Nach Aus für Vallourec: Erste Gespräche mit Arbeitnehmervertretern

Stand: 31.05.2022, 14:53 Uhr

Nach dem Entschluss des Vallourec-Konzerns, die Werke in Düsseldorf und Mülheim zu schließen, hat es am Dienstag ein erstes Treffen mit Arbeitnehmervertretern gegeben. Es war "konstruktiv", so Teilnehmer.

Von Olaf Biernat und Charlotte Hoffmann

Die rund dreistündigen Gespräche seien in guter Atmosphäre verlaufen, sagte ein Gewerkschafts-Sprecher dem WDR. Die Konzernleitung sei daran interessiert, gemeinsame Lösungen zu finden, so der IG-Metall-Sprecher.

Kampf um Pensionen und für Zukunft der Azubis

Im Auftaktgespräch haben die Arbeitnehmer ihre Forderungen auf den Tisch gelegt. Ihnen geht es zum Beispiel darum, dass der Konzern die Pensionen der Beschäftigten finanziell absichert. Wichtig sei auch, dass die Lehrlinge nach der Werksschließung ihre Ausbildung bei einem externen Bildungsträger abschließen können. Am Freitag gehen die Gespräche weiter. Die Gewerkschaft rechnet damit, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis handfeste Ergebnisse erzielt werden können.

Eine Woche zuvor war die Chefetage von Vallourec nach dem angekündigten Aus der Röhrenwerke aus Paris nach Düsseldorf gekommen, um der Belegschaft die Gründe für die Werksschließungen zu erklären.

Beschäftigte pfeifen Chefetage aus

Als die Vallourec-Vertreter aus Frankreich die Mitarbeiterversammlung im Düsseldorfer ISS Dome betreten hatten, waren sie mit einem minutenlangen, gellenden Pfeifkonzert begrüßt worden. Die Beschäftigten der traditionsreichen Stahlrohrwerke waren aufgebracht: Sie hatten monatelang um ihre Jobs gebangt und dann die Hiobsbotschaft erhalten, dass das französische Unternehmen seine beiden Werke in NRW schließen und die Produktion Ende 2023 einstellen würde.

Auch die Rede des Konzernchefs wurde immer wieder durch Buhrufe und Zwischenrufe unterbrochen. Aktuell ist völlig unklar, wie die Produktion bei dieser emotionsgeladenen Lage noch bis Ende des kommenden Jahres in den beiden Standorten weiterlaufen soll. Es scheint möglich, dass es zu einem Streik kommt.

Verkauf der Werke gescheitert

Die Mitarbeiter hatten lange gekämpft. Zuletzt waren sie zur Zentrale der französischen Muttergesellschaft nach Paris gefahren, um zu demonstrieren. Genutzt hat es nichts. Vallourec sieht jetzt von einem ursprünglich geplanten Verkauf der Werke ab, stattdessen werden sie geschlossen.

Seit November hatte der Konzern versucht, die beiden Werke zu verkaufen. Die Beschäftigten in Düsseldorf und Mülheim produzieren unter anderem Stahlrohre für den Öl- und Gasmarkt.

Tiefrote Zahlen

Als Grund nannte der Stahlrohrkonzern anhaltend rote Zahlen. In den vergangenen sieben Jahren seien 700 Millionen Euro Verluste aufgelaufen. Ursache dafür seien Überkapazitäten in der Branche, sinkende Margen, aber auch externe Faktoren wie Ölkrisen, Strafzölle aus China, die Corona-Krise sowie der von Russland begonnene Krieg in der Ukraine mit dramatischen Auswirkungen.

IG Metall will kämpfen

Die IG Metall sieht das anders. Gerade in der jetzigen Situation, in der viele Länder nach neuen Lieferwegen von Öl und Gas suchen, seien Pipeline-Rohre gefragt. Betriebsrat Alexander Szlieszus ist geschockt: "Ich bin total enttäuscht, ich bin traurig, ich hab die absolute Wut. Ich habe bis zur letzten Sekunde gehofft, dass das Wunder eintritt. Es ist eine totale Katastrophe, was diese Entscheidung der Konzernleitung in Frankreich bedeutet."

Gespräche über Sozialpläne sollen aufgenommen werden

Vallourec hatte Gespräche mit den Betriebsräten und der IG Metall über einen Interessenausgleich und einen Sozialplan abgekündigt - diese haben jetzt begonnen. "Wir sind daran interessiert, dass für die Menschen, mit denen wir so lange zusammengearbeitet haben, eine faire und anständige Lösung gefunden wird", sagte Guillemot. "Wir bemühen uns, die Auswirkungen so stark abzumildern, wie es angesichts der Gesamtsituation möglich ist."