In der "Lindenstraße" von Folge 1 bis 278
"Good Bad Girl": Mit ihrer unkonventionellen und flippigen Art eckt Chris nicht selten bei ihren Mitmenschen an. Nach und nach beweist die renitente Chaotin jedoch Großherzigkeit und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und gewinnt damit das Herz vieler "Lindensträßler"…
Chris: Die ganze Geschichte
Christina Barnsteg wird am 09. November 1964 geboren. Nach mittlerer Reife und einer abgebrochenen Ausbildung zur Rechtsanwaltsgehilfin lebt sie mit Anfang 20 gemeinsam mit ihrem Freund Wolf Drewitz in einer Münchener Wohngemeinschaft in der Lindenstraße Nr. 3. Sie schlägt sich mit Gelegenheitsjobs – u.a. als Sängerin – durch.
Dr. Dressler (Ludwig Haas) bestätigt Chris' (Silke Wülfing) Befürchtungen: Sie ist schwanger.
Als Dr. Dressler im März 1986 feststellt, dass Chris schwanger ist, rät er ihr aufgrund ihres offensichtlichen Alkoholproblems zu einer Abtreibung. Auch Wolf, der Vater des Kindes, ist gegen eine Schwangerschaft. Seiner Leidenschaft für Musik räumt er absolute Priorität ein. Trotz allem beschließt Chris das Kind auszutragen. Diesen Vorsatz bekräftigt sie, indem sie ihre Gin-Vorräte in den Müllcontainer entleert und damit ihrer Alkoholsucht symbolisch ein Ende setzt (Folge 10). Darauf folgt ein Alkoholentzug, den Chris ohne professionelle Hilfe eines Arztes durchführen möchte. Die Entzugserscheinungen werden aber so unerträglich, dass sie Dr. Dressler schließlich doch bitten muss, ihr eine Spritze gegen die Schmerzen zu verabreichen. Dabei hat sie allerdings große Sorge, dem ungeborenen Kind Schaden zuzufügen (Folge 11).
Ohne Freund, Mitbewohner und Alkohol in der Lindenstraße 3: Chris hat den Blues.
Als Wolf das Angebot bekommt, auf einem Kreuzfahrtschiff als Saxophonist zu arbeiten, bricht er ohne Zögern zu seinem Engagement auf und lässt die schwangere Chris alleine in der Wohngemeinschaft zurück. Sie ist so gekränkt und wütend, dass sie wieder zum Gin greift. Nach einem einzigen Schluck zerschlägt sie jedoch Glas und Flasche und verletzt sich dabei an der Hand. Ihr Mitbewohner Phil Seegers verbindet ihren Daumen und nutzt die Gelegenheit, um Chris zu verführen. Sie geht zum Schein auf das amouröse Angebot ein, statt eines Kusses beißt sie ihm jedoch in die Lippe (Folge 13).
Bei einem heftigen Streit zwischen Chris und Phil wirft Phil sie brutal auf ihr Bett und stürmt danach aus der Wohnung. Chris hat daraufhin heftige Schmerzen und versucht, Dr. Dressler telefonisch um Hilfe zu rufen. Allerdings liegt der nach einem Streit mit seiner Frau im Alkoholdelirium und hört das Klingeln nicht. Im Flur stürzt Chris vor Schmerzen ein zweites Mal und hat danach nicht mehr die Kraft, sich zum Telefon zu schleppen. Ihre Hilferufe hallen durch das Treppenhaus (Folge 14).
Im Krankenhaus trifft der Zivildienstleistende Carsten Flöter auf eine namenlos eingelieferte Frau, die in Lebensgefahr schwebt und von den Ärzten "INA" ("Identitätsnachweis nicht auffindbar") genannt wird. Er erkennt, dass es sich bei der jungen Patientin um seine Nachbarin Chris Barnsteg handelt, die es offenbar nach ihrem Sturz noch auf die Straße geschafft hat und durch unbekannte Hilfe ins Krankenhaus gebracht wurde. Telefonisch verständigt Carsten deren Mitbewohnerin Gabi Skabowski, die sofort ins Krankenhaus eilt. Dort erfährt sie vom zuständigen Oberarzt, dass Chris eine Fehlgeburt erlitten hat. Außerdem teilt der Arzt ihr mit, dass er die Polizei und den Sozialdienst verständigen musste. Gabi und ihr Freund Benno Zimmermann befürchten daraufhin, wegen unerlaubten Untervermietens und wegen Verstoßes gegen die Meldepflicht Ärger zu bekommen (Folge 15).
