In der "Lindenstraße" von Folge 157 bis 1121
Mit ruppiger Fürsorge, bissigen Sprüchen und esoterischen Weisheiten tritt die rüstige Rentnerin Rosi Koch ihren Mitmenschen gegenüber. Hinter ihrem losen Mundwerk schlägt ein großes Herz und wenn Rosi nicht gerade dem Schicksal in die Karten schaut, widmet sie sich gerne der Bemutterung ihrer Lieben.
Rosi: Die ganze Geschichte
Rosemarie wird am 19. Oktober 1927 in Wuppertal geboren. 1955 heiratet sie den Österreicher Bruno Skabowski und zieht mit ihm nach Salzburg, wo 1960 Tochter Gabi zur Welt kommt. Wenig später werden Rosi und Gabi von Bruno verlassen, als dieser zur See fährt und nicht mehr wiederkehrt. Rosi lässt sich 1965 scheiden, zieht nach Bad Reichenhall und heiratet 1975 den Uhrmacher Hubert Koch. Mit ihm zieht sie ins niedersächsische Peine, während die mittlerweile 15-jährige Gabi in Bad Reichenhall bleibt.
Ende 1988 verstirbt Rosis Schwiegersohn Benno Zimmermann. Beherzt bricht Rosi nach München auf, um Gabi zu trösten (Folge 157). Als die anstrengende 61-Jährige nach zwei Wochen immer noch nicht von der Seite ihrer Tochter weicht und sogar Ehemann Hubert folgt, wird schnell klar: Die Kochs wollen sich in München niederlassen. Munter okkupiert das Rentnerpaar nun die Wohngemeinschaft in der Lindenstraße Nr. 3, in der Gabi mit Rosis Nichte Anna Ziegler und dem Vietnamesen Gung lebt. Jegliche Wohnungsangebote, die die genervte Gabi für ihre Mutter erspäht, schlägt Rosi rigoros aus.
Im neuen Jahr ist mit den beengten Wohnverhältnissen endlich Schluss: Rosi und Hubert ziehen am 16. Februar 1989 zwei Stockwerke tiefer in die ehemalige Wohnung von Lydia Nolte (Folge 168). Rosi lebt sich mühelos in ihrer neuen Umgebung ein und knüpft dank ihrer Mitteilsamkeit schnell Kontakte zu den Nachbarn. Vor allem „Lindensträßler“ mit kleinen Kindern profitieren von der neuen Mieterin, denn nicht selten springt Rosi als Babysitter ein.
Zum Jahresende kriselt es in der Ehe der Kochs. Hubert, der Rosi schon immer finanziell kurz gehalten hat, beginnt nun noch stärker mit dem Haushaltsgeld zu knausern und bedient sich sogar heimlich an ihrem Portemonnaie. Außerdem ist er gereizt und verbringt fast jeden Tag im Wirtshaus. Lange Zeit verkennt Rosi die Spielsucht ihres Mannes und fürchtet stattdessen, Hubert könne senil oder alkoholabhängig sein. Erst nachdem den beiden eine Abmahnung des Vermieters im Nacken sitzt, zwingt Rosi ihren Mann Tacheles zu reden – und verzeiht dem Gestrauchelten (Folge 223).
Hubert verspricht, energisch gegen seine Spielsucht - besonders der Dreiarmige Bandit im "Akropolis" hat es ihm angetan - anzukämpfen. Währenddessen zimmert die patente Rosi einen Finanzplan und handelt bei allen Gläubigern Ratenrückzahlungen aus. Als Hubert jedoch einen Rückfall erleidet und sich weiter verschuldet, wird ihnen am 26. April 1990 die Wohnung gekündigt (Folge 230). Zu allem Überfluss werden die beiden im Auftrag eines Gläubigers von brutalen Schlägern vermöbelt. Asyl finden die Kochs wieder in der Wohngemeinschaft – auch wenn Gabi die beiden nur zähneknirschend aufnimmt.
Um finanziell bald wieder Fuß zu fassen hilft Rosi ab Mai in der Küche des „Akropolis“ aus. Rosi ist stolz, eigenes Geld zu verdienen. Der geläuterte Hubert seinerseits erhält ein Darlehen von Dr. Dressler und arbeitet dieses dankbar in den folgenden Monaten bei ihm ab.
Im August kündigt sich Besuch aus Polen an: Huberts Cousine dritten Grades zieht mit ihrer Familie nach Deutschland und benötigt Unterstützung im Westen. Nach einigem Hin und Her wird beschlossen, Gabi bei der Ankunft der Verwandtschaft einfach vor vollendete Tatsachen zu stellen und die Winickis in der Wohngemeinschaft einzunisten.
