Erster großer Herbststurm

"Christian" wütete über NRW

Stand: 29.10.2013, 09:36 Uhr

Das erste große Herbst-Sturmtief hat Montag (28.10.2013) in NRW deutliche Spuren hinterlassen. "Christian" fegte teilweise mit über 100 Stundenkilometern über das Land. Im Ruhrgebiet tötete ein umgestürzter Baum zwei Menschen. Es kam zu Verspätungen im Bahnverkehr.

Rettungskräfte stehen an einem verunglückten Auto.

In Gelsenkirchen kippte ein Baum auf ein Auto

Den Höhepunkt in NRW erreichte das Orkantief "Christian" am Montagmittag: Die stärkste Böe mit einer Geschwindigkeit von 104 Kilometer pro Stunde wurde in Zülpich gemessen. In Oerlinghausen und in Porta Westfalica waren es je 102 Kilometer pro Stunde. Auf dem Kahlen Asten betrug die Windgeschwindigkeit 100 Kilometer pro Stunde. Auch in Städten wie Mönchengladbach und Neuss (je 93 Kilometer pro Stunde) sowie in Aachen und Düsseldorf (89 Kilometer pro Stunde) wehte der Wind heftig. Mittlerweile hat das Orkantief NRW verlassen: Es erreichte am Montagabend Südschweden.

Erschreckende Bilanz

Auch wenn "Christian" lange nicht so heftig war wie "Kyrill", der 2007 verheerende Schäden anrichtete: Die Bilanz des ersten großen Herbststurms in diesem Jahr ist erschreckend. Kurz nach zwölf Uhr fiel am Montag in Gelsenkirchen ein Baum auf ein Auto und tötete einen 39-jährigen Mann und seine elfjährige Nichte auf den Vordersitzen, wie ein Polizeisprecher am Dienstag (29.10.2013) zu WDR.de sagte. Die Kinder des Fahrers, ein elfjähriges Mädchen und ein achtjähriger Junge, die auf dem Rücksitz saßen, wurden verletzt. Zunächst waren die verwandtschaftlichen Verhältnissen der Opfer unklar gewesen. In Niedersachsen stürzte ebenfalls ein durch den Sturm entwurzelter Baum auf ein Auto. Die Fahrerin starb noch an der Unglücksstelle.

Ein Baum war auch Schuld an den schweren Verletzungen, die zwei Frauen am Montagmorgen erlitten. Sie waren mit dem Auto auf der Landstraße zwischen Rheinbach und Loch unterwegs, als ein Baum von hinten auf den Pkw fiel. Glimpflicher kamen zwei Frauen in Sprockhövel davon, als ihr Auto von einem Baum getroffen wurde: Sie wurden nicht verletzt, die Feuerwehr musste aber den Baum zersägen.

Keine Bahn, kein Strom

Ein Baum ist am 28.10.2013 in Mönchengladbach (Nordrhein-Westfalen) auf eine Strasse gestürzt.

Umgestürzte Bäume behinderten in weiten Teilen NRWs den Verkehr

Äste auf der Autobahn A3 bei Lohmar, ein umgewehter Laster auf der A44, vier blockierte Straßen im Märkischen Kreis und eine Bundesstraße 7, auf der so viele Äste lagen, dass sie gesperrt werden musste: Das Orkantief sorgte für jede Menge Verkehrsbehinderungen. Auf der Bundesstraße 477 zwischen Düren und Euskirchen fuhr ein Wohnmobil in einen umgestürzten Baum, der Fahrer kam aber unverletzt davon. Äste in den Oberleitungen und Baumstämme auf den Gleisen brachten auch den Bahnverkehr mancherorts zum Erliegen, so zwischen Bonn und Köln oder Köln und Essen. In Köln fuhr die Feuerwehr allein bis 17 Uhr 51 Einsätze; in den Kreisen Coesfeld, Warendorf, Steinfurt und Borken musste die Feuerwehr bis zum frühen Nachmittag über 60 Mal ausrücken. In Isselburg waren 3.500 Haushalte eine Stunde ohne Strom, weil ein Baum eine Stromleitung abgerissen hatte.

