HAWAR Patenschaft Inhaftierte

NRW-Abgeordnete helfen mit Patenschaften Inhaftierten im Iran

Stand: 16.09.2023, 11:57 Uhr

Im Iran sind mehr als 20.000 Menschen in Haft, weil sie gegen das Regime protestiert haben. Abgeordnete im nordrhein-westfälischen Landtag versuchen, sie zu schützen.

Von Doro Blome-Müller

Vor einem Jahr wurde Jina Mahsa Amini von der iranischen Sittenpolizei verhaftet, weil sie angeblich ihr Kopftuch nicht islamisch genug trug. Mutmaßlich wurde sie bei der Vernehmung so schwer verprügelt, dass sie an den Folgen zwei Tage später, am 16.09.2022, starb.

Ihr Tod löste eine Welle von Protesten aus. Menschen gingen auf die Straße, demonstrierten gegen das Regime und dessen Repressalien, vor allem Frauen gegenüber. Bei den Protesten gab es zahlreiche Tote und Verletzte. In der Folge wurden wiederum viele Menschen verhaftet, verschleppt und viele auch hingerichtet.

Schutz durch Öffentlichkeit

Um die Verschleppten und Verhafteten zu schützen, haben drei Aktivistinnen mit iranischen Wurzeln ein Patenschaftsprogramm ins Leben gerufen: Abgeordnete des Bundestages, des Europaparlaments und der Länderparlamente stellen einzelne Inhaftierte soweit es geht unter ihren Schutz.

Sie schreiben Briefe an den iranischen Botschafter, werden in der deutschen Politik aktiv, schaffen Öffentlichkeit für jeden einzelnen Fall. In Nordrhein-Westfalen sind 40 Abgeordnete der SPD dabei und fünf Abgeordnete der Grünen.

Einzelne Opfer sichtbar machen

Eine der Patenschaften hat Lisa Kapteinat übernommen, sie sitzt für die SPD-Fraktion im NRW-Landtag. Sie setzt sich für den im Iran inhaftierten Alireza Kafai ein. Er sei seit November 2022 in Haft, so Kapteinat gegenüber dem WDR. Sie wisse außerdem, "dass es ihm sowohl psychisch als auch physisch sehr, sehr schlecht geht".

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Ihm drohe die Todesstrafe, weil ihm offiziell vorgeworfen wird, sich an einem Mordkomplott beteiligt zu haben. Kapteinat versucht über die sozialen Medien Aufmerksamkeit herzustellen – das helfe teilweise schon dabei, dass die Haftbedingungen sich verbessern.

"Ich habe viele Briefe oder auch Mails an den Botschafter in Berlin geschrieben", sagt die Politikerin. Die seien aber unbeantwortet geblieben.

Erfolge und Misserfolge

Mittlerweile sind 440 Inhaftierte europaweit an Abgeordnete als Paten vermittelt worden. Öffentlichkeit herzustellen wirke, sagt Aktivistin Daniela Sepehri. "Wir haben schon in vielen Fällen zu Freilassungen beitragen können, zu Verbesserungen der Haftbedingungen."

180 Menschen unter Abgeordneten-Patenschaft sind wieder frei, aber bei etlichen ist unklar, wo sie sind und wie es ihnen geht – bei den SPD-Patenschaften sind das aktuell zehn Menschen – und auch Hinrichtungen gibt es trotz der Proteste, aber die Abgeordneten, darunter Lisa-Kristin Kapteinat, stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende, geben nicht auf: "Wir nerven weiter."

Wie können deutsche Patenschaften Iraner:innen helfen?

WDR 5 Morgenecho - Interview 16.09.2023 07:59 Min. Verfügbar bis 15.09.2024 WDR 5


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