimnisvollen Unbekannten noch verstärkt.
Komischer Kauz: Hans Beimer (Joachim Hermann Luger) ist der seltsame Walter Backhaus nicht geheuer.
Im Dezember 1998 lernt Walter Backhaus im "Café Bayer" den neunjährigen Tom Ziegler kennen (Folge 680). Der Junge ist sofort fasziniert von dem älteren, erfahrenen Mann, der ihm zahlreiche Geschichten aus seinem bewegten Leben und von seinen Reisen in ferne Länder zu erzählen weiß.
Auf Anhieb freunden sich die beiden miteinander an. Toms Vater Hans Beimer ist die Freundschaft seines Sohnes mit dem um viele Jahrzehnte älteren Mann jedoch ein Dorn im Auge (Folge 682).
Zündstoff: Backhaus erklärt Tom, was man beim Feuerwerk beachten muss.
An Silvester scheinen sich Hans’ Vorbehalte zu bestätigen: Backhaus zeigt Tom, wie man fachmännisch eine Rakete zündet und welche Sicherheitsvorkehrungen man dabei treffen muss. Dann aber lässt er Tom mit der Rakete alleine und bekommt deshalb nicht mehr mit, dass um Mitternacht fast ein Unglück geschieht, als bei Toms Rakete die Halterung abbricht, er sie aber trotzdem anzündet (Folge 683). Glücklicherweise kann im letzten Moment das Schlimmste verhindert werden. Dennoch sieht sich Backhaus seitens Hans mit schweren Vorwürfen konfrontiert (Folge 684).
Der alte Mann stößt mit seiner unkonventionellen Art auch weiterhin auf Ablehnung bei Toms Vater, da dieser in Backhaus einen Rivalen um die Gunst seines Sohnes sieht. Hans ist bemüht, den aufsässigen Tom zur Räson zu bringen, hat dabei aber gegen Backhaus keine Chance. Dieser macht Tom nämlich keine Vorschriften, sondern überlässt ihm nach dem Motto "Müssen tust du gar nichts" selbst die Entscheidungsfreiheit. Auch dass Backhaus im Gefängnis gewesen ist, scheint Tom nicht zu stören. So kommt es, dass der Junge immer, wenn er Ärger mit seinen Eltern hat, Zuflucht bei seinem väterlichen Freund sucht.
Hans passt das gar nicht, schließlich kann er nicht ahnen, dass Backhaus eigentlich nur gute Absichten hegt: Der alte Mann möchte nichts anderes, als dem kleinen Tom in einer schwierigen Entwicklungsphase zu helfen, indem er ihm – wenn auch manchmal auf recht eigenwillige Art und Weise – die Welt erklärt.
Weise Worte: Gebannt lauscht Tom seinem väterlichen Freund.
Im Juni zieht Tom zum Ärger seiner Eltern für eine ganze Woche zu Backhaus. Der Junge tut so, als würde er sich nicht mehr für seine Familie interessieren, obwohl er erst gerade einen neuen Bruder bekommen hat: den kleinen Martin. Backhaus spürt allerdings, dass Tom trotz allem unter Heimweh leidet und redet ihm gut zu, zu seinen Gefühlen zu stehen und wieder nach Hause zu gehen. Feinfühlig hilft Backhaus dem Jungen aus seiner Trotzhaltung heraus und bringt ihn schließlich zu seiner Mutter und dem neuen Brüderchen ins Krankenhaus (Folge 706).
Mitte August 1999 machen die beiden ungleichen Freunde einen zweitägigen Zeltausflug (Folge 715). Unterwegs entdeckt Tom plötzlich einen Heißluftballon am Himmel und ist sofort Feuer und Flamme. Backhaus blickt ebenfalls sehnsüchtig hinauf und erzählt Tom abends am Lagerfeuer, dass der Bau von Heißluftballons bei den "Backhäusern" eine ganz alte Familientradition sei: Angeblich habe Walters Ururgroßvater bei den Brüdern Montgolfière, den Erfindern des ersten Heißluftballons, gelernt, wie man Ballons baut, und dieses Wissen sei über alle Generationen weitergereicht worden. Backhaus muss Tom daraufhin sein „Indianerehrenwort" geben, dass die beiden Freunde zusammen auch einen Ballon bauen.
Als Backhaus sein Versprechen Wochen später noch nicht eingelöst hat, kommt es im September 1999 zum Streit mit Tom (Folge 722). Der Junge ist auch nicht durch ein selbstgebautes Ballonmodell, das tatsächlich fliegen kann, zu besänftigen. Backhaus erbittet sich deshalb noch etwas Zeit.