Der Krefelder Zoo hatte wegen des Sturms sicherheitshalber geschlossen und seine Raubkatzen eingesperrt. Tatsächlich fiel bei dem Sturm ein Baum um. "Das Nashorn hat sich über Frischfutter gefreut", sagte Zoo-Sprecherin Petra Schwinn.

Auch auf den Flugverkehr hatte "Christian" Auswirkungen. "Wir haben die Hallentore geschlossen, Ladeeinheiten und Gerät auf dem Vorfeld gesichert", erklärte die Sprecherin des Flughafens Düsseldorf. Dort fielen insgesamt 14 Flüge aus - wegen der Stürme an den Start- und Zielflughäfen in Sylt, Paris, London und Amsterdam. Am Flughafen Köln/Bonn wurde ein Flug nach Amsterdam gestrichen.

Zwei Tote am Wochenende

Bereits das Sturmtief vom Wochenende hatte Opfer gefordert. Mehrere Menschen waren auf dem Wasser verunglückt: Auf dem Liblarer See kenterte ein Segelboot, der 45 Jahre alte Segler starb im Krankenhaus. Der 15 Jahre alte Sohn seiner Lebensgefährtin konnte dagegen gerettet werden. Auf dem Sorpesee bei Sundern (Hochsauerland) ertrank ein 44-jähriger Angler, als sein Ruderboot wegen der starken Wellen umkippte. Ein zweiter Angler konnte von einem Surfer gerettet werden. Er wurde in ein Krankenhaus gebracht.

Sturmböen mit Kraft und Wärme

Bei milden 18 Grad und Sonne ist ein Spaziergang im Park zwar angenehm, aber bei diesem Sturm lebensgefährlich. In NRW krachen Bäume um, brechen Äste ab und Müll fegt über die Straßen. WDR.de zeigt das windige Wetter im Land.

Fliegende Blätter

Bei milden 18 Grad fegt der Sturm in Mönchengladbach die Blätter von den Bäumen.

Bei milden 18 Grad fegt der Sturm in Mönchengladbach die Blätter von den Bäumen.

Chaos auf den Balkonen. Den Gartenzwerg hat ein Lorbeerbäumchen erwischt.

Von Spinnennetzen ist nicht mehr viel übrig. Diese Kreuzspinne hält tapfer die Stellung.

Etwa 30 Einsätze hatte die Mönchengladbacher Feuerwehr bis zum Montagmittag. "Darunter abgebrochene Äste, umgekippte Bäume und herumfliegende Mülltonnen. Aber zum Glück keine Personenschäden", berichtet Frank Niessen, Sprecher der Feuerwehr.

Ein dicker Baum ist auf dieses Auto in der Innenstadt gekracht und hat erheblichen Sachschaden angerichtet.

Frank Niessen empfiehlt Fußgängern: "Wenn Sie sich bei diesen Extrembedingungen im Freien aufhalten müssen, meiden Sie Wälder und Parks." Dennoch nutzen einige die milden Temperaturen von 18 Grad für einen Lauf im Grünen.

Wer im Grünen arbeiten muss, hat keine Wahl.

Im Schmölderpark pusten Mitarbeiter des Grünflächenamtes mit Laubbläsern die Blätter auf große Haufen. "Wir nutzen den Wind, um das Laub aus dem Park zu bekommen", sagt dieser Mitarbeiter.

Wer im Sturm parkt, wird Laub ernten… Bei diesem Auto waren die Scheibenwischer am Montagmorgen unter einer dicken Laubschicht begraben.

An den Windböen über dem Essener Baldeneysee hatten nicht  nur die Möven ihre Freude. Der Surfer hatte den ganzen See für sich.

Aus welcher Richtung bläst der Wind? Den Test hat dieser Schirm nicht überlebt!

Windschief ragen jetzt die letzten noch blühenden Sonnenblumen über einem Essener Acker.

Windumtost war auch diese Litfaßsäule: Die Werbebotschaft jedenfalls war im Sturm irgendwie verloren gegangen.

Dieser übrig gebliebene Maibaum in Mülheim hat im Sturm zwar schon eine Menge Blätter eingebüßt, nicht aber seine bunten Bänder.

Haare kämmen – zwecklos. Wer bei solchem Wind unterwegs ist muss uneitel sein.