Protestierende im Iran halten eine Zeichnung von Jina Ahmini hoch

Ein Jahr nach Jina Aminis Tod: Iran zwischen Aufruhr und Unterdrückung

Stand: 15.09.2023, 13:00 Uhr

Vor einem Jahr starb die Iranerin Jina Mahsa Amini. Ihr Tod löste die größten Proteste in der Geschichte des Landes aus. Im Podcast "nah dran" berichtet ARD-Korrespondentin Katharina Willinger darüber, wie die Lage heute dort ist.

Am 13. September 2022 wird Jina Mahsa Ahmini von der iranischen Sittenpolizei festgenommen. Der Vorwurf: Sie habe ihr Kopftuch nicht korrekt getragen. Nur wenige Tage später, am 16. September, ist sie tot. Beamte der Sittenpolizei sollen sie so schwer misshandelt haben, dass sie an ihren Verletzungen stirbt.

Es ist der Beginn der größten Protestwelle in der Geschichte des Landes. Doch das autokratische Mullah-Regime reagiert mit brutaler Härte. Hunderte Menschen werden bei den Demonstrationen getötet, zehntausende festgenommen. Später folgen hunderte Hinrichtungen. Die Brutalität zeigt Wirkung: Die Proteste erlahmen. Wo steht das Land ein Jahr nach Jina Mahsa Ahminis Tod?

Der Iran ein Jahr nach dem Tod von Jina Ahmini I nah dran

nah dran – die Geschichte hinter der Nachricht 15.09.2023 19:36 Min. Verfügbar bis 15.09.2028 WDR Online


Download

ARD-Korrespondentin Katharina Willinger

ARD-Korrespondentin Katharina Willinger

ARD-Korrespondentin Katharina Willinger berichtet seit 2017 aus Istanbul und ist seit 2020 auch verantwortlich für das ARD-Büro in Teheran. In der iranischen Hauptstadt hat sie sich im August ein paar Tage lang aufgehalten und meint: Gegen den Machtapparat des Mullah-Regimes sei die Protestbewegung von Anfang an machtlos gewesen. Doch der Protestgedanke habe sich festgesetzt in der iranischen Gesellschaft.

Denn immer noch tragen viele Frauen keine Kopftücher - und das, obwohl das Regime die Strafen dafür verschärft hat. Viele würden mit T-Shirts auf die Straßen gehen. Im Iran sei das revolutionär: "Die Arme sind sichtbar, manche haben sogar Röcke getragen, das war vor einem Jahr noch komplett undenkbar. Diese Frauen sind wahnsinnig mutig."

Viele im Iran sagen: Je brutaler das Regime vorgeht, je mehr Menschen es tötet, desto wütender werden die Menschen im Land. Katharina Willinger, ARD-Korrespondentin für den Iran

Im Podcast "nah dran - die Geschichte hinter der Nachricht" erzählen unsere Reporterinnen und Reporter, was sie bei ihren Recherchen erlebt haben. Sie werfen einen Blick hinter die Nachrichten, hören Betroffenen zu und erleben selbst mit, wovon die meisten nur kurz in den wöchentlichen Schlagzeilen lesen. Näher ran als sie kommt keiner - egal ob im Ausland, in der Hauptstadt oder direkt vor unserer Tür in der Region.

Weitere Themen