Charles Denner und Yves Montand in "Z"

Stichtag

14. November 1969 – Deutsche Erstaufführung von "Z"

Nach dem Zweiten Weltkrieg wird Griechenland von den Siegermächten dem westlichen Lager zugeschlagen. Den folgenden blutigen Bürgerkrieg gewinnen monarchistische Kräfte gegen die linken Partisanengruppen – nicht zuletzt dank massiver militärischer Unterstützung der USA. Nach 1949 kommen nur noch rechte Regierungen an die Macht, konservative Kräfte besetzen Schlüsselpositionen in Politik, Verwaltung und Armee. Die linke Opposition wird völlig an den Rand gedrängt. Antikommunismus ist Staatsideologie.

Anfang der 60er Jahre aber hat sich die Linke in Griechenland neu formiert. Ihr Hoffnungsträger ist der Medizinprofessor Grigoris Lambrakis, der schon bei Olympia startete und im Krieg als Widerstandskämpfer gegen die einmarschierten deutschen Truppen kämpfte. Der Protestmarsch des Pazifisten gegen die Stationierung von US-Atomraketen von Marathon nach Athen macht Lambrakis zur Symbolfigur. Im Mai 1963 wird er nach einer Rede in Thessaloniki unter den Augen der Polizei auf offener Straße mit einem Schlag auf den Kopf getötet.

Parabel, schlecht getarnt

Bei dieser Geschichte setzt "Z" an, der am 14. November 1969 auch in die deutschen Kinos kommt. In ihm erzählt Regisseur Constantin Costa-Gavras vom mutigen Kampf eines Untersuchungsrichters, der gegen den immensen Druck einer arroganten Elite aus Militärs und Monarchisten den Auftragsmord an einem Oppositionellen klärt – und durch seine geschickte Verhörstrategie entlarvt, dass die vermeintliche Demokratie längst von einem rechten "Schattenstaat" unterwandert ist, der im Hintergrund die Strippen zieht. Zwar spielt "Z" als Parabel auf politisches Morden in einem namentlich nicht näher genannten Land. Doch gibt sich der Film keine Mühe, die Bezüge zu den griechischen Verhältnissen zu verschleiern. "Die Übereinstimmung mit Personen und wahren Ereignissen ist gewollt", heißt es schon im Vorspann.

Das Drehbuch, das auf dem detailliert recherchierten Roman "Z – Anatomie eines politischen Mordes" des griechischen Autors Vasilis Vasilikos basiert, schreibt Costa-Gavras mit dem renommierten spanischen Schriftsteller Jorge Semprún gemeinsam. Der Film lebt aber nicht allein von seiner klug entwickelten Dramaturgie, die auch die Einstellung des Verfahrens gegen die Mörder nach dem Militärputsch in Griechenland durch die "Obristen" 1967 und die anschließende Verhaftung des Untersuchungsrichters miteinbezieht. Der Film lebt auch von politisch aktiven Stars wie Yves Montand als Politiker und Jean-Louis Trintignant als Ermittlungsrichter. Und er lebt von der Musik des griechischen Komponisten Mikis Theodorakis, dem Vertrauten und Weggefährten von Grigoris Lambrakis, der nach dem Militärputsch in einem Bergdorf auf dem Peloponnes in der Verbannung lebt. Dort besingt er heimlich ein Tonband, das - auf abenteuerlichen Wegen außer Landes geschmuggelt - zur Grundlage der Filmmusik wird.   

Empörung und Solidarität

Für das noch junge Genre des Polit-Thrillers bedeutet "Z" den Durchbruch. In den USA zählt er 1969 zur Top Ten der meistgesehenen Filme und erhält zwei Oscars, in Frankreich lockt er rund vier Millionen Zuschauer in die Kinos und wird mit dem Spezialpreis der Jury von Cannes ausgezeichnet. In den Militärdiktaturen überall auf der Welt wird er verboten.

In der übrigen Welt löst "Z" Empörung aus. Die griechische Opposition erreicht eine breite Welle der Sympathie, die internationale Ächtung der griechischen Militärjunta ist nicht zuletzt ihm zu verdanken. Politischer Druck führt zur Freilassung von Mikis Theodorakis und Christos Sartzetakis – jenem Untersuchungsrichter, dem der Film ein imposantes Denkmal setzt. 1974 bricht das Regime der "Obristen" in Griechenland zusammen, 1985 wird Sartzetakis griechischer Staatspräsident.  

Stand: 14.11.2014

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