Mehr "Freud" als Leid: Mit analytischen Gespächen will Hans (Joachim Hermann Luger) Chris helfen.
Nach der Fehlgeburt fängt Chris in ihrem Kummer wieder mit dem Trinken an (Folge 18). Hans Beimer, ein im Haus lebender Sozialarbeiter, beginnt mit ihr analytische Gespräche über ihre Vergangenheit zu führen. Helfen soll ihr auch ein Vorstellungsgespräch in einem Altenheim. Chris bekommt den Job jedoch nicht, obwohl Hans Rücksprache mit der Heimleitung gehalten hat. Trotz der erneuten Frustration bedankt sich Chris aufrichtig bei Hans (Folge 21).
Im August 1986 trennt sich Wolf endgültig von Chris: Per Postkarte teilt er ihr mit, dass er "die Richtige" getroffen hat. Außer sich vor Wut und Schmerz setzt sie die Noten ihres untreuen Geliebten in Brand (Folge 38).
Die Geburt von Gabis Sohn Max im März 1987 beschert der Wohngemeinschaft ein Platzproblem und Chris’ Leben eine entscheidende Veränderung: Sie zieht – zunächst widerwillig – in die Wohnung zu Lydia Nolte, einer alten Dame aus dem Haus. Diese bietet ihr an, kostenlos bei ihr zu wohnen, wenn Chris ihr im Gegenzug den Haushalt führt. Mit ihrer souveränen und humorvollen Art gelingt es Lydia, Chris’ anfängliche Renitenz zu brechen (Folge 68). Die zwei sehr unterschiedlichen Frauen kommen sich näher und entwickeln eine ungewöhnliche und tiefe Freundschaft.
Im Mai 1987 lernt Chris den Arztsohn Frank Dressler kennen. Die beiden gefallen sich auf Anhieb (Folge 75). Frank, der Schauspieler werden möchte, kann auch Chris für die Bühnenkunst begeistern. Gemeinsam mit Carsten, Gerd und Beate gründen die beiden eine Theatergruppe. Chris und Frank werden ein Paar. Ihr Liebesleben wird allerdings durch Lydia im Zaum gehalten. So gibt es großen Ärger, als Lydia eines Nachts Frank in Chris’ Schlafzimmer erwischt und ihm verbietet, bei Chris zu übernachten (Folge 81). Als sie Frank rauswirft, überspannt sie den Bogen: Chris gibt Lydia wütend ihre Wohnungsschlüssel zurück (Folge 97). Lydia, die ihre flippige Untermieterin schon bald vermisst, muss in den nächsten Wochen hartnäckig darum kämpfen, dass Chris ihr verzeiht und wieder bei ihr einzieht.
Kaum sind die Wogen zwischen Lydia und Chris wieder geglättet, hängt der Haussegen der Theatergruppe schief: Die erwarteten Zuschauer bleiben aus, Chris zerstreitet sich mit Frank und auch zwischen Carsten und Gerd kriselt es. Die Querelen gipfeln in der Auflösung der Theatergruppe sowie in der Trennung von Frank und Chris (Folge 105). Kurz darauf folgt Frank seiner Mutter in die USA.
Das Zusammenleben zwischen Chris und Lydia gestaltet sich weiterhin harmonisch. Als die beiden im Januar 1988 die alte Nachbarin Philomena Bennarsch in einer Nervenheilanstalt besuchen, stellt Chris ihre wahre Großherzigkeit unter Beweis. Erschüttert über die Unterbringung der nur leicht verwirrten Philo beschließen Chris und Lydia, sie aus der Psychiatrie zu holen (Folge 111). Chris nutzt ihr schauspielerisches Talent: Sie verkleidet sich als alte Frau und gibt sich in der Nervenheilanstalt als Schwägerin von Philos Sohn aus. So kann sie sich Zutritt verschaffen und Philo aus der Anstalt "entführen". Dank der mutigen Chris kehrt Philo in die Lindenstraße zurück, wo sie noch in der selben Nacht – glücklich, zu Hause zu sein – stirbt (Folge 115).
