In der "Lindenstraße" von Folge 95 bis 965
Für viele Bewohner der Lindenstraße ist der unverbesserliche Alt-Nazi Franz Wittich ein rotes Tuch. Aber mit den Jahren wird "Onkel Franz" milder und liebenswerter. Letztendlich schließen ihn seine Mitmenschen, allen voran Nichte Helga, doch noch in ihr Herz.
Onkel Franz: Die ganze Geschichte
Franz Wittich wird am 24. Juli 1913 in Herne geboren. 1947 heiratet er seine Frau Dora, die 1964 verstirbt. Die beiden haben keine Kinder. Zu seiner Nichte Helga Beimer hat Franz Wittich jedoch regelmäßigen Kontakt. Als er sich 1987 einen Oberschenkelbruch zuzieht, nimmt Helga ihn erst wohlwollend auf, muss aber schon bald feststellen, dass ihr Onkel nicht vor hat, die Beimersche Nestwärme wieder zu verlassen (Folge 95).
Im Gegenteil: Wittich quartiert sich mit seinem kompletten Hab und Gut bei den Beimers ein, will mit Haushalt und Ordnung jedoch nichts zu tun haben. Auch sein Weihnachtsgeschenk an den kleinen Klausi, ein Luftgewehr, spricht nicht für sein Talent in Sachen Kindererziehung (Folge 108).
Schon bald kristallisiert sich Wittichs rechtsradikale Gesinnung heraus, die sich beispielweise durch Intrigen gegen die Familie Sarikakis und deren Restaurant äußert. Indem er ihnen Ungeziefer und verdorbene Lebensmittel ins “Akropolis” schmuggelt und sie dann bei der Gesundheitsbehörde anschwärzt, versucht Franz die griechischen Landsmänner aus der Lindenstraße zu vertreiben. Jedoch erfolglos - Beate Sarikakis entlarvt ihn (Folge 115).
Als Franz mit Klausi Schießübungen macht, natürlich ohne Helgas und Hans‘ Wissen, verletzt der Junge mit einem Schuss den Nachbarn Stefan Nossek. Die Folgen sind weitreichend: Der Verletzte verliert für immer sein Augenlicht. Franz setzt das Kind dermaßen unter Druck, niemandem etwas zu verraten, dass es in völlige Apathie verfällt. Nach Klausis Geständnis platzt Helga und Hans der Kragen: Onkel Franz muss ins Seniorenheim (Folge 124)!
Da Wittich sich dort überhaupt nicht wohl fühlt, findet er im Januar 1989 vorübergehend Unterschlupf bei Else Kling. Im Juni 1989 mietet der Rentner schließlich Nosseks ehemalige Wohnung, der zwischenzeitlich aufgrund seiner Blindheit tödlich verunglückte, in der Lindenstraße Nr.3 an (Folge 185).
Seine Affinität zu Schusswaffen hat auch nach dem Vorfall mit Klausi und Nossek nicht nachgelassen. Als in dem nahegelegenden Kiosk eingebrochen wird, fühlt sich Franz für die Sicherheit seiner Straße verantwortlich, gründet mit seinen rechtsgerichteten Freunden eine “Bürgerwehr” und kontrolliert die Gegend mit allabendlichen Rundgängen. Bei einer seiner Patrouillen entdeckt er tatsächlich wieder einen Dieb im Kiosk, schießt kurzerhand und verletzt ihn. Als sich herausstellt, dass es sich bei dem Einbrecher um einen 12jährigen Ausreißer handelt, wird Wittich von der ganzen Straße geschnitten und kommt in U-Haft (Folge 199).
Der Vorfall hat jedoch keine schwerwiegenden Konsequenzen für Onkel Franz, da dessen ausgefuchster Anwalt auf Notwehr plädiert und damit durchkommt. Bei den Nachbarn hat Franz Wittich es sich spätestens jetzt verscherzt und versteht die Welt nicht mehr: Er wollte doch nur helfen!? Auch die Sitzungen mit seinen Freunden Hilmar und Fridhoff und deren braune Parolen machen Onkel Franz nicht gerade zum Sympathieträger unter den “Lindensträßlern”.
Als ihm Anfang 1991 die Nachbarin Amélie von der Marwitz begegnet, verliebt sich Franz sofort in die agile Adelige (Folge 268) und macht ihr sehr schnell einen Heiratsantrag. Amélies Einwände bezüglich seines schlechten Images möchte er widerlegen, indem er eine von ihr gestellte Aufgabe löst.
Die Mission erscheint ihm einfach: Er soll für sechs Monate einen Südafrikaner bei sich aufnehmen. Franz geht von einem Buren aus und ist zutiefst entsetzt als ein “richtiger Neger”, David Motibe, bei ihm vorstellig wird (Folge 281). Doch Franz besteht die Aufgabe und bekräftigt wiederum seinen Wunsch, Amélie zu ehelichen.
In die Enge getrieben schlägt die vor, die Angelegenheit am Spieltisch zu entscheiden und verliert (Folge 309). Doch Amélie weiß sich zu helfen. Geschickt täuscht sie vor, ihre zahlreichen Ehemänner vergiftet zu haben. Das wirkt: Franz distanziert sich schnell von seinem Schwarm und ist erleichtert über deren Auflösung der “Verlobung”.