Am 06. September trudelt der Besuch aus dem Osten in München ein: Wanda und Jaruslav Winicki mit ihrer hochschwangeren Tochter Urszula (Folge 249). Die Winickis bleiben für zwei Wochen, dann finden Wanda und Jaruslav auf einem Gutshof in Bad Reichenhall Arbeit und ziehen aus.
Mit der Liaison von Gabi und dem alleinerziehenden Nachbarn Andy Zenker löst sich im Februar 1991 Rosis und Huberts Wohnungsproblem: Kochs, Gung und Urszula ziehen in die Zenker-Wohnung und im Gegenzug der fünfköpfige Zenker-Clan zu Gabi. Das Zusammenleben der Kochs mit Urszula und Gung gestaltet sich für Rosi stressig: Sie schmeißt nicht nur ihren eigenen Haushalt sondern auch den von Gabi und bekommt dabei weder von Urszula und Gung noch von den Zenker-Kindern Hilfe.
Anfang August bricht Hubert nach Warnemünde auf, um den Nähmaschinenbetrieb seines Bruders Karl auf Vordermann zu bringen (Folge 296). Rosi ist geknickt. Trösten können Rosi nur ihre Tarotkarten, die Hubert ein günstiges Schicksal in Warnemünde versprechen.
Erst Anfang 1992 kehrt Hubert aus Warnemünde zurück. Doch Rosis Freude darüber wird bald getrübt: Der Rentner hat sich inzwischen dem Umweltschutz verschrieben und geht ihr damit gehörig auf die Nerven. Fortwährend versucht Hubert seine Nachbarn zur Mülltrennung sowie zum Ressourcen schonenden Rohstoffumgang zu bewegen. Zu Demonstrationszwecken türmt er im Hinterhof einen imposanten Müllberg auf (Folge 336).
Als dieser Sammlung eine Zeitschrift, in der Rosi einen 1000 DM-Schein versteckt hatte, zum Opfer fällt, überspannt Hubert den Bogen: Rosi spuckt Gift und Galle.
Im März erhält die Wohnung Koch Zuwachs: Urszula holt ihre anderthalbjährige Tochter Irina aus Bad Reichenhall, wo diese bisher bei ihren Großeltern gelebt hat. Trotz der Enge in der Wohnung freut sich Rosi, die Kleine bei sich aufzunehmen (Folge 326). Im September ist Rosi erneut von Huberts Tatendrang genervt:
Der ehemalige Uhrmacher stürzt sich in die Konstruktion eines Windrades, mit dem er die Hausgemeinschaft mit Energie versorgen möchte. Unterstützt wird sein Vorhaben ausgerechnet von der aparten Nachbarin Amélie von der Marwitz. Schnell geraten Windrad und Nachbarin zum Zankapfel zwischen dem Ehepaar Koch – Rosi ist rasend eifersüchtig.
Doch Huberts Pläne finden bei der Baubehörde keine Genehmigung und als Karl einen Schlaganfall erleidet, werden alle weiteren Unternehmungen auf Eis gelegt: Erneut muss Rosi ihren Hubert nach Warnemünde verabschieden.
Im Dezember verlieren Wanda und Jaruslav ihre Arbeit in Bad Reichenhall. Mittellos bitten sie in der Lindenstraße Nr. 3 erneut um Unterschlupf. Rosi ist wenig begeistert von der Idee, die überfüllte Wohnung mit zwei weiteren Mitbewohnern zu teilen. Entschlossen weist sie den beiden die Tür (Folge 369). Nachdem Wanda und Jaruslav es im Übersiedlerheim versucht, aber nicht ausgehalten haben, nimmt Rosi das Paar zähneknirschend bei sich auf.
Im Zusammenleben mit den Winickis entwickelt sich Rosi zur gnadenlosen Sklaventreiberin. Vor allem Wanda hat unter Rosis harscher Kommandantur zu leiden. Als Jaruslav im Juli 1994 verstirbt und Wanda alleine nach Polen zurückkehrt, begräbt Rosi allerdings das Kriegsbeil und weint ein paar bittere Tränchen zum Abschied.
Anfang Juni 1995 kehrt Hubert aus Warnemünde zurück. Doch schon seine Anreise lässt Schlimmes ahnen: Er besteigt mehrfach den falschen Zug um später in München planlos durch das Verkehrsnetz zu irren (Folge 496). Seine wachsende Zerstreutheit wird für die ohnehin ungeduldige Rosi zu einer großen Belastung, die im September einen gefährlichen Höhepunkt findet: Anstelle eines Topfes stellt Hubert seine Pantoffeln auf die heiße Herdplatte und setzt damit beinahe die Wohnung in Brand. Schockiert schleppt Rosi ihren Mann in die Praxis von Dr. Dressler. Dort wird die Prognose gestellt, Hubert könne an Alzheimer erkrankt sein. Beunruhigt malt sich Rosi die Konsequenzen dieser Krankheit aus (Folge 509).
