- Sendehinweis: Vesper | 9. März 2024, 17.04 - 19.00 Uhr | WDR3
Vesper I
Ausnahmen in der Musikgeschichte – Frauen als Musikerinnen und Komponistinnen
17:04 - 17:45 Uhr
Élisabeth Jacquet de La Guerre
"Wir Frauen komponieren nicht…Es muss da irgendetwas sein, das uns fehlt", legte man noch Mitte des letzten Jahrhunderts Frauen in den Mund. Im ersten Teil der Vesper präsentieren wir Frauen, die sich trotzdem durchgesetzt haben. Rebecca Clarke gilt als die wichtigste englische Komponistin zwischen den beiden Weltkriegen. Das Frauenbild des spätviktorianischen Zeitalters prägte ihre eigene Vorstellung einer "angemessenen" Geschlechterrolle. Oft entmutigt, schuf sie trotzdem eine ganze Reihe kammermusikalischer Werke, Lieder und Chorwerke wie ein Ave Maria, das an die Polyphonie der Renaissance erinnert. Aber wir schauen noch weiter zurück: Welche Möglichkeit hatte eine Komponistin im Zeitalter des Barock? Zu den Positionen eines Hofkomponisten, Kapellmeisters oder Organisten hatte sie keinen Zugang. Aber es gab Ausnahmen. Komponieren konnten Frauen vereinzelt, als adlige Dilettantin, als Tochter eines berühmten Künstlers oder hinter Klostermauern. Zum Beispiel Élisabeth Jacquet de La Guerre. Sie war die Tochter einer Musikerfamilie, genoss eine aristokratische Erziehung am Königshof Ludwig XIV., wurde eine berühmte Cembalovirtuosin, Pädagogin und Komponistin. Ihre Kollegin Antonia Bembo, erhielt für ihre Verdienste als Sängerin am Königshof eine lebenslange Pension in einem Frauenkonvent. Hier hatte sie Zeit, zu einer der produktivsten Komponistinnen ihrer Zeit zu werden.
Von Dorothee Prasser
Die Musikstücke zur Sendung
Komponist:in | Titel / Länge | Interpret:in |
---|---|---|
Rebecca Clarke | Ave Maria für Frauenchor a cappella (2'36'') | The Marian Consort |
Cecilia McDowall | Standing as I do before God für Sopran und fünfstimmigen Chor a cappella (6'05'') | NFM Choir |
Elisabeth-Claude Jacquet de La Guerre | Aria Presto aus: Sonate d-Moll für Violine und Basso continuo (4'06'') | Spirit of Musicke |
Antonia Bembo | Mostro d'orgoglio. Kantate für Sopran und Basso continuo (16'48'') | Miho Kamiya, Sopran Armonia Delle Sfere |
Wilhelmine Markgräfin von Bayreuth | Sonate a-Moll für Flöte und Bc. (5'20'') | Elisabeth Weinzierl, Traversflöte Eva Schieferstein, Cembalo Philipp von Morgen, Violoncello |
Vesper II
Aus dem Off. Delikate Klänge für einen Darmstädter Musikpavillon
18:04 - 19:00
Ernst Ludwig (1667 - 1739) Landgraf von Hessen-Darmstadt
Musik, die scheinbar aus dem Nichts ertönt, ist heute eine Selbstverständlichkeit, galt bis zur Erfindung von Grammophon und Radio aber als große Sensation. Das vor allem außerhalb der Kirchen, von deren Musizieremporen die geistlichen Harmonien für den Großteil der Zuhörenden wie aus dem Himmel herabzusinken schienen. Um die Musik rein hörend zu genießen ‒ oder auch nur als dezenten Hintergrund bei anderen Beschäftigungen ‒, ließ der kunstsinnige hessische Landgraf Ernst Ludwig 1701 auf der nördlichen Wallbastion seines Darmstädter Residenzschlosses einen geräumigen Pavillon mit barockem Kuppeldach errichten. Während er es sich mit seinen Gästen in dessen Parterre bequem machte, gelangte sein Musikensemble über einen unterirdischen Gang in das Kellergewölbe des Gebäudes. Ein Röhrensystem übertrug ihr Spiel nach oben ‒ sicher zur Überraschung aller, die dort zum ersten Mal zu Gast waren. Welche Musik mögen die Darmstädter Landgrafen in diesem Pavillon bevorzugt gehört haben? Beim Blick auf das bis heute erhaltene Repertoire des langjährigen Hofkapellmeisters Christoph Graupner fallen kammermusikalische Werke mit besonderen Instrumentenkombinationen ins Auge, von denen die zweite Vesperstunde einige vorstellt.
Von Bernd Heyder
Die Musikstücke zur Sendung
Komponist:in | Werk / Länge | Interpret:in |
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Christoph Graupner | Ouverture aus: Ouvertürensuite C-Dur für 3 Chalumeaux, GWV 401 (3'06'') | Andrássy Trio |
Christoph Graupner | Triosonate F-Dur, GWV 210 für Viola d’amore, Bass-Chalumeau und Basso continuo (9'25'') | Hélène Plouffe, Viola d'amore Mark Simons, Chalumeau David Jacques, Theorbe Amanda Keesmaat, Violoncello Erin Helyard, Cembalo |
Georg Philipp Telemann | Concerto F-Dur, TWV 42:F14 für Blockflöte, Horn und Basso continuo (7'09'') | Michael Schneider, Blockflöte Ulrich Hübner, Horn Camerata Köln |
Christoph Graupner | Präludium, Allemande und Gique aus: Suite g-Moll "Martius", GWV 111 (6'11'') | Geneviève Soly, Cembalo |
Johann Friedrich Fasch | Quadro F-Dur für Oboe, Violine, Fagott und Basso continuo (6'53'') | Alessandro Piqué, Oboe Veronika Skuplik, Violine Sergio Azzolini, Fagott Epoca Barocca |
Christoph Graupner | Triosonate B-Dur, GWV 217 für Traversflöte, Viola d'amore und Basso continuo | Petra Aminoff, Traversflöte Sirkka-Liisa Kaakinen-Pilch, Viola d'amore Continuogruppe des Finnish Baroque Orchestra |