In der "Lindenstraße" von Folge 95 bis 772
Manoel Griese ist ein sensibles Kind. Auf Veränderungen reagiert er mit Verweigerung und in seiner neuen Heimat Deutschland wird der gebürtige Mexikaner nie wirklich heimisch. Doch trotz aller Schwierigkeiten weiß "Chico", was er will und wie er seinen Dickschädel durchsetzen kann.
Manoel: Die ganze Geschichte
Trotz und Liebe: Manoel (Marcel Kommissin) und seine Adoptivmutter Berta (Ute Mora).
Manoel wird am 03. Februar 1981 in Mexiko City geboren, wo er in einem Waisenheim aufwächst. Mit sechs Jahren wird er von dem Ehepaar Berta und Gottlieb Griese adoptiert und am 24. September 1987 nach München gebracht (Folge 95). Manoels Start im Haus Lindenstraße Nr.3 gestaltet sich problematisch:
Total verschüchtert und der deutschen Sprache nicht mächtig blockt er jegliche Annäherungsversuche seiner neuen Familie ab. Gottlieb, Berta und deren Mutter Lydia Nolte sind ratlos, denn der Junge verweigert sein Essen, zieht zum Schlafen den Fußboden einem bequemen Bett vor und leidet sichtlich unter heftigem Heimweh.
Mit Farbtabletten im Waschpulverfach gehen Manoel und Klausi (Moritz A. Sachs) gegen Elses grauen Alltag vor.
Erst als er den Nachbarssohn Klaus Beimer kennen lernt, taut Manoel auf. Die beiden Jungen freunden sich an und hecken schon bald jede Menge Streiche aus, unter denen vor allem Hausmeisterin Else Kling zu leiden hat: Mit brennendem Hundekot, blockierten Lifttüren und mit Farbtabletten in der Waschmaschine machen sie ihr das Leben schwer.
Die Freundschaft mit Klausi erleichtert Manoel das Einleben in Deutschland. Auch zu Berta und Lydia entwickelt er eine herzliche und vertrauensvolle Beziehung. Einzig mit Gottlieb wird der Junge nicht warm. Berta vermutet, Manoel spüre instinktiv, dass er mit seiner Ankunft Gottliebs Weltreisepläne durchkreuzt hat. Deshalb wird beschlossen, dass Gottlieb seine Reise nun dennoch antritt. Schon bei der Abreise zeigt sich Manoel versöhnlicher und schenkt seinem Adoptivvater einen selbst gebastelten Talisman: Eine Plakette des Heiligen Christopherus, dem Schutzpatron der Reisenden (Folge 109).
Kurz nach Gottliebs Abreise im Januar 1988 hat Berta einen Termin mit dem Schulamt. Es wird beschlossen, dass Manoel ab September für zwei Jahre in eine Übergangsklasse für ausländische Kinder gehen soll. Erst im Anschluss soll er auf eine Regelschule wechseln. In der Vorschulklasse, die er bis zum Sommer besuchen soll, fühlt Manoel sich unwohl. Beunruhigt stellt Berta fest, dass ihr „Chico“ keinen Spielgefährten außer Klausi akzeptiert.
Um Manoels noch hapernde Deutschkenntnisse zu verbessern, schlägt Lydia ihre junge Untermieterin Chris Barnsteg als Nachhilfelehrerin vor. Zunächst ist Berta wenig begeistert davon, ihren Sohn von einer „Kodderschnauze“ wie Chris unterrichten zu lassen. Als Manoel sich dem Deutschlehrer ihrer Wahl jedoch wiederholt verweigert, lässt sie sich schließlich auf das Experiment ein.
Im Mai verschluckt Manoel während eines Besuchs bei Lydia eine Wespe, auf deren Stich er hochallergisch reagiert und kollabiert. Aufgeregt ruft Lydia Hausarzt Dr. Dressler, doch dieser ist schwer betrunken und hat zitternde Hände. Trotz allem gelingt es Dressler, Manoel durch einen sauberen Luftröhrenschnitt vor dem Erstickungstod zu retten (Folge 126).
Derzeit leidet Berta unter Gottliebs Abwesenheit. Seit seiner Abreise im Januar hat er sich kaum gemeldet und Berta schwant langsam Übles. Alarmiert schließt sie den gemeinsam geführten Kiosk und reist nach Frankreich, wo sie Gottlieb vermutet (Folge 130). Manoel möchte am liebsten mitkommen, lässt sich aber doch dazu überreden, bei Lydia und Chris zu bleiben.
In Frankreich erwischt Berta ihren Gottlieb tête á tête mit einer anderen Frau. Umgehend reist sie nach München zurück und zieht aus dem Vorfall Konsequenzen: Manoel und sie ziehen aus der Grieseschen Wohnung aus und finden im Erdgeschoss Unterschlupf - in der frei gewordenen Wohnung des verstorbenen Ehepaars Bennarsch (Folge 132). Manoel leidet und fühlt sich in der neuen Umgebung unwohl.
