In der "Lindenstraße" von Folge 1 bis 115
Philomena Bennarsch ist eine seelengute, bescheidene Frau vom alten Schlag. Ihr geliebter Ehemann Joschi, mit dem sie fünfzig Jahre verheiratet ist, ist ihr Lebensinhalt. Nach dessen Tod ist ihr sehnlichster Wunsch, wieder mit ihm vereint zu sein.
Philo: Die ganze Geschichte
Philomena wird am 12. Juli 1912 in Teblitz-Schönau geboren. Die gelernte Köchin heiratet 1937 Joschi Bennarsch und bekommt von ihm einen Sohn, Paul, der aber seit dem Zweiten Weltkrieg vermisst wird. 1954 wird das Ehepaar in die ihnen fremde Großstadt München umgesiedelt, wo für sie ein neues Leben beginnt.
Anfang Januar 1986 ist Philo allein zuhause in der Lindenstraße Nr.3. Joschi betreibt neben seinem Honig-, Kräuter- und Steinölhandel einen kleinen “Heimaterde”-Vertrieb. Er verkauft Mutterboden aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, damit Heimatvertriebene den alten Sitten entsprechend Erde aus ihren Herkunftsgebieten mit in ihr Grab nehmen können.
Momentan ist Joschi in der DDR unterwegs, um neues Erdreich zu besorgen. Allerdings ist seine Rückkehr schon einige Zeit überfällig, und das bereitet Philo große Sorgen.
Zu später Stunde steht plötzlich ihre Nachbarin und persönliche Lieblingsfeindin Else Kling vor der Tür und weiß Beunruhigendes zu berichten. Da die Bennarschs kein Telefon besitzen, sei sie gerade von Joschi angerufen worden. Else möchte seiner Philo doch ausrichten, dass sich sein Aufenthalt in der DDR unfreiwillig verlängert, weil er wegen Spionageverdachts von den ostdeutschen Behörden festgehalten wird (Folge 5)!
Eine Woche später ist Joschi endlich wieder daheim. Von seiner Reise hat er eine starke Erkältung und unangenehme Erfahrungen mitgebracht. Tatsächlich hatte man ihn wegen Bodenprobenentnahme und heimlicher Schürfungen vorläufig festgenommen, nach einem Verhör aber wieder entlassen (Folge 6).
Doch schon am 23. Januar 1986 steht dem alten Ehepaar wegen ihres Projekts “Heimaterde” der nächste Schreck ins Haus. Bei ihnen geht eine Anzeige wegen Betrugs ein. Philo ist völlig schockiert, dass ihr Joschi für einen Kriminellen gehalten wird. Die beiden ahnen nicht, dass der neu zugezogene und chronisch misstrauische Nachbar Sigi Kronmayr hinter der Klage steckt, der vermutet, dass die “Heimaterde” nur ein fauler Zauber ist.
Philo und die Gartenerde...
Joschi bleibt nichts anderes übrig, als sich auf den bevorstehenden Prozess und dessen Folgen vorzubereiten. Er ordnet seinen Nachlass für den Fall, dass er schuldig gesprochen wird und ins Gefängnis muss. Philo kann solche Gedanken kaum ertragen und schließlich bricht es aus ihr heraus: Sie gesteht Joschi, dass nur sie schuld an der Anzeige ist! Der ahnungslose Joschi fällt aus allen Wolken (Folge 22).
Am 08. Mai 1986 beginnt schließlich der Prozess. Vor Gericht gesteht Philo nun reumütig, dass sie Joschis Heimaterde in einem Fall mit Gartenerde aus der Lindenstraße gestreckt hat. Zunächst ist der grundehrliche Joschi schockiert, dass Philo ihn hintergangen hat, doch das alte Ehepaar rauft sich schnell wieder zusammen (Folge 23).
