Renten-Debatte: Wie lange arbeiten?
Die sogenannte "Rente mit 63" ist nicht mehr zeitgemäß, sagt die FDP. Sie will die abschlagsfreie Rente nach 45 Beitragsjahren einschränken oder abschaffen. Gleichzeitig gibt es eine Diskussion darum, ob sich das Renteneintrittsalter nicht grundsätzlich flexibler gestalten lässt. Was halten Sie davon? Diskutieren Sie mit im WDR 5 Tagesgespräch!
In Deutschland gehen die Menschen mit durchschnittlich 64,4 Jahren in Rente, so die aktuellsten Zahlen von 2022. Das Renteneintrittsalter ist damit in den vergangenen 25 Jahren um gut zwei Jahre gestiegen – und das, obwohl es seit zehn Jahren für Menschen mit 45 oder mehr Beitragsjahren die Möglichkeit gibt, abschlagsfrei zwei Jahre vor dem üblichen Renteneintrittsalter in Rente zu gehen: die "Rente mit 63".
Viele Beschäftigte in Branchen mit schwerer körperlicher oder psychischer Belastung – vom Dachdecker bis zur Pflegekraft – möchten oder können nicht länger im Job sein als nötig. So gehen beispielsweise überdurchschnittlich viele Pflegekräfte wegen der hohen Arbeitsbelastung in Frührente, sehr oft mit Abschlägen bei den Rentenzahlungen. Andererseits gibt es Arbeitnehmer, die gerne länger arbeiten möchten und das auch neben ihrer Rente machen. Theoretisch ist es jetzt schon möglich, erst später in Rente zu gehen und solange auch noch weiter Beiträge in die Rentenversicherung einzuzahlen – aber nicht alle Arbeitgeber machen das mit.
Für FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai setzt die "Rente mit 63" falsche Anreize. Das Modell würde dem Arbeitsmarkt wertvolle Fachkräfte entziehen. Und ein früher Renteneintritt sorge für zu hohe Kosten für das Rentensystem. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) versicherte dagegen, es werde dabei bleiben, dass alle mit 64 oder 65 Jahren in Rente gehen können, die 45 Versicherungsjahre lang eingezahlt hätten. Der Vorstoß der FDP sorgt auch deshalb für Ärger innerhalb der Ampelkoalition, weil die Regierung noch in diesem Mai ein "Rentenpaket II" beschließen möchte – bei dem es aber nicht um eine längere Lebensarbeitszeit geht.
Grundsätzlich stellt sich in einer alternden Gesellschaft die Frage nach der Generationengerechtigkeit: Wie lässt sich sicherstellen, dass Menschen nach einem langen Arbeitsleben eine auskömmliche Rente erhalten? Und ist es auf der anderen Seite fair, wenn junge Arbeitnehmer immer höhere Beiträge und Steuermittel dafür aufwenden müssen, um Rentenzahlungen an die Älteren zu finanzieren?
Wann wollen Sie in Rente gehen? Und wie flexibel möchten Sie dabei sein? Denken Sie darüber überhaupt schon nach? Möchten Sie so lange wie irgendwie möglich arbeiten? Weil es Ihnen Spaß macht oder weil Sie das Geld brauchen? Oder haben Sie einen Job, wo Sie sich das nicht vorstellen können? Wie schaffen wir eine Generationengerechtigkeit bei der Rente?
Rufen Sie uns während der Sendung an (WDR 5 Hotline 0800 5678 555).
Gast: Markus Hofmann, Abteilungsleiter Sozialpolitik beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB)
Redaktion: Thomas Vehling und Moritz Folk