In der "Lindenstraße" von Folge 119 bis 193
Celin Kern ist für seine Mitmenschen ein Buch mit sieben Siegeln. Belesen und intelligent auf der einen Seite, aber anhänglich und abhängig wie ein Kind. Seine unsterbliche Liebe zu einer älteren Frau wird für ihn zur Obsession und hindert ihn daran, ein normales Leben zu führen.
Celin Kern: Die ganze Geschichte
Celin Kern kommt zum ersten Mal im März 1988 in die Münchener Lindenstraße (Folge 119). Die Lehrerin Vera Sash ist bei ihrem Kollegen Franz Schildknecht zum Abendessen eingeladen, und kommt in Celins Begleitung, den sie als ihren Sohn vorstellt.
Der junge Mann, der gerne Hemd mit Fliege trägt, geht seiner Umgebung mit einem Tischtennisball, mit dem er unablässig spielt, auf die Nerven. Und auch sein Sprachtalent überreizt Celin nicht nur in den Gedichten, die er schreibt. Besonders für Franz' Tochter Tanja ist Celin ein rotes Tuch. Vera und der kunstinteressierte Franz kommen sich näher, doch es scheint selbstverständlich zu sein, dass auch Celin bei den Treffen dabei ist.
Der sieht es ganz und gar nicht gern, dass Vera und Franz anbandeln – seitdem es zwischen den beiden Lehrern funkt, hat Celin eine Schreibblockade. "Vera ist meine Anima. Sie hat mich beflügelt", schwärmt er von Vera, küsst jedoch im nächsten Atemzug Tanja und kassiert dafür eine Ohrfeige. "Kann Celin nicht in Zukunft zu Hause bleiben?", fragt Tanja die verdutzte Vera.
In Franz sieht Celin einen Konkurrenten und versucht wieder und wieder, einen Keil zwischen ihn und Vera zu treiben. Dabei betont Celin gern, dass er sich auf einem weitaus höheren intellektuellen Niveau einordnet. Auch nachdem Tanja ihrem Vater einen Brief Celins an Vera zeigt, in dem er sie als "süßen Traum seiner Nächte" bezeichnet, hängt Franz den Vorfall nicht all zu hoch.
Vera zieht im Juni zu Franz – und Celin mit ihr. Er übernimmt Tanjas Zimmer, die für längere Zeit nach Gomera reist. Celin hängt an Vera wie eine Klette und versucht zu unterbinden, dass Franz und Vera sich alleine sehen. Als Vera gegen Celins Willen mit Franz ins Kino geht, verlässt Celin die Wohnung und hinterlässt einen Abschiedsbrief an Vera und ein T-Shirt mit der rätselhaften Aufschrift "Schullandheim Schwarzenberg-Alm Fischbachau" (Folge 134).
Bereits zwei Wochen später ist Celin wieder in der Lindenstraße. "Ich kann nicht leben ohne Dich!", beteuert er gegenüber Vera. An Celins anhänglicher Art hat sich nichts geändert. Selbst im romantischen Portugal-Urlaub, den Vera mit Franz plant, will er sie nicht allein lassen. "Wenn ihr alleine fahrt, wird etwas Entsetzliches passieren", droht er den beiden. Dennoch starten Franz und Vera in der kommenden Woche gen Portugal, doch Celin ahnt bereits, dass Vera zu ihm zurückkehren wird. Liebevoll bereitet er ihr in Franz’ Wohnung einen Blumenempfang. Und Vera kommt tatsächlich. Schon an einer Tankstelle in der Nähe von München, fuhr sie Franz kurzerhand mit dem Auto davon.
Celin verschwindet mit Vera spurlos. Erst eine Woche später steht Vera vor Franz' Tür und beichtet ihm schließlich, dass Celin keineswegs ihr Sohn, sondern ihr ehemaliger Schüler und noch dazu ihr Liebhaber ist. Seit einer Klassenfahrt ins Schullandheim pflegen beide eine heimliche Beziehung. Auch der Name Celin entspricht nicht der Wahrheit. Otto Wilhelm heißt der Junge in Wirklichkeit, doch diesen Namen kann er nicht ausstehen.
Zu seinem Unbehagen vertragen sich Vera und Franz und planen erneut ihren Urlaub. Inmitten der Versöhnungsfeier der beiden beweist Celin erneut sein Zeitgefühl: Er droht, Veras Beziehung zu ihm der Schulbehörde zu melden, sollte Franz nicht von ihr lassen (Folge 140). Doch Celin blufft. Er will Vera nicht anschwärzen, vielmehr hat er verstanden, dass sie ihn nicht mehr liebt. Zähneknirschend nimmt Celin hin, dass Vera und Franz allein nach Portugal fahren und verabschiedet sich.
Die Leiden des jungen Celin
Nach dem ausgiebigen Urlaub reißt der Kontakt zwischen Celin und Vera weitgehend ab. Doch die Liebe zu seiner ehemaligen Lehrerin hat inzwischen noch wahnhaftere Züge angenommen. Celin schläft nicht mehr im Bett, sondern auf einem Poster, das Vera zeigt. Die erfährt im März 1989 aus Celins Bekanntenkreis, dass ihr einstiger Liebhaber häufig von Selbstmordabsichten spricht. Dementsprechend nimmt er es auch nicht leicht, dass Vera sich entschließt, Franz zu heiraten.
Celin besucht Vera erneut in der Lindenstraße und begleitet Franz überraschend zu den Gräbern von dessen erster Ehefrau und der jüngsten Tochter. Als er Franz beim Unkrautjäten hilft, findet er im Grab Henny Schildknechts eine in der Erde vergrabene Pistole. Nur kurz überlegt Celin, ob die Lösung für ihn darin liegt, Franz aus dem Weg zu räumen. Doch eigentlich ist ihm eines längst bewusst geworden: Franz' und Veras wirklich große Liebe füreinander. Er erzählt Franz von seinem anfänglichen Hass auf ihn und schenkt ihm als Entschuldigung ein Buch mit allen Gedichten, die er für Vera geschrieben hat. Die Gedichte brauche er nun nicht mehr, bekennt er gegenüber Franz. Doch Vera liebe er noch immer. In der Pistole findet Celin später zwei Patronen. "Eine wird reichen", sagt er zu sich selbst...
Eine Woche später wird die Hochzeit für Celin eine zermürbende Qual. Während der Trauung zückt er heimlich die Pistole, die er auf dem Friedhof gefunden hat. Als Vera und Franz sich das Ja-Wort geben, wird Celin von Verzweiflung überwältigt und verlässt fluchtartig die Kirche. Einsam geht er an einen nahegelegenen See, wo er erneut seine Pistole zieht und lange überlegt. Celin entschließt sich für das Leben. Er wirft die Waffe in den See und verschwindet (Folge 173).
Vera und Franz hören nichts mehr von Celin, doch ein halbes Jahr später erwirbt ein anonymer Kunstinteressent sieben Bilder von Franz Schildknecht, der mittlerweile als Maler arbeitet (Folge 193). Die Gemälde werden von einem unbekannten Mann abgeholt - erst als der die Bilder im Auto verstaut hat und abgefahren ist, erkennt Franz Celin auf dem Rücksitz des Wagens. Alle gekauften Bilder zeigten Vera. Seither ward Celin Kern nie mehr in der Lindenstraße gesehen...