00:35 Min. Verfügbar bis 27.09.2025

Party statt Pendler: Feiern auf dem Rhein

Düsseldorf | Unterwegs

Stand: 30.09.2023, 11:51 Uhr

Hajo Schäfer fährt seit Jahren täglich mit seiner Autofähre in Düsseldorf Pendler über den Rhein. Doch das Geschäft läuft nicht mehr so gut. Also was tun? Kapitän Schäfer wird kreativ.

Von Jana Brauer (Text) und Joscha Weidenfeld (Multimedia)

Der Bass wummert. Ein DJ reißt seine Arme in die Höhe und heizt den 300 Partygästen vor seinem Pult ein. Eine Frauenstimme singt: "Come on, dance with me". Es ist dunkel, die Tanzfläche wird von bunten Lichterketten und Scheinwerfern beleuchtet, die im Rhythmus der Musik flackern. Was nach einer ganz normalen Clubnacht klingt, ist alles andere als das. Denn die Party findet in Düsseldorf unter freiem Himmel statt- auf einer Autofähre, mitten im Rhein.

Not macht erfinderisch: Von der Autofähre zum Partyschiff

Hajo Schäfer ist Besitzer der Fähre und transportiert normalerweise Autos und Fußgänger zwischen Düsseldorf-Kaiserswerth und Meerbusch-Langst über den Rhein. Schäfer und seine Fähre sind eine Institution. Doch es gibt ein Problem: Die Fahrgäste werden immer weniger. Die Fähre verliert vor allem für Berufspendler immer mehr an Bedeutung. Früher hätten seine Kunden Schlange gestanden, erinnert sich Schäfer. "Heute sieht das ganz anders aus. Von unseren 500 Stammkunden haben wir vielleicht noch zehn behalten, die jeden Werktag kommen." Viele würden lieber die Flughafenbrücke nehmen, um die 3,70 Euro für die Fährfahrt zu sparen. Die bittere Wahrheit: "Wenn das so weitergeht, wird es keine Fähre mehr geben."

Was bedeutet Hajo Schäfer seine Arbeit und seine Fähre?

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Aufgeben kommt für den 58-Jährigen aber nicht in Frage. Er überlegt sich lieber neue Wege, um mit seiner Fähre Geld zu verdienen. So entstand im Sommer die Idee, das Boot zeitweise als Partyschiff zu vermieten. An diesem Samstag Anfang September steht die vorerst letzte Veranstaltung des Jahres an. Die Organisation der Feiern überlässt Schäfer dabei anderen, wie zum Beispiel dem Partyveranstalter Sebastian Kreimeyer.

Noch sind es ein paar Stunden, bis "Come on, dance with me" aus den Lautsprechern schallen wird. Kreimeyer packt gerade Weinflaschen aus und räumt sie in einen Kühlschrank. "Ich hoffe, es wird eine super Party", sagte der 25-Jährige und stellt die nächste Flasche kalt. "Meine größte Angst war, dass das Wetter schlecht wird." Die Ladefläche der Fähre hat nämlich kein Dach, bei Regen hätte man sich etwas einfallen müssen. Aber: Glück gehabt, denn der Himmel ist blau, die Sonne scheint und es bleibt trocken.

Warum taugt die Rheinfähre als Partylocation?

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Während eine Weinflasche nach der anderen im Kühlschrank verschwindet, steht Schäfer oben in seinem Steuerraum. "Der Aufwand ist immens", erzählt er. Bei den Veranstaltungen gibt es nicht nur externes Sicherheitspersonal, auch Angestellte von Schäfer passen auf, dass niemand über Bord geht. "Zu fortgeschrittene Stunde setzen sich die Leute vielleicht angetrunken auf das Geländer", spielt er ein mögliches Worst-Case-Szenario durch.

Partys sollen weitergehen

Drei Partys haben in diesem Jahr bereits erfolgreich stattgefunden. Die Nutzung der Fähre für eine Party kostet etwa 800 Euro pro Stunde. Mit Beginn der kalten Jahreszeit endet die Partysaison für die Autofähre. Gerade im Winter ist der Fährbetrieb ein Minusgeschäft. Deshalb soll Schäfers Rheinfähre im kommenden Jahr häufiger als Partyschiff unterwegs sein.

Unten auf der Ladefläche ist der Aufbau weiter in vollem Gang. Abgesehen von einer Weinflasche, die zu Bruch geht und Verlängerungskabeln, die gesucht werden müssen, läuft alles gut. Dort wo normalerweise knapp 25 Autos Platz finden, stehen am Abend eine Lichtanlage, eine Bühne, eine Bar, mobile Toiletten und Liegestühle. Und wenig später auch die 300 feiernden Gäste.

Über dieses Thema haben wir auch im WDR-Fernsehen am 15.09.2023 berichtet: Lokalzeit aus Düsseldorf, 19.30 Uhr.