Doch dann kommt alles anders: Im November verunglücken Rosi und Hubert mit dem Bus, der die Hochzeitsgesellschaft der Nachbarn Helga Beimer und Erich Schiller nach Berchtesgaden karren soll (Folge 520). Hubert wird mit einem Schädelbasisbruch in ein Klinikum eingeliefert, das er sechs lange Monate nicht verlassen darf. Am 06. Juni 1996 verstirbt Hubert dort unvorhergesehen an einer Embolie.
In Rosis Trauer mischt sich bald bitterer Groll: Hubert hat seine stillen Reserven in Warnemünde dem Heimkind Lisa Hoffmeister vermacht, die zeitweise von Gabi und Andy betreut wurde. Rosi schäumt vor Wut und erklärt Lisa zu ihrer persönlichen Intimfeindin. Aus Rache vernichtet die Rentnerin alle Fotos von Hubert, zerstört seine Seite des Ehebettes und lässt sich eine Frisur schneiden, die Hubert mit Sicherheit verabscheut hätte.
Im September kehrt Wanda nach München zurück. Sie möchte Urszula, die kurz vor der Entbindung ihres zweiten Kindes steht, unter die Arme greifen (Folge 562). Rosi bereitet der Polin einen eisigen Empfang und nimmt Wanda nur widerwillig bei sich auf. In der Witwen-WG geht der Zickenterror damit in die zweite Runde – Rosi kehrt wieder ihre herrische Seite heraus und behandelt Wanda wie eine Zofe. Aber auch andere bemerken, dass Rosi seit Huberts Tod egoistischer geworden ist: Die Witwe lebt für ihre Canaster-Runde und ihre Tarotkarten, zum Babysitten steht sie ihren Lieben nicht mehr zur Verfügung. Außerdem ist sie wild entschlossen, sich einen neuen Mann zu Angeln.
Im August 1997 steht laut Rosis Horoskop Glück in Liebesangelegenheiten ins Haus. Ziel ihrer amourösen Pläne ist Pastor Friedemann Traube, den die 69-Jährige bei einem Kaffeeklatsch bezirzen will. Doch Rosi hat die Sterne zu positiv gedeutet: Herr Traube verguckt sich ausgerechnet in die hübsche Wanda (Folge 611). Auch wenn Rosi Gift und Galle spuckt – diese Runde geht an ihre polnische Mitbewohnerin.
Im Oktober stürzt Rosi beim Fensterputzen und bricht sich das Handgelenk (Folge 621). Eine Visite bei Nachwuchsarzt Carsten Flöter soll den Arm wieder ins Lot bringen. Wenige Wochen später wird allerdings festgestellt, dass das Handgelenk schief zusammengewachsen ist und ein zweites Mal gebrochen werden muss – ein Kunstfehler, der dem kurz vor der Approbation stehenden Carsten Probleme bereiten könnte. Doch als sich der zerknirschte Mediziner mit Pralinen und Blumen entschuldigt, beschließt Rosi, keine weiteren Schritte einzuleiten. Großzügig schreibt sie das Malheur ihrer schlechten Knochensubstanz und ungünstig stehenden Sternen zu.
Als Gabis Sohn Max im Januar 1998 spurlos verschwindet, finden sowohl Gabi als auch Andy Trost und Fürsorge bei Rosi, denn die läuft in dieser Krisenzeit zur alten Hochform auf. Dass Erzrivalin Wanda zur gleichen Zeit zu Pastor Traube zieht, quittiert Rosi angesichts der angespannten Familiensituation nur mit einem Achselzucken. Acht Monate nach seinem Verschwinden wird der kleine Max schließlich tot aufgefunden. Rosi trauert bitterlich um den Enkelsohn (Folge 665).
Im Wartezimmer von Dr. Flöter lernt Rosi 1999 die Schlesierin Elisabeth Birkhahn kennen. Schnell entdecken die Rentnerinnen, dass sie ihre Leidenschaft für Kreuzworträtsel teilen – und gewinnen durch ein gemeinsam gelöstes Rätsel prompt eine Reise ins Allgäu, die sie nach einigem Hin und Her antreten (Folge 717). Fortan halten die Witwen wie Pech und Schwefel zusammen.
Im Februar 2000 retten Rosi und Frau Birkhahn in der Zenkerschen Wohnung ein verlassenes Blech Kekse vor dem Verbrennen aus dem Backofen. Ahnungslos verputzen sie die duftenden Teigwaren und sind schon bald „irre gut drauf“ (Folge 741). Als Penner Harry, der bei den Zenkers eine Beinentzündung auskuriert, auf das angeheiterte Damenduo trifft, haben die beiden die gleiche Halluzination: Sie sehen in dem bärtigen Lebenskünstler den Allmächtigen! Was Rosi und Frau Birkhahn nicht wissen: Mit den Keksen haben sich die beiden eine gute Portion Cannabis einverleibt. Andys Tochter Iffi, die die Kekse gebacken hat, ist erleichtert, dass die beiden den Rausch als lustiges Abenteuer verbuchen.
