Eine Gruppe von Menschen am Rheinufer, im Hintergrund liegt ein Schiff. Einige der Menschen sitzen in Rollstühlen.

Inklusive Bootstour in Köln: Mit dem Rollstuhl über den Rhein

Köln | Ehrenamt

Stand: 24.08.2023, 12:47 Uhr

Leonhard von den Steinen ist Vorsitzender vom Solinger Club Behinderter und ihrer Freunde und organisiert Veranstaltungen und Ausflüge für den Verein. Zum Beispiel einen Bootsausflug in Köln über den Rhein. Ein Ehrenamt, das ihm viel abverlangt - aber noch mehr zurückgibt. Ein Protokoll.

Von Florian Vitello

Anfang der 2000er-Jahre habe ich nach meiner kaufmännischen Ausbildung beim Club Behinderter und ihrer Freunde e.V. Solingen als Fahrzeug-Disponent angefangen. Damals hätte ich wohl nicht damit gerechnet, 20 Jahre später Vorsitzender des Vereins zu sein. Und erst recht nicht damit, einen Ausflug zum 50. Jubiläum auf dem Rhein zu organisieren. Die Reederei KD hatte uns ein barrierefreies Schiff zugesagt.

Viele von den Rollstuhlfahrern waren noch nie auf einem Schiff. Ich habe mich von Anfang an gefreut, ihnen dieses Erlebnis zu ermöglichen.

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Wie besonders das Event für unsere Rollstuhlfahrer ist, habe ich bei den Anmeldungen gemerkt. Die Plätze für die Rolli-Tour nach Köln waren sofort ausgebucht. Als Organisator spürte ich schon Wochen bevor es auf See ging die große Vorfreude bei uns im Verein. Einige bei uns im Verein hatten schon jahrelang nichts mehr außerhalb von Solingen unternommen. Als wir in Köln mit unserer Fahrzeugkolonne vorfuhren, stieg die Aufregung sogar noch einmal an, sollte dann aber etwas getrübt werden.

Eine Gruppe sitzt an einem langen Tisch an Board eines Ausflugsschiffs

Das erste Mal auf einem Schiff: der Verein aus Solingen hat es möglich gemacht

Wir bemerkten schnell, dass die Crew sehr unsicher im Umgang mit Rollstuhlfahrern war. Vielleicht lag es auch in ihrem engen Zeitplan, immer wieder wurden wir angehalten, uns zu beeilen. Ein weiterer Wermutstropfen: Wer einen Elektrorollstuhl hatte, konnte nicht mit dem Aufzug auf das obere Deck fahren. Er war schlicht zu klein. Selbst auf einem barrierefreien Schiff gibt es also unerwartete Hürden und Probleme. Eine gesellschaftliche Herausforderung, die mir ohne das Ehrenamt im Verein wahrscheinlich nie so bewusst geworden wäre. Für uns als Gruppe war es trotzdem ein besonderer Ausflug. Denn von der Reling im unteren Deck hatte man trotzdem eine tolle Aussicht.

Club Behinderter und ihrer Freunde e.V. Solingen

Der Club Behinderter und ihrer Freunde e.V. Solingen (CBF e.V.) besteht seit 1973. Heute befördern etwa 50 Mitarbeitende mit 28 barrierefreien Fahrzeugen durchschnittlich 420 Personen pro Tag zu Förderschulen, Arztterminen, Tagespflegeeinrichtungen oder Behindertenwerkstätten. Teils durch die Einnahmen des Fahrdienstes, teils durch Spenden ermöglichen die Freiwilligen des Vereins Ausflüge für Gruppen und Einzelne.

Ich glaube, selbst wenn ich einen Lotto-Jackpot gewinnen würde, hätte ich nicht das, was mir dieses Ehrenamt gibt: Ich darf mit so vielen tollen Menschen zusammenarbeiten, Herzenswünsche erfüllen und bekomme viel Dankbarkeit zu spüren. Gerade, wenn wir solche Ausflüge machen. Das Lächeln am Ende des Tages, ist das Schönste für mich. Das ist mit Geld gar nicht zu bezahlen.