15. Juli 1997 - Slobodan Milošević wird Staatspräsident der Republik Jugoslawien

Stand: 04.07.2022, 15:47 Uhr

Der Name Slobodan Milošević ist untrennbar mit den Kriegsverbrechen in Sarajevo und Srebrenica verknüpft. Sein aggressiver Nationalismus, der Tod und Vertreibung brachte, lebt weiter fort.

Slobodan Milošević starb 2006 in einer Zelle in Den Haag an einem Herzinfarkt. Nicht aber seine Ideen, die Jugoslawien in den Krieg stürzten. Der Mann, dessen Vorname übersetzt "der Freie" bedeutet, brachte Unfreiheit, Krieg und Gewalt über den Balkan. Der heutige Präsident Serbiens, Aleksandar Vucic, ist ein ehemaliger Vertraute Miloševićs und führt dessen nationalistische Politik fort.

Milosevic wird Präsident der BR Jugoslawien (am 15.07.1997) WDR ZeitZeichen 15.07.2022 14:49 Min. Verfügbar bis 15.07.2099 WDR 5

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Milošević schürte den Nationalismus

1941 wurde Milošević in Požarevac im heutigen Serbien geboren. Er studierte Jura, wurde Präsident der Beogradska Bank in Belgrad. Auch in der kommunistischen Partei machte Milošević Karriere und nutzt geschickt das Machtvakuum, das nach dem Tod des langjährigen Präsidenten Josep Broz "Tito" im Jahr 1980 entstand.

Der Fall der Berliner Mauer 1989 brachte eine ganze Weltordnung zum Einsturz: Die Sowjetunion löste sich auf, neue Staaten entstanden und befeuerten den Nationalimus im ehemaligen "Ostblock". In Serbien schürte Milošević mit dem "Mythos vom Amselfeld", einer Schlacht gegen die Türken im Jahr 1389, geschickt den Nationalismus.

Die Verbrechen von Sarajevo und Srebrenica

Miloševićs Ziel war, Landstriche, in denen mehrheitlich Serben leben, in den inzwischen eigenständigen Staaten Kroatien, Bosnien und Kosovo zu einem großen Land Serbien vereinen. Die Anklage in Den Haag warf ihm später die gewaltsame Vertreibung von Kroaten und anderen Nicht-Serben aus Kroatien vor. Auch in Bosnien wurden Nicht-Serben von einem Landesteil in den anderen gejagt.

Hier geschehen die grausamsten Verbrechen, für die zwei Orte in besonderer Weise stehen: Sarajevo und Srebrenica. Sarjevo wurde 1.425 Tage lang belagert, Bewohnerinnen und Bewohner von bosnischen Serben wahllos erschossen. In Srebrenica wurden im Juli 1995 von bosnischen Serben 8.000 muslimische Männer und Jungen hingerichtet.

Staatliche Neuordnung auf dem Balkan

Auf Druck der internationalen Gemeinschaft wurde im November 1995 das Abkommen von Dayton geschlossen. Es sieht eine Neuordnung des Balkan vor. Bosnien wurde in drei Teile aufgeteilt, die bosnischen Serben erhielten eine eigene Republik. Übrig blieb Rest-Jugoslawien. Das Parlament dieses Rumpf-Staates wählte Slobodan Milošević ungeachtet der zahlreichen Kriegsverbrechen am 15. Juli 1997 zum Präsidenten.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Irene Dänzer-Vanotti
Redaktion: Matti Hesse

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 15. Juli 2022 an den jugoslawischen Staatspräsidenten Slobodan Milošević. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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