Robert (Martin Armknecht) bringt Schwung in die Griesesche Küche.
In dieser Zeit freundet sich Manoel mit dem charismatischen Nachbarn Robert Engel an. Auch Berta findet Gefallen an dem jungen Zeitungsvolontär. Die beiden teilen die Liebe zur Literatur und so baut Berta den Kiosk zum Buchladen um und nimmt Robert als Teilhaber mit ins Boot.
Als Robert sich von seinem Lebensgefährten Carsten Flöter trennt, bietet Berta ihm ein Zimmer in ihrer Wohnung als Übergangslösung an. Robert nimmt das Angebot kurzzeitig in Anspruch; als Bertas Avancen jedoch persönlicher werden, weist der junge Mann sie klar in ihre Schranken (Folge 153).
Im September 1988 kehrt Gottlieb doch noch nach München zurück. Während Manoel sich freut, ist das Kapitel Gottlieb für Berta längst abgeschlossen. Sie ist fest entschlossen, weiterhin alleine für die Erziehung ihres „Chicos“ zu sorgen. Als Gottlieb die Lindenstraße im Dezember endgültig verlässt, ist Manoel tief traurig (Folge 162).
Während Klaus spielt, beschwört Manoel mit geheimnisvollen Formeln Lydias Besserung herbei.
Als Manoel spürt, dass auch Berta unter der Trennung leidet, spendet er ihr zwar Trost, wird andererseits aber auch immer störrischer und isoliert sich zunehmend. Zudem verschlechtert sich in dieser Zeit Lydias Gesundheitszustand (Folge 166). Auf ihren drohenden Tod reagiert Manoel mit Rückzug und mystischen Geisterbeschwörungsritualen, die Lydias Gesundheit wieder herstellen sollen. Und in der Tat erholt sich Lydia bald wieder.
Auch in seiner Förderklasse hat sich Manoel zum Außenseiter entwickelt. Weil niemand mit ihm spielen möchte, schwänzt er nun immer häufiger den Unterricht. Berta reagiert auf Manoels störrische Rebellion hilflos.
Nach einem Streit sperrt Berta ihn sogar in einem Zimmer ein. Manoel versucht waghalsig aus dem Fenster zu entkommen, rutscht dabei aber aus. Nachbarin Dominique Mourrait sieht ihn glücklicherweise noch rechtzeitig am Fensterbrett hängen und kann ihn vor einem Sturz aus dem ersten Stockwerk bewahren (Folge 189).
Trotz aller Querelen versucht Manoel seiner Adoptivmutter immer wieder seine großherzige Seite zu zeigen: Als er ihr wohlmeinend eine defekte Klaviertaste mit Leim „repariert“ und dabei mehrere Tasten miteinander verklebt, hält sie ihren Ärger zunächst noch im Zaum. Als der Junge die Tasten dann aber mit einem Fleischermesser voneinander zu trennen versucht, rutscht der Klavierlehrerin die Hand aus (Folge 199).
Auf diese Begebenheit reagiert Manoel mit Totalverweigerung und verfällt wieder in die gleichen Verhaltensmuster wie kurz nach seiner Ankunft in München: Er schläft auf dem Boden, entzieht sich der Nahrungsaufnahme und ist nicht ansprechbar.
Auch nachdem Manoel sich wieder mit Berta versöhnt hat, schläft er weiter auf dem Fußboden und weigert sich, die Schule zu besuchen. Immer stärker wächst in ihm der Wunsch, nach Mexiko heim zu kehren. In einem Gespräch versuchen „Chico“ und Berta ihr Zusammenleben demokratischer und angenehmer zu gestalten. Berta will Manoel mehr Freiheiten gewähren, im Gegenzug muss er ihr versprechen, wieder regelmäßig am Schulunterricht teilzunehmen. Und als Bonus schenkt Berta ihm einen „Wunschtag“, an dem er tun und lassen darf, was er möchte. Den Tag nutzt der Zwölfjährige dazu, die Schule zu schwänzen und seine liebsten Mitmenschen einzuladen… (Folge 205).
Die Freundschaft zu Klausi Beimer ist nach wie vor eine wichtige Konstante in Manoels Leben. Doch als dieser sich mit dem neuen Nachbarsmädchen Iffi Zenker verbündet, wird Manoel zum dritten Rad am Wagen. Auch versucht er sich wieder durch vorgetäuschte Krankheiten und zermürbende Diskussionen vor dem Schulbesuch zu drücken. Schließlich reagiert er sogar mit kindlicher Regression: Manoel wird wieder zum Bettnässer (Folge 251).
