In der "Lindenstraße" von Folge 647 bis 907
Selbstlosigkeit und Herzensgüte sind Nora Horowitz’ herausragende Eigenschaften. Dass sie mit diesen Attributen gut in einer Arztpraxis aufgehoben ist, versteht sich von selbst. Doch in ihrer allzu großen Opferbereitschaft übersieht Nora häufig eine Person: sich selbst.
Nora Horowitz: Die ganze Geschichte
Nora Horowitz wird am 17. April 1957 im westfälischen Bielefeld geboren. Ihre Ehe, aus der ein Sohn und eine Tochter hervorgehen, wird geschieden.
Da ihre große Leidenschaft dem Wassersport gilt, gibt die unternehmungslustige Arzthelferin nebenher noch Tauchstunden. Am 23. April 1998 tritt Nora Horowitz in der Münchener Lindenstraße Nr. 7 eine neue Stelle an: Ab sofort arbeitet sie in der Praxis von Dr. Ludwig Dressler als Arzthelferin (Folge 647). Mit ihrer Kollegin Berta Griese versteht sich Nora auf Anhieb gut.
Auch mit Dr. Dressler, der seit einem Unfall an den Rollstuhl gefesselt ist, sowie dessen Stiefsohn, dem jungen Assistenzarzt Carsten Flöter, stehen persönliche Gespräche schon bald auf der Tagesordnung. Im Oktober plant Ludwig Dressler, sich mit seiner jungen Frau Tanja Schildknecht auf der griechischen Insel Rhodos niederzulassen. Da Carsten als Assistenzarzt noch keine eigene Praxis führen darf, übergibt Dr. Dressler dem türkischen Arzt Dr. Ahmet Dagdelen die Leitung. Auch zu ihrem neuen Chef baut Nora schnell ein herzliches Verhältnis auf.
Im Februar 1999 erhält Carsten endlich seine Approbation als Arzt. Auf der kleinen Feier, die zu seinen Ehren veranstaltet wird, ist auch Frau Horowitz eingeladen.
In einem Gespräch mit Dr. Dressler, den Eheprobleme schon nach wenigen Wochen von Griechenland zurück nach München getrieben haben, kann sie sein Interesse für den Tauchsport wecken und ihn zu einem Kurs überreden (Folge 688). Wenige Wochen später schlüpft Ludwig erstmals in einen Tauchanzug – und Nora hat voll ins Schwarze getroffen:
Sein Ausflug in die Unterwasserwelt versetzt den Mediziner in Hochstimmung (Folge 702). Als sich die ohnehin schon problematische Beziehung zwischen Dressler und seiner Frau Tanja weiter verschlechtert, wird Nora zur beseelten Zuhörerin für den liebeskranken Ludwig.
Als sie Weihnachten 1999 ganz alleine verbringen muss, packt sie kurzer Hand die Reste ihres Weihnachtsessen zusammen und klingelt bei Dr. Dressler, der ebenfalls die Feiertage als Strohwitwer fristet. Im Handumdrehen gelingt es der patenten Nora weihnachtliche Stimmung in die Villa Dressler zu zaubern. Als sie jedoch die Sprache vorsichtig auf Tanja bringt, verteidigt der ehemalige Arzt seine Geliebte vehement (Folge 734).
Im Februar 2000 bekommt Nora eine neue Mitbewohnerin: Kollegin Berta, die nach der geplatzten Hochzeit mit ihrem Lebensgefährten Hajo Scholz massive Beziehungsprobleme hat, zieht vorübergehend zu ihr. Nora freut sich, denn sie sucht schon längere Zeit nach einer netten Wohnungsgenossin. Lange bleibt ihr die Untermieterin allerdings nicht erhalten, denn schon Mitte März versöhnt sich das Paar und Berta kehrt in ihre eigene Wohnung zurück.
Nach wie vor ist es Nora ein inneres Anliegen, Ludwig über die unglückliche Beziehung mit Tanja hinwegzuhelfen. Dass die 43-Jährige Gefühle für den alternden Mediziner entwickelt hat, scheint dieser nicht zu bemerken. Er ist von seinen Problemen völlig eingenommen. Als Frau Horowitz ihm schließlich ihre Liebe gesteht, lässt seine Reaktion alle Hoffnungen zerbrechen: Für Ludwig kommt nur Tanja in Frage (Folge 744)!