Nachdem die Klage wegen Nichtigkeit fallengelassen worden ist, bringt eine gutgemeinte Geste Anfang Juli 1986 wieder Scherereien für die Bennarschs. Stein des Anstoßes sind diesmal Philos eingemachte Birnen. Da der Nachbarsjunge Benny Beimer dem alten Joschi bei einem Regaleinbau geholfen hat, überreicht Philo ihm als Dankeschön ein Einmachglas ihrer leckeren hausgemachten Zimtbirnen (Folge 32).
Als kurze Zeit später fast die gesamte Familie Beimer wegen einer Salmonellenvergiftung unter Quarantäne das Bett hüten muss, ist der vermeintliche Bakterienherd schnell ausgemacht: Philos Früchte. Aufgebracht schnappt sich Hans Beimer die Reste und bringt Philo die scheinbare Ursache allen Übels zurück. Die Hausfrau mit Leib und Seele ist so empört, dass sie als Gegenbeweis das übriggebliebene Obst auf der Stelle verspeist (Folge 33).
Selbst Joschi, normalerweise ein Fels an Philos Seite, traut den Küchenkünsten seiner Frau nicht mehr und vernichtet sämtliche Gläser mit Eingemachtem. Dafür ist später eine Entschuldigung fällig, denn es stellt sich heraus, dass Philos Birnen nichts mit den Vergiftungen zu tun hatten (Folge 34).
Abschied von Joschi
Anfang November treten bei Joschi ernsthafte gesundheitliche Probleme auf. Er erleidet einen Herzinfarkt. Philo will Dr. Dressler alarmieren, doch dessen Praxis ist geschlossen. Nur von ihm möchte der sture Joschi behandelt werden und weigert sich, in ein Krankenhaus zu gehen oder Medikamente zu nehmen. Er versucht, sein Herzleiden auf seine ganz eigene Art zu kurieren, und zwar durch die Einnahme von Honigmilch mit Salz und Steinöl (Folge 49).
Die alten Hausmittel können jedoch kein Wunder vollbringen. Joschi stirbt ein Woche später am 13. November 1986. Philo, die ihren Mann aufopferungsvoll gepflegt hat, bahrt Joschi mit Dr. Dresslers Hilfe in der Wohnung auf. Das rührt selbst die zänkische Else Kling. Doch seit die Joschis Heimaterde vor Gericht als “Dreck” bezeichnet hat, ist Philo sogar in ihrem großen Schmerz unversöhnlich (Folge 50).
Der Tod ihres Mannes nach fast fünfzig gemeinsamen Jahren bricht Philo das Herz. Sie sitzt einsam in ihrer Wohnung und hält Zwiegespräche mit dem Verstorbenen. Ihr Lebenswille scheint gebrochen zu sein. Als die junge Beate Flöter bei der nun alleinlebenden Dame nachfragt, ob sie nicht zur Untermiete bei ihr einziehen könne, lehnt Philo mit der Begründung ab, dass sie ihre letzten Tage gerne in Ruhe verbringen möchte. Doch die Wohnung werde ja bald frei, sodass Beate sie dann ganz haben könne. Philo ist überzeugt, dass sie in kurzer Zeit ihre letzte Reise “nach oben” antritt (Folge 59).
Am 19. März 1987 bittet sie Dr. Dressler um Sterbehilfe, doch der lehnt ab. An ihrem kleinen Altar in Joschis Gedenken, den sie in der Wohnung eingerichtet hat, spricht sie mit seinem Foto und vertraut ihm an, dass sie an ihrem 50. Hochzeitstag in acht Tagen wieder bei ihm sein will (Folge 68).
Als dieser Tag gekommen ist, besucht Philo die Beichte, damit ihr die Sünde des Selbstmordes im voraus vergeben wird. Priester Matthias versucht vergeblich, ihr diesen traurigen Plan auszureden. Anschließend sammelt Philo den gesamten Abfall aus ihrer Wohnung zusammen und schüttet ihn als letztes Kapitel ihrer innigen Frauenfehde vor Else Klings Haustür.
Selbstmord durch Luftanhalten?