Im November 1999 keimt in der Lindenstraße erneut das Misstrauen gegenüber dem Sonderling auf: Backhaus wird von Giovanna Varese des Diebstahls bezichtigt und stößt damit bei den Nachbarn auf offene Ohren (Folge 730). Obwohl er seine Unschuld versichert, wird Backhaus das Gefühl nicht los, in der Lindenstraße unter Dauerbeobachtung zu stehen.
Probesitzen: Endlich haben Tom und Backhaus ihren richtigen, großen Ballon.
Trotzdem lassen Hans und Anna – resigniert wegen der anhaltenden Familienprobleme – ihren Sohn schließlich bei Backhaus einziehen (Folge 731). Obwohl dieser Tom zum Essen oft nicht mehr bieten kann als Tütenbrot und Dosenwurst ist der Junge dort sehr glücklich. Auch Toms Schulunlust weiß Backhaus zu regeln: Er lässt ihm wieder einmal die Wahl – und der Junge geht freiwillig zur Schule, gerade weil Backhaus ihn nicht dazu zwingt. Der alte Mann freut sich ebenfalls, dass Tom bei ihm wohnt, denn nun können sich die beiden besser auf den Bau des Heißluftballons konzentrieren. Backhaus beschließt, einen gebrauchten Zweimannballon zu kaufen, der in einer Zeitungsanzeige für 18.000 DM angeboten wird, und diesen zusammen mit Tom wieder fahrtüchtig zu machen.
Kurz vor den Weihnachtsfeiertagen wird die alte und leicht lädierte Ballonhülle plus Ballonkorb und weiteren Utensilien geliefert (Folge 733). Als Backhaus die Rechnung bekommt, wird seine Freude allerdings getrübt. Da seine Bank ihm keinen Kredit mehr gewährt, sieht er keinen anderen Ausweg, als seine Ballon-Aktion durch kriminelle Handlungen zu finanzieren. Backhaus nimmt Kontakt zu seinem alten Knastkumpel Luba auf und bittet ihn um Hilfe. Dieser bietet sich ihm als Hehler für gestohlene Schmuckstücke an. Am gleichen Abend erregt im griechischen Restaurant "Akropolis" eine Platin-Diamant-Uhr am Handgelenk der jungen Kanadierin Pat Wolfson die Aufmerksamkeit des alten Mannes. Als er erfährt, dass die Uhr ca. 20.000 DM wert ist, beginnt in Backhaus’ Kopf ein Plan Gestalt anzunehmen.
Am zweiten Weihnachtstag 1999 soll dieser Plan in die Tat umgesetzt werden: Toms Eltern haben Backhaus und Familie Beimer-Schiller zum großen Weihnachtsessen geladen (Folge 734). Da auch Erich Schillers Tochter Pat dabei ist, will Backhaus die wertvolle Uhr an diesem Abend unbemerkt an sich bringen. Am Tisch bemerkt er erleichtert, dass Pat ihre teure Uhr nicht trägt, diese also zu Hause liegen muss.
Kronzeugin: Nur Lea (Anna-Sophia Claus, rechts) bemerkt Backhaus in Helgas (Marie-Luise Marjan) Wohnung.
Unter einem Vorwand verlässt er die Feierlichkeiten, um in die Beimer-Schillersche Wohnung einzubrechen, wo Pat Quartier bezogen hat. Dummerweise macht sich aber in der Zwischenzeit auch Helga auf den Heimweg und überrascht Backhaus in ihrer Wohnung. Dieser kann sie jedoch zur Seite stoßen und fliehen, bevor Helga ihn entdeckt, allerdings wird er von deren dreijähriger Enkeltochter Lea gesehen. Um keinen Verdacht zu erregen, eilt Backhaus zurück zu den Beimer-Zieglers und versucht, sich nichts anmerken zu lassen. Später bekommt er von Hehler Luba für die Uhr 19.000 DM, die gerade ausreichen, um die Kosten für den reparaturbedürftigen Ballon zu decken.
Schluss mit den Heimlichkeiten: Backhaus erzählt Tom die ganze Wahrheit über seine Vergangenheit.