Nora bricht zunächst den Kontakt zu Dr. Dressler ab und zieht sich gekränkt in ihr Schneckenhaus zurück. Trotzdem registriert sie in den nächsten Wochen besorgt, dass Dressler, der seit Jahren trockene Alkoholiker, immer häufiger zur Flasche greift und zunehmend verlottert. Die Arzthelferin springt einmal mehr über ihren Schatten und versucht dem Arzt aus seiner Sucht zu helfen. Doch Dr. Dressler weist seiner Retterin unwirsch die Tür.
Nach einem heftigen Streit zwischen Tanja und Ludwig findet Nora den Arzt eines Tages bewusstlos vor. Die Mittvierzigerin fürchtet um sein Leben (Folge 759). Als sich herausstellt, dass der Ohnmachtsanfall „nur“ eine harmlose Alkoholvergiftung war, fängt der Schrecken für Nora erst richtig an: Über ihre beherzten Hilfsangebote in den nächsten Wochen macht Dressler sich lustig, ihre häuslichen Dienste straft er mit Ignoranz.
Dennoch umsorgt Nora den unberechenbaren Alkoholiker weiter. Die Schimpftiraden, die Dr. Dressler regelmäßig auf sie niederprasseln lässt, nimmt sie stoisch hin. Auch Bertas Bitte, sich nicht weiter an den Problemen des ehemaligen Arztes aufzureiben, wischt Nora vom Tisch.
Als am 14. September 2000 die Trauung von Berta und Hajo doch noch stattfindet, ist Dressler als Trauzeuge geladen. Nora, die ihm bei den Vorbereitungen für die Feierlichkeiten hilft, stellt fest, dass Dressler schon frühmorgens Hochprozentiges intus hat und nicht mehr Herr seiner Sinne ist. Damit Dressler auf den Hochzeitsfeierlichkeiten nicht seine Würde aufs Spiel setzen kann, greift Nora Horowitz zu einem radikalen Mittel: Mit einem Schraubenzieher blockiert sie Dresslers Treppenlift – der Rollstuhlfahrer ist in der eigenen Wohnung gefangen (Folge 772).
Als Dressler sich Wochen später im Vollrausch mit einer Schere am Kopf verletzt, eskaliert die Situation erneut: Er wirft in seiner Wut mit einer Flasche nach Nora und wird handgreiflich (Folge 776). Endlich setzt sie sich zur Wehr und verlässt wütend die Dresslersche Villa. Dass er danach ohnmächtig zusammenbricht und ins Krankenhaus eingeliefert wird, erfährt die Arzthelferin deshalb erst einige Tage später.
Nora besucht Ludwig schließlich im Krankenhaus. Nach dem Zusammenbruch – ausgelöst durch eine Angina Pectoris – entschuldigt er sich endlich für sein Verhalten (Folge 777). Und als Dressler sechs Wochen später, „trockengelegten“ und frischen Mutes, in die Lindenstraße zurückkehrt, herrscht zwischen Nora und dem Mediziner wieder ein ziviler Ton.
Die nächsten zweieinhalb Jahre verlaufen für Nora weniger problematisch: Das Verhältnis zu Ludwig Dressler hat sich gebessert, Carsten hat sich in der Praxis etabliert und sie findet schließlich sogar einen neuen Lebenspartner.
Ende März 2003 fühlt Nora sich schlapp und unwohl. Carsten attestiert einen grippalen Infekt und verordnet seiner Mitarbeiterin ein paar Tage Bettruhe. Doch drei Wochen später ist Frau Horowitz immer noch nicht wieder auf den Beinen. Nora Horowitz’ 46. Geburtstag hätte so schön werden sollen: Ihre beiden Kinder reisen eigens aus Berlin und Hamburg nach München, um mit der Mutter zu feiern.
Doch stattdessen muss Nora mit hohem Fieber erneut Carsten konsultieren. Der untersucht sie dieses Mal gründlicher und stellt eine Endokarditis, eine schwere Entzündung der Herzinnenhaut, fest. Alarmiert lässt er Nora mit der Ambulanz in eine Herzspezialklinik transportieren (Folge 907).
Noch am selben Tag besucht Carsten von Schuldgefühlen gepeinigt seine Mitarbeiterin in der Klinik. Doch für ihn wird der Alptraum eines jeden Mediziners wahr: Carsten hat nicht schnell genug gehandelt und seine Fehldiagnose vor drei Wochen war fatal. Die Entzündung des Herzens ist bereits so weit fortgeschritten, dass Nora im Koma liegt.
Am 19. April 2003 – nur zwei Tage nach ihrer Einlieferung – erliegt Nora Horowitz ihrer Herzentzündung. Dr. Dressler und Carsten sind am Boden zerstört, als sie fünf Tage später im Beisein ihrer Kinder und anderer Trauergäste in München beerdigt wird (Folge 908).