Die zuvor Angebetete entwickelt sich nach und nach zu seiner Feindin. So beschuldigt sie ihn, zu Unrecht, ihre Brille gestohlen zu haben. Franz dagegen fühlt sich durch die Anwesenheit ihres Kurschattens Rudolf Kondi belästigt und löst das Problem mal wieder auf seine Weise: Er schlägt Amélies Liebhaber bewusstlos (Folge 414). Jedoch nicht ungestraft: Franz muss die Krankenhausrechnung übernehmen.
Wo eine Intrige ist, ist Franz Wittich nicht weit: Im Juli 1994 trifft er im Treppenhaus auf den durch eine Rangelei mit Klaus verletzten Olli Klatt und nimmt den 15-Jährigen in seine Wohnung auf. Olli scheint, vor allem in politischer Hinsicht, ein Gleichgesinnter zu sein. Gemeinsam mit Klaus ist er kürzlich einer Neo-Nazi-Gruppe beigetreten. Schon bald schlägt Onkel Franz‘ Freude über seinen neuen Kumpanen in Unbehagen um.
Doch Olli weiß, wie er den Alt-Nazi um den Finger wickeln kann und macht ihm ein intime Beziehung zwischen Matthias Steinbrück und Klaus Beimer glaubhaft. Franz zeigt Matthias sofort an. Als sich herausstellt, dass es sich um eine von Olli rein erfundene Geschichte handelt, mit der er die Bemühungen des ehemaligen Pfarrers, Klaus aus dem Nazimilieu zu holen, unterbinden wollte, stellt Franz seinen Untermieter zur Rede. Kurz darauf findet er sich geknebelt und gefesselt im Badezimmer wieder. Amélie, Kurt Sperling und Else Kling befreien Franz, bevor Olli Klatt ihn wie geplant als Geisel entführen kann (Folge 465).
Seit Franz seine Nachbarin Else beim Finanzamt wegen ihres nicht gemeldeten Waschsalons angeschwärzt hatte, haben die beiden Differenzen. Ein weiterer Streit mit ihr, der mit einer zerbrochenen Milchflasche einhergeht und die Fronten noch weiter verhärtet, gibt ihm nervlich den Rest: Onkel Franz erleidet einen Herzanfall (Folge 514).
Nach seiner Genesung beschließt Franz nun in ein Seniorenheim zu ziehen; doch auch der gesundheitliche Tiefschlag hindert ihn nicht daran, die gewohnten “Spitzen” zu verteilen.
Seiner Nichte Helga, die sich in tiefer Trauer um ihren verstorbenen Sohn Benny befindet, ringt er eine schriftliche Zusage ab, die Hälfte der Unterhaltskosten für das Haus “Ob der Tauber” zu übernehmen. Als diese eine rechte Vereinigung hinter dem Seniorenheim vermutet und die Zahlungen nicht länger leisten will, geht Franz gerichtlich gegen sie vor und gewinnt den Prozess (Folge 587).
Mit Erich Schillers vermögenden Erbtante Betty, lernt Franz eine Frau nach seinem Geschmack kennen. Auf einer gemeinsamen Reise nach Irland im Sommer 1997 verstirbt seine Reisebegleiterin plötzlich unerwartet und das Hotel “Claron Bridge”, das Erich Schiller von dem geliehenen Geld seiner Tante Betty gekauft hatte, brennt völlig ab.
Im Frühherbst 1998 macht Franz Wittich durch die Gründung einer rechtsorientierten Partei “Patrioten für Deutschland” von sich reden. Zuvor euphorisch muss Franz bald deprimiert feststellen, dass die Partei-Idee ein Flop ist. Zudem fordert Hartung, ein Gründungsmitglied, sein Parteikapital zurück. Als sich herausstellt, dass Franz es ihm nicht geben kann, attackiert Hartung ihn brutal (Folge 731).
Nach dem Vorfall wird es immer ruhiger um den ehemals aktiven Nazi, dessen Altersverwirrtheit langsam aber sicher dramatische Züge annimmt.
Nur in ganz seltenen Momenten ist er Herr seiner Sinne. Natürlich ahnt er nicht, wie sehr er damit seine Umwelt belastet - besonders seine Nichte Helga, die ihn trotz vorausgegangener Differenzen wieder bei sich aufnimmt. Zum Glück kehrt im Juni 2001 Großnichte Marion nach München zurück und geht ihrer Mutter bei Onkel Franz' Pflege zur Hand.
Auch in der rüstigen Rentnerin Hildegard Scholz findet Helga eine große Entlastung. Sie zieht in die Beimer-Wohnung und kümmert sich um den senilen Onkel Franz. Als dieser ihr jedoch erzählt, er habe im Krieg einen Deserteur erschossen, kann sie die vermeintliche Tat nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren und distanziert sich von Franz und Helga (Folge 884).
Helga erkennt Ende 2002, dass sie die Leitung ihres Reisebüros und die gleichzeitige Pflege des Onkels nicht mehr leisten kann. Schweren Herzens gibt Helga den verwirrten Franz Anfang 2003 in die Obhut eines Pflegeheims. Seinen 90. Geburtstag feiert Franz am 24. Juli 2003 mit Kaffee und Kuchen in der Lindenstraße. Im darauffolgenden Jahr besucht Helga den immer schwächer werdenden Onkel regelmäßig im Pflegeheim und ist die einzige, die noch von ihm erkannt wird. Kurz vor seinem 91. Geburtstag, am 08. Juli 2004, verstirbt Franz Wittich im Krankenhaus (Folge 971).