Als im September Rosis Intimfeindin Lisa erneut bei Gabi und Andy einziehen will, geht die Rentnerin auf die Barrikaden. Gemeinsam mit Frau Birkhahn schmettert sie Protestlieder, doch allen Kampfgesängen zum Trotz zieht Lisa bei den Zenkers ein. Dennoch hat die Aktion ihr Gutes: Rosi, Frau Birkhahn und die Nachbarin Hilde Scholz gründen die „Lindenstraße-Sisters“ und erfreuen mit ihren kraftvollen Songs nicht nur die älteren Semester.
Rosi ist schockiert, als Frau Birkhahn im März 2002 einen Schwächeanfall erleidet (Folge 852). Trotz Rosis intensiver Pflege kommt die Schlesierin nicht wieder auf die Beine und verstirbt wenige Wochen später. Rosi kann den Tod der Freundin nur schwer akzeptieren und stürzt in eine regelrechte Sinnkrise.
Im April 2003 erreicht Gabi ein mysteriöser Brief: Bruno, ihr leiblicher Vater, sucht nach ihr. Gabi trifft sich ohne Rosis Wissen mit ihm. Als Rosi ihren Exmann wenig später in der Lindenstraße erblickt, fällt sie vor Schreck in Ohnmacht (Folge 914). In den nächsten Wochen weist sie Brunos Versöhnungsversuche stoisch von sich. Erst als er sich in dem kleinen „Humanitas“-Charity-Laden, den Rosi seit Juli führt, unverzichtbar macht, begräbt sie das Kriegsbeil und entwickelt sogar Sympathie für den abtrünnigen Exgatten.
Da Bruno jedoch einen gemeinsamen Familientrip nach Hamburg kurzfristig platzen lässt und stattdessen mit seiner neuen Lebensgefährtin Isolde Pavarotti das Wochenende in Mailand verbringt, verspielt er seine guten Karten schnell wieder: Rosi grollt ihm fortan (Folge 936).
Im November 2005 fällt Rosi die Decke auf den Kopf: Gung, mittlerweile ihr einziger Untermieter, bietet ihr nicht genug Unterhaltung. Abwechslung dagegen versprechen die Nigerianerin Mary Sarikakis und ihr Sohn Nikos, die dringend eine günstige Bleibe suchen und deshalb Mitte Dezember 2005 von Rosi aufgenommen werden.
Auch in Sachen „Humanitas“-Laden denkt Rosi über Veränderungen nach – sie möchte das Handtuch schmeißen. Günstigerweise sucht Nachbar Hajo Scholz zur gleichen Zeit ein Ladenlokal für seine Freundin Sabrina Buchstab, so dass sich beide Parteien schnell einig werden: Aus dem Charity-Laden wird der „Alimentari“, der zukünftig die „Lindensträßler“ mit italienischen Leckereien verköstigt.
Im März 2007 gibt sich Rosi wieder einmal von ihrer giftigsten Seite als auf ihrem Konto 500 Euro fehlen (Folge 1110). Da sie kurz zuvor Mary ihre Geldkarte anvertraut hatte, steht für Rosi die Schuldige schnell fest: Mary. Als Rosi dann auch noch beobachtet, wie sich der sechsjährige Nikos an ihrer Handtasche vergreift, ist für sie das Maß voll: Ungeachtet aller Unschuldsbeteuerungen wirft sie die Sarikakis’ hochkant aus der Wohnung. Dass beide Diebstähle auf die Rechnung von Dauerschurken Olli Klatt gehen, der den kleinen Nikos mit herben Erpressungen zur Mittäterschaft genötigt hat, findet bei der unversöhnlichen Rosi kein Gehör.
Im Mai frischt Rosi in Dr. Flöters Wartezimmer eine alte Freundschaft wieder auf: Angeregt unterhält sie sich mit Hilde Scholz über Sinn und Unsinn von „Butterfahrten“. Die beiden verstehen sich blendend. Und da Hilde bei ihrem Sohn Hajo ausziehen möchte und Rosi just Marys frei gewordenes Zimmer anzubieten hat, beschließen die Seniorinnen zusammen zu ziehen (Folge 1119). Doch der schöne Plan wird zwei Wochen später vom Schicksal durchkreuzt: Am 24. Mai 2007 verstirbt Rosi Koch nach einem Herzstillstand friedlich im Schlaf (Folge 1121).