Etwa einen Monat später, Anfang Februar 2000, entdeckt Tom zufällig Zeitungsausschnitte mit Berichten über den Brand, den Backhaus gelegt hat, sowie seinen Entlassungsschein vom Gefängnis (Folge 741). Daraufhin erzählt der alte Mann, wie tragisch sein Leben tatsächlich verlaufen ist. Er beteuert, dass er bei dem Brandanschlag natürlich nicht gewollt habe, dass jemand zu Tode kommt, und fleht Tom an, ihm zu glauben. Zu allem Überfluss sieht Backhaus sich gezwungen, im Zuge seines Geständnisses auch seine Reisen als "Münchhausiaden" zu enttarnen. Tom ist entsetzt, dass sein Freund ihn mit all seinen Geschichten angelogen hat, kann diesem jedoch verzeihen.
Am 17. Februar 2000 ist es endlich soweit (Folge 742): Tom und Backhaus wollen sich mit ihrem fertigen Ballon in die Lüfte schwingen. Damit niemand etwas von ihrem Vorhaben bemerkt, laden die zwei am frühen Morgen den Heißluftballon auf einen Pick-Up. Backhaus rechnet gemeinsam mit Tom anhand einer Luftraumkarte ihr Fluggebiet aus. Der Wind ist mit 10 bis 12 Knoten allerdings so stark, dass er den Flug eigentlich um einen Tag verschieben will.
Als sie jedoch kurz darauf Helga auf der Straße treffen, hat Backhaus es plötzlich sehr eilig, denn die kleine Lea erkennt ihn als den Mann, der an Weihnachten ihre Oma überfallen hat. Als es Helga dämmert, dass Backhaus der Einbrecher sein muss, versucht sie erfolglos, die beiden aufzuhalten und alarmiert daraufhin Hans, dass sein Sohn sich in den Händen eines Verbrechers befindet. Der aufgebrachte Vater findet im Backhausschen Wohnzimmer die Unterlagen über Startplatz und Flugraum und begreift, dass Backhaus zwar ein Verbrecher sein mag, aber doch nur Toms Traum wahr werden lassen möchte.
Tom und Backhaus sind währenddessen glänzender Laune und wollen trotz des Windes, der sich inzwischen etwas gelegt hat, ihre Ballonfahrt antreten. Als Hans an der Abflugstelle ankommt, schwebt der Ballon bereits startbereit über dem Pick-Up. Backhaus und Tom kappen schnell die Leinen, so dass Hans die Fahrt nicht mehr verhindern kann. Tom ist stolz, es seinem Vater gezeigt zu haben, während Backhaus froh ist, sein Versprochen eingelöst zu haben.
Für die beiden Ballonfahrer hält die Euphorie allerdings nur kurze Zeit an, denn schon bald beginnt der Ballon zu sinken – offensichtlich haben sie die lädierte Hülle nicht ordentlich genug geflickt. Inzwischen hat Helga die Polizei gerufen, die den Ballon vom Boden aus verfolgt. Wieder einmal sieht sich Backhaus in die Enge getrieben und gezwungen, Tom reinen Wein einzuschenken: Er gesteht dem Jungen, dass er Helga überfallen und die Uhr gestohlen hat, um die Ballonfahrt möglich zu machen. Plötzlich löst sich krachend ein Flicken von der Ballonhülle. Die beiden Freunde klammern sich aneinander und verbringen bange Sekunden, bis sie schließlich unverletzt auf dem Boden aufschlagen. Dort wird Backhaus verhaftet und Tom kehrt – glücklich darüber, dass er tatsächlich geflogen ist – zu seiner Familie zurück.
Unsanft gelandet: Tom und Hans besuchen Backhaus, der nach der Ballonfahrt inhaftiert wurde.
Eine Woche später hat sich die ganze Aufregung gelegt (Folge 743). Backhaus bekommt im Gefängnis Besuch von Tom und dessen Vater. Die beiden Männer sprechen sich gegenseitige ihre Anerkennung aus und Hans gibt zu, dass Backhaus für Tom zeitweise fast der bessere "Vater" war. Im Mai 2000 (Folge 755) begleitet Toms Mutter Anna ihren Sohn zu seinen Freund ins Gefängnis. Backhaus' Prozess steht bald an und er hofft, mit einem Jahr davonzukommen. Später wird Walter Backhaus zu 18 Monaten Haft verurteilt.
Zu Toms elftem Geburtstag am 27. Juli 2000 bekommt Backhaus Hafturlaub und stattet Familie Beimer-Ziegler einen Überraschungsbesuch ab (Folge 765). Er schenkt Tom einen chinesischen Drachen und weckt damit in Tom den Plan, diesen steigen zu lassen – natürlich erst, wenn Backhaus wieder auf freiem Fuß ist.