Mogelpackung

Drogeriemarkt stellt Hersteller an den Pranger

Stand: 26.08.2015, 12:00 Uhr

Die Drogeriemarktkette dm stellt einen Zahncremehersteller an den Pranger. Denn Dentagard hat den Inhalt, aber nicht den Preis reduziert. Ganz neu ist der Trick nicht, und Mogelpackungen begegnen Verbrauchern auf ganz unterschiedliche Weise.

Was war der Auslöser für die Drogeriemarktkette?

Eigentlich sollte in dem Regal in der Düsseldorfer Filiale der Drogeriemarktkette dm Zahncreme der Marke Dentagard liegen. Die Packung mit 100 Millilitern zum Preis von 75 Cent. Doch der Platz im Regal ist leer. Stattdessen klebt dort ein Schild: "Gleicher Preis bei weniger Inhalt: Da streiken wir! dm." Dann folgt noch die Erklärung: Dentagard-Hersteller Colgate-Palmolive habe die Inhaltsmenge der Tube von 100 Milliliter auf 75 Milliliter reduziert, fordere aber weiterhin den bisherigen Preis. Da wolle dm im Kundeninteresse nicht mitmachen. Und daher sei die Zahncreme aktuell nicht verfügbar.

Was ist das Besondere an dieser Aktion?

Deutschlands größte Drogeriemarktkette stellt einen ihrer wichtigsten Lieferanten an den Pranger. Ein spektakulärer Schritt, findet der Marketing-Experte Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU. "Der Trick, den Inhalt zu verringern, ohne den Preis zu senken, wird im Handel ja öfter benutzt. Aber dass ein Händler die Kunden explizit darauf aufmerksam macht, wie ein Hersteller das Preis-Leistungsverhältnis verschlechtern will, das ist neu."

Wie reagiert der Hersteller darauf?

Colgate-Palmolive ist diese Aktion anscheinend überhaupt nicht geheuer. "Als Hersteller von Konsumgütern ist es ein übliches Vorgehen, Abgabepreise an den Handel an steigende Kosten zum Beispiel für Energie und Rohstoffe anzupassen. Unüblich ist es, uns öffentlich zu Verhandlungen mit unseren Handelspartnern zu äußern", wiegelt das Unternehmen in einer Stellungnahme Nachfragen zu dem Vorgang ab. Und fügt dann noch hinzu: "Wir hoffen darauf, mit dm eine einvernehmliche Lösung zu finden."

Was verspricht sich die Drogeriemarktkette davon?

"Wir möchten diese Preiserhöhung nicht an unsere Kunden weitergeben", sagte der Vorsitzende der dm-Geschäftsführung, Erich Harsch. Es sei der Anspruch, auch in Zukunft "der günstigste Anbieter von Drogeriewaren zu sein", betont Harsch. Für den Handelsexperten Fassnacht ist die Taktik des Drogeriemarkt-Riesen gut nachvollziehbar. Der Schritt unterstütze das Image als ehrliches Unternehmen und setze Colgate-Palmolive unter Druck, meint er. Und wahrscheinlich sei auch die Hoffnung damit verbunden, dass die eigene Marke Dontodent davon profitiere.

Wie profitieren die Verbraucher davon?

Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg begrüßt den Schritt ausdrücklich. Verdeckte Preiserhöhungen seien für viele Verbraucher ein Ärgernis. Sie fühlten sich über den Tisch gezogen. "Dass da mal ein Händler Position bezieht, finden wir gar nicht so unsympathisch." Allerdings habe auch dm in der Vergangenheit bei ähnlichen Versuchen von anderen Markenartiklern durchaus mitgezogen. Dass dm jetzt viel aggressiver reagiert, könnte auch mit der jüngsten Offensive des Discount-Marktführers Aldi zu tun haben, der immer mehr Markenprodukte in sein Angebot aufnimmt und damit die Preise auf breiter Front ins Rutschen bringt. Das sorge für Nervosität, sagt Fassnacht.