Hajo (Knut Hinz) versucht an Manoel "herumzuerziehen".
Als Berta Ende des Jahres 1990 mit dem Nachbarn Hajo Scholz anbändelt, ist Manoel zunächst einverstanden mit dem neuen Mann im Lebens seiner Adoptivmutter – bis dieser im Juni 1991 in die Griesesche Wohnung einzieht. Manoel empfindet den „Bullen“ – Hajo ist ehemaliger Polizeibeamter – als Eindringling. Besonders wenn Hajo sich in Manoels Erziehung einmischt, setzt sich der Junge vehement zur Wehr.
In Manoel reift die Idee, im neuen Schuljahr ein Internat zu besuchen. Berta gibt seinem Wunsch nach und legt noch ein Extraschmankerl oben drauf: Vor Schulbeginn fliegen sie und Manoel für zwei Wochen nach Mexiko (Folge 298). Manoel ist überglücklich!
Im Internat im fränkischen Windsbach trifft Manoel es gut an: Er findet Anschluss an seine Mitschüler und kann sogar gute Noten verzeichnen. Bei seinem ersten längeren Besuch zu Weihnachten in München fühlt er sich allerdings wieder zurückgesetzt und fürchtet, dass Berta ihn nicht mehr braucht (Folge 317).
Während Manoels Jahren im Internat wachsen Bertas und Hajos Beziehungsprobleme, die vor allem an Bertas Kräften zehren. Sie wird erst depressiv, dann tablettenabhängig. Als Manoel Silvester 1993 zu Besuch ist, wird er Zeuge eines Zusammenbruchs seiner Adoptivmutter (Folge 422). Manoel ist schockiert, dass niemand Bertas Zustand richtig eingeschätzt hat.
Im Juli 1994 steht Manoel überraschend bei Berta in der Lindenstraße auf der Matte: Er ist vom Internat geflogen (Folge 449). Nachts leidet er unter einem Alptraum. Berta, der es nach einer Therapie wieder besser geht, wacht fürsorglich an seinem Bett und findet dort eine Tüte mit 2000 DM. Als sie danach greift, wacht Manoel auf und entreißt ihr das Geld. Was es mit der stolzen Summe auf sich hat, verschweigt er stoisch. Außerdem weigert er sich vehementer als je zuvor, wieder eine Schule zu besuchen.
Statt die Schulbank zu drücken stemmt Manoel lieber Teller (links: Ursula Ludwig als "Lydia").
Statt die Schulbank zu drücken kann Manoel den griechischen Wirt Vasily Sarikakis überreden, ihn trotz seiner Minderjährigkeit als „kleinen Bruder“ in seinem Lokal „Akropolis“ zu beschäftigen. Endlich lüftet der 14-Jährige sein Geheimnis: Er spart Geld, um sich in Mexiko als Bauer eine Existenz aufzubauen. Berta, Hajo und Lydia sind wie vor den Kopf gestoßen. Zu allem Übel droht die Schulbehörde Berta auch noch mit einer Anzeige, da sie für die Unterrichtsverweigerung ihres schulpflichtigen Sohnes haftbar ist.
Niemand bringt Verständnis für Manoels Traum auf, außer der 13-jährigen Lisa Hoffmeister, die von Manoels Aussteigerplänen fasziniert ist. Eifrig versucht sie seine Aufmerksamkeit zu gewinnen – zunächst ohne Erfolg. Erst als die Schulbehörde tatsächlich die Polizei zu den Grieses schickt, lernt Manoel die junge Klavierschülerin seiner Mutter schätzen: Sie versteckt Manoel bei sich im Kinderheim und füllt mit gelegentlichen Gelddiebstählen seine Reisekasse auf (Folge 465).
Drei Wochen harrt Manoel in seinem Versteck aus, denn Lisa hält ihn mit Aussichten auf noch mehr Reisegeld hin. Außerdem plant sie Manoel nach Mexiko zu begleiten. Und damit Manoel, der von dieser Idee wenig begeistert ist, nicht ohne sie abreisen kann, hat das gewitzte Mädchen seinen Reisepass versteckt.
Trotzdem gelingt es dem Jungen in einem glücklichen Moment, seinen Pass zurück zu erobern und sein Versteck zu verlassen: Am 08. Dezember 1994 trampt Manoel Griese nach Hamburg und lässt sich von dort in seine geliebte Heimat Mexiko verschiffen (Folge 471).
In sporadischen Telefonaten erfährt Berta, wie es ihrem „Chico“ in Mexiko ergeht und dass er Arbeit in einer Molkerei gefunden hat. Und zu ihrer großen Überraschung ist er sechs Jahre später sogar auf ihrer Hochzeit mit Hajo zu Gast und präsentiert dort stolz seine Ehefrau Elvira-Maria (Folge 772).