Live hören
ARD Infonacht
23.03 - 06.00 Uhr ARD Infonacht
Belagerung von Wien und die Schlacht am Kahlenberg 1683

14. Juli 1683 - Zweite Belagerung Wiens durch das Osmanische Reich

Seit der Eroberung von Byzanz hat das Osmanische Reich sich immer weiter nach Westen vorgekämpft. Die zweite Belagerung Wiens Ende des 17. Jahrhunderts gerät für die Osmanen allerdings zum Desaster.

1683 erstreckt sich das Osmanische Reich von Algier bis Mekka und von Kairo über Istanbul bis Budapest. Aber die Ordnung bröckelt: Der Sultan sucht Rettung in der Expansion nach Westen. Wien gilt dabei als strategisch wichtiges Einfallstor ins restliche Europa.

1529 sind die Türken mit der Belagerung Wiens aufgrund von Nachschubproblemen bereits einmal gescheitert. Der zweite Versuch unter dem Oberbefehl von Großwesir Kara Mustafa 1683 soll erfolgreicher sein.

Die Osmanen belagern Wien (ab dem 14.7.1683)

WDR ZeitZeichen 14.07.2023 14:54 Min. Verfügbar bis 14.07.2099 WDR 5


Download

Der Großwesir kommt mit einer gewaltigen Streitmacht. Im Juli 1683 erreichen 100.000 Soldaten mit Pferden und Kamelen Wien. Später wird sich ein Ring von bis zu 120.000 Mann um die Hauptstadt des Habsburger Reiches schließen.

60.000 Wiener verlassen die Stadt. Auch der österreichische Kaiser flieht und überlässt die Stadt seinem Stadtkommandanten Graf Ernst Rüdiger von Starhemberg. Unter ihm sollen die verbliebenen Verteidiger in hoffnungsloser Unterzahl einem zehnmal stärkeren Angreifer widerstehen.

Religion spielt untergeordnete Rolle

Die Zeitgenossen sehen die Belagerung in erster Linie als Eroberungskrieg eines der größten Imperien der damaligen Zeit. Religion spielt hierbei eine untergeordnete Rolle.

Die Mauern Wiens sind von monatelangen unterirdischen Sprengungen durchlöchert und schwanken. Aus berechtigter Angst vor Grausamkeiten der Eroberer lehnt Starhemberg die Kapitulation rundweg ab.

Rettung in letzter Sekunde

Buchstäblich in letzter Sekunde trifft das Entsatzheer unter Führung des polnischen Königs Johann III. Sobieski auf dem Kahlenberg an der Donau ein und nimmt die Osmanen unter Beschuss. Das osmanische Heer wird vollständig aufgerieben und zerstreut.

Die Habsburger Gegeneroberung beschleunigt bei den Osmanen einen umfassenden Transformationsprozess, der schon vor dem Krieg begonnen hat. Das Osmanische Reich reformiert jetzt sein komplettes Finanzwesen und das Steuerrecht.

Die Reformen verwandeln das Riesenreich in eine moderne Bürokratie mit stabilem wirtschaftlichem Wachstum. Entlang der Donau akzeptiert das Osmanische Reich seine Verluste und gibt weitere Expansionspläne auf.

Autor des Hörfunkbeitrags: Murat Kayi
Redaktion: David Rother

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 14. Juli 2023 an die zweite Belagerung Wiens durch das Osmanische Reich.

ZeitZeichen am 15.07.2023: Die "Reblauskrise" - als Europas Wein starb