Massenerkrankung in der Fleischfabrik: Gefahr fürs ganze Land?

Der Faktencheck zur Sendung vom 22.06.2020

Weit über 1.300 Infizierte – wieder in einer Fleischfabrik: Wie konnte das passieren? Bekommt die Politik die Unternehmen nicht in den Griff? Reichen die lokalen Maßnahmen oder nimmt bald das ganze Land Schaden. Sind Gesundheit, Wirtschaft und Sommerurlaub in Gefahr?

Eine Talkshow ist turbulent. Oft bleibt während der Sendung keine Zeit, Aussagen oder Einschätzungen der Gäste gründlich zu prüfen. Deshalb hakt hartaberfair nach und lässt einige Aussagen bewerten. Die Antworten gibt es hier im Faktencheck.

Karl-Josef Laumann über Werkverträge

Karl-Josef Laumann wirft den Grünen vor, unter der Regierung Schröder Werkverträge erst möglich gemacht zu haben. Seit wann gibt es Werkverträge tatsächlich?

Grundsätzlich gibt es Werkverträge schon seit dem alten Rom. Der Theologe und Gesellschaftsethiker Werner Krämer etwa beschreibt in seinem Buch „Geschichte und Ethik der Arbeit“, dass sich bereits um den Beginn der christlichen Zeitrechnung herum die Unterscheidung zwischen Lohnarbeitern, die für ihre Arbeitszeit bezahlt werden und Handwerkern, die für die Herstellung bzw. Ablieferung eines Werkes entlohnt wurden, etabliert hat. Diese Trennung sei bis heute gesellschaftsprägend. Werkverträge begleiten die Arbeitswelt also schon sehr lange und gibt es nicht erst seit den Arbeitsmarktreformen, die unter der Rot-Grünen Koalition von Gerhard Schröder beschlossen wurden. Jeder, der schon einmal gebaut hat, hatte wahrscheinlich mit Werkverträgen zu tun. Beispielsweise dann, wenn ein Architekt einen Handwerker beauftragt, bestimmte Arbeiten beim Hausbau durchzuführen. Über Werkverträge können Unternehmen Aufträge vergeben, die das Unternehmen selbst nicht ausführen kann, weil ihm hierfür etwa das Fachpersonal fehlt. Gesetzlich geregelt wird der Werkvertrag heute in Paragraf 631 des Bürgerlichen Gesetzbuches. Dennoch stehen Werkverträge immer häufiger in der Kritik. Denn viele Unternehmen haben in der Vergangenheit das Konstrukt des Werkvertrags missbraucht, um Löhne zu drücken oder Mindeststandards bei Arbeitnehmerrechten zu umgehen, so die Kritik von Arbeitnehmervertretern. Besonders Branchen wie Paketzusteller und Fleischindustrie geraten immer stärker in den Fokus.

In der Diskussion werden Werkverträge allerdings allzu oft in einen Topf geworfen mit der Leiharbeit. Leiharbeit beruht auf dem Arbeitnehmerüberlassungsgesetz aus dem Jahr 1972 und sollte ursprünglich dazu dienen, Unternehmen zu unterstützen, die an vorübergehendem Personalmangel litten. Bei der Leiharbeit werden Leiharbeitnehmer von ihrem Arbeitgeber – dem Verleihunternehmen – an ein Unternehmen vermittelt und eingegliedert. Der Leiharbeiter untersteht dabei den Weisungen der Firma, an die er verliehen wurde. Im Gegensatz dazu untersteht ein Arbeitnehmer, der über einen Werkvertrag in einem anderen Unternehmen beschäftigt ist, weiterhin seinem eigenen Arbeitgeber. Ursprünglich waren die Zeiten, die ein Arbeitnehmer an ein Unternehmen verliehen werden durfte, befristet. Im Zuge der Hartz-Reformen unter Rot/Grün wurden diese Fristen allerdings abgeschafft. So konnten Arbeitnehmer immer wieder an die gleiche Firma verliehen werden, was dazu führte, dass Dauerarbeitsplätze immer häufiger durch Leiharbeiter ersetzt wurden. Dies brachte der Rot-Grünen Bundesregierung den Vorwurf ein, prekären Arbeitsverhältnissen immer stärkeren Vorschub geleistet zu haben. Seit 2017 gilt allerdings wieder, dass ein Leiharbeitsverhältnis nicht länger als 18 Monate andauern darf. Darüber hinaus müssen Leiharbeitnehmer nach neun Monaten zu denselben Bedingungen beschäftigt werden, wie die Stammbelegschaft. Das bedeutet, dass sie bei gleicher Arbeitszeit das gleiche verdienen und den gleichen Urlaubsanspruch haben.

Ein kulinarischer Faktencheck zum Tempeh-Burger

Karl Lauterbach würde Karl-Josef Laumann gerne zu einem auf dem Solar-Grill zubereitetem Tempeh-Burger einladen. Auf was genau ließe sich Karl-Josef Laumann da ein?

Tempeh kommt aus Indonesien und erfreut sich bei Vegetariern und Veganern immer größerer Beliebtheit. Tempeh ist eine Alternative zu Fleisch und wird wie Tofu aus Sojabohnen hergestellt. Hierfür werden Sojabohnen zunächst gekocht, mit einem Edelschimmelpilz geimpft und anschließend in kompakte Rollen oder Blöcke gepresst. Bei etwa 30 Grad wird die Masse zwei Tage lang fermentiert. Tempeh gilt als proteinreich und fettarm. Schon 100 Gramm sollen einen hohen Anteil der täglich benötigten Nährstoffe enthalten. Tempeh eignet sich zum frittieren, braten und grillen. Auf den einschlägigen Koch- und Rezeptseiten im Internet finden Sie zahlreiche Rezeptideen für Tempeh-Gerichte - auch für Tempeh-Burger.

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