Dann will Philo den letzten Schritt tun und wählt eine ungewöhnliche Art zu sterben: den Tod durch Luftanhalten. Sie setzt sich in ihren Sessel und hört einfach auf zu atmen! Philo wird jedoch nur bewusstlos und von Dr. Dressler schnell wieder auf die Beine gebracht. Dann holt der Arzt Frau Kling und schlägt vor, dass die sich um seine Suizidkandidatin kümmert. Doch Philo erklärt, dass sie sich die Pulsadern aufschneidet, falls Else nicht sofort die Wohnung verlässt (Folge 69)!
Am 16. Juli 1987 nimmt Philomenas Leben, mit dem sie doch schon abgeschlossen hatte, noch einmal eine Wendung. Als sie im Fernsehen einen Dokumentarfilm über Hochseefischerei im russischen Eismeer sieht, meint sie in dem Kapitän des Schiffes ihren im Krieg verschollenen und tot geglaubten Sohn Paul zu erkennen (Folge 85). Um Näheres zu erfahren schreibt sie an die Fernsehanstalt, schaut sich ein Video des Films wieder und wieder an und wendet sich schließlich, überzeugt, ihr lang vermisstes Kind wiedergefunden zu haben, an die russische Botschaft (Folge 93).
Ihre Recherchen dort ergeben, dass das russische Schiff, das sie in der Dokumentation gesehen hat, in einer Woche in Hamburg vor Anker gehen soll. Philo beschließt, die Gelegenheit beim Schopfe zu packen. Und tatsächlich trifft sie am 08. Oktober 1987 den Kapitän des Fischtrawlers, der sich jedoch an eine deutsche Mutter nicht erinnert. Philo vermutet, dass er an Gedächtnisverlust leidet.
Um das zu beweisen, was sie selbst sowieso schon weiß, bittet sie den Mann, ihr sein rechtes Knie zu zeigen. Ihr Sohn Paul habe dort eine Narbe gehabt, weil er sich als Kind beim Spielen an Stacheldraht verletzt hatte. Und in der Tat, auch der russische Seemann hat eine große Narbe über dem rechten Knie (Folge 97)!
Danach steht für Philomena fest, dass sie ihren verlorenen Sohn durch schicksalhafte Fügung wiedergefunden hat. Sie beschließt, nach Russland auszuwandern, um für den Rest ihres Lebens mit ihm zusammen sein zu können (Folge 98).
Als Philo bald feststellen muss, dass die Beschaffung der zur Ausreise nötigen Papiere Monate dauern kann, will sie einen direkteren Weg nehmen. Am 07. Januar 1988 verschenkt sie alle ihre Vorräte, verabschiedet sich, fährt mit dem Bus zum Großmarkt und klettert einfach in den nächstbesten Lastwagen mit russischer Aufschrift (Folge 110).
Sind wir schon in Leningrad?
Philos Reise endet jedoch nicht in der fernen Sowjetunion, sondern in einer Münchener Nervenheilanstalt. Halb erfroren wird sie in Hannover in dem LKW gefunden und anschließend in die Klinik eingewiesen; die leicht verwirrte Philo meint jedoch, in Leningrad angekommen zu sein. Bald bekommt sie Besuch von ihren Nachbarinnen Lydia Nolte und Chris Barnsteg, die sich um Philo sorgen. Sie sind überzeugt, dass die Psychiatrie nicht der richtige Ort für sie ist.
Also verkleidet sich Chris als alte Frau und gibt sich als Schwägerin von Philos Sohn aus. Nachdem sie sich so Zutritt verschafft hat, entführt sie Philo aus der Heilanstalt und bringt sie zurück in die Lindenstraße.
Zurück in ihren eigenen vier Wänden glaubt Philo, dass sie endlich wieder mit ihrem geliebten Sohn vereint ist. Sie legt sich glücklich schlafen und wird nicht mehr wach. Philomena Bennarsch verstirbt am 11. Februar 1988 im Alter von 75 Jahren.