Nach einem Vorsprechtermin bei einer privaten Schauspielschule gerät Chris im März 1988 in eine Demo, bei der sie zwischen Wasserwerfern landet. Noch in der selben Nacht bekommt sie einen Fieberanfall, bei dem Lydia einmal mehr ihre tiefe Verbundenheit zu der jungen Chris beweist und sie liebevoll pflegt (Folge 119). Chris' Leidenschaft, mit der sie sich in der Anti-Atom-Bewegung engagiert, lässt ihr in der Folgezeit wenig Raum für die Freundschaft zu Lydia. Ihr Verantwortungsgefühl bringt sie deshalb auf die Idee, gemeinsam mit Carsten und Robert Engel eine Zeitungsannonce zu formulieren, mit der sie einen Gesellschafter für Lydia suchen (Folge 121).
Chris’ Aktivitäten in der Anti-Atomkraft-Bewegung nehmen allmählich ein riskantes Ausmaß an: Auf einer Demo gibt sie einem attraktiven Zivilfahnder, den sie für einen Mitdemonstranten hält, ihre Adresse und Telefonnummer. Kurz darauf wird sie von der Polizei besucht (Folge 128). Das nächtliches Verhör der Kriminalbeamten kann Chris Barnsteg allerdings nicht einschüchtern: Jetzt muss erst recht gekämpft werden!
Chris zeigt Flagge: Mitten auf der Lindenstraße demonstriert sie für die Abrüstung.
Einige Wochen später, im August 1988, hat Chris das große Glück an einer renommierten Schauspielschule vorzusprechen – und dank ihrer eigenwilligen Interpretation des „Gretchen“ die Aufnahmeprüfung zu bestehen (Folge 140)! Ihr Wunsch, die Welt zu verbessern, führt aber nicht nur zu Konflikten mit Lydia, sondern lässt sie auch schon bald am Wert ihrer Schauspielausbildung zweifeln. Abrüstung und Zivilcourage hält sie mittlerweile für weit wichtiger als ein Schauspielzertifikat. Deshalb blockiert sie mit einem "Waffen raus!"-Transparent die Lindenstraße und wird am Ende von Polizisten abgeführt. Die stille Bewunderung Lydias für ihren Mut hat sie sich damit aber dennoch verdient… (Folge 142).
Im Oktober 1988 verlieben sich Chris und Zorro, Carstens chaotischer Mitbewohner, ineinander (Folge 149). Auch in politischer Hinsicht verstehen sich die beiden blendend. Gemeinsam mit Carsten planen sie eine „Leimaktion“, bei der sie durch Verkleben der Fahrbahn gegen den wachsenden Autoverkehr in der Lindenstraße demonstrieren (Folge 150). In dieser Zeit meldet sich auch Chris' Exfreund Wolf ein letztes Mal. Er schickt Chris 100 DM, um sein schlechtes Gewissen, sie einst im Stich gelassen zu haben, zu beruhigen. Leider verschwindet das "Versöhnungsgeschenk" jedoch erst in Zorros Chaos und endet dann ungenutzt im Hausmüll... (Folge 166).
Ein Toast auf das neue Zuhause! Lange währt die illustre Wohngemeinschaft allerdings nicht...
Da Carsten und Zorro sich wegen ihrer unterschiedlichen Lebensführung ständig in den Haaren liegen zieht Zorro in den Wohnwagen im Hinterhof. Chris ist davon begeistert und folgt ihrem Liebhaber in den eiförmigen Trailer. Sie verlässt Zorro jedoch im Mai 1989 um mit ihrer Theatergruppe "Kraut und Rüben" für unbestimmte Zeit durch Dänemark zu tingeln. Zorro ist fassungslos über Chris’ plötzlichen Aufbruch und muss gekränkt mit ansehen, wie Chris die Lindenstraße verlässt (Folge 181).
Im März 1991 Jahres kehrt Chris für einen Abstecher in die Lindenstraße zurück um ihren mittlerweile drogensüchtigen Exfreund Frank zu besuchen (Folge 276). Die beiden versöhnen sich und führen lange und intensive Gespräche. Am 28. März 1991 kehrt Chris nach Kopenhagen zurück (Folge 278).
Hans W. Geißendörfer über die "frühe" Chris Barnsteg
"Chris hasst bürgerliche Abläufe, Konventionen und Regelmäßigkeit von ganzem Herzen. Aber sie hat kein Lebenskonzept, das sie dem gegenüber stellen könnte, keine spezielle Weltanschauung, nur eine Antihaltung gegen alles. So lebt sie ziemlich ziel- und planlos in den Tag hinein. Längst trinkt sie mehr, als einem Mädchen in ihrem Alter gut tut. Aus dem Gin ist 'der Fizz inzwischen entfallen'. Chris steigert den Long-Drink zum long-long und bringt es schließlich auf eine Flasche pro Tag."