Fünf Fakten zu Lebensmitteln

Verbrauchertäuschung und Labelwirrwarr

Stand: 04.06.2015, 15:49 Uhr

Himbeeren und Vanille auf der Verpackung, nicht aber im Produkt. Um diese Frage geht es aktuell im EuGH-Urteil im Früchtetee-Streit zwischen Hersteller Teekanne und der Verbraucherzentrale. Fünf Beispiele, wo Verbraucher genau hinschauen sollten.

1. In den Produkten ist nicht immer drin, was der Kunde erwartet

... Jedenfalls, wenn man keinen genaueren Blick auf die Zutatenliste wirft oder nicht weiß, was sich hinter den dortigen Bezeichnungen verbergen kann. Täuschung ist zwar im Prinzip verboten, doch lassen die Gesetze viel Spielraum. Da gibt es zum Beispiel die Möglichkeit des "Umfruchtens": Da werden teurere Früchte wie Kirschen zu einem großen Teil durch günstigere Alternativen, etwa Cranberries, ersetzt.

Eine andere Möglichkeit für Hersteller, Produkte günstiger zu produzieren, sind die sogenannten "natürlichen Aromen". "Natürliches Aroma" heißt in diesem Fall nur, dass das Aroma aus einer natürlichen Quelle stammen muss. Er muss also tierisch oder pflanzlich sein und darf nur auf natürlichem Wege, etwa durch Bakterien oder Schimmelpilze, hergestellt worden sein. So kommen auch Holz- oder Papierreste infrage. Kommt ein Aroma tatsächlich aus der namensgebenden Frucht, dann steht auf der Zutatenliste etwa "natürliches Himbeeraroma" oder "natürliches Vanille-Aroma".

2. Mogelpackungen und Luftnummern

Viele Verpackungen sind regelrechte Luftnummern. Das entdeckt der Käufer aber meistens erst, wenn er die erworbene Packung öffnet und er in dem dick aufgeplusterten Drumherum relativ wenig Produkt findet. Als Richtwert gilt die "30-Prozent-Grenze": Liegt der Luftanteil darüber, kann man von einer Mogelpackung ausgehen. Das ist allerdings nur eine interne Leitlinie, und zudem gibt es Ausnahmen etwa für Kosmetika oder Pralinen. Geprüft werden muss so immer der Einzelfall.

Eine Möglichkeit, sich nicht täuschen zu lassen - auch nicht, wenn der Hersteller versucht, Preiserhöhungen über gleiche Packungsgrößen aber weniger Füllmengen zu verstecken -, ist das genaue Vergleichen des Grundpreises. Der muss angegeben werden und bezeichnet die jeweilige Menge pro Kilogramm, Gramm beziehungsweise Liter. Manchmal kann man auch erfühlen, ob man nur verpackte Luft in Händen hält.

3. Lebensmittel sind längst globale Produkte

Unbestreitbar sind Erdbeeren, Spargel und Äpfel typisch deutsche Saisonprodukte. Das heißt aber nicht, dass die auch aus Deutschland kommen - selbst wenn sie zur entsprechenden Jahreszeit bei uns angeboten werden. Denn eine verpflichtende Angabe zum Herkunftsort gibt es nur bei wenigen Lebensmitteln. Auf dem Markt oder im Supermarkt kann man als Kunde die Herkunft erfragen.

Schwieriger wird es schon, wenn es um Rohstoffe geht, die zu Produkten verarbeitet werden. Bei zubereiteten Erdbeeren oder Tomatenmark zum Beispiel kommt ein sehr hoher Anteil aus China - und viele weitere Rohwaren auch. Denn die europäischen Landwirte können längst nicht mehr die Nachfrage alleine decken.

4. "Regional" ist nicht immer "regional"

Eins vorweg: Regional ist in, nicht nur beim Verbraucher, sondern auch bei der Industrie, denn Produkte mit diesem Hinweis verkaufen sich besser. Noch dazu sind Kunden auch bereit, mehr Geld für solche Produkte auszugeben. Doch ist längst nicht überall "regional" drin, wo "regional" draufsteht. Das ist möglich, weil der Begriff gesetzlich nicht geregelt ist und sich die Kriterien für die einzelnen regionalen Herkunftszeichen unterscheiden. So kann der Hersteller den Heimatbezug über viele Verbindungen herstellen und sogar Produkte als "regional" deklarieren, deren Rohwaren aus dem Ausland kommen.

Ein Versuch in NRW, für mehr Transparenz zu sorgen, ist das Siegel „Geprüfte Qualität NRW“, das ab 2015 in die Läden kommen soll. Für dieses Siegel muss der Hersteller seinen Sitz in NRW haben und auch von dort seine Produkte und Rohstoffe beziehen.

5. Die Aussagekraft von Label und Siegel

Vegane Ernährung birgt zurzeit so etwas wie ein Allheilversprechen: Wer sich vegan ernährt, lebt gesünder und fühlt sich besser, ist die Botschaft des Ernährungsstils, der längst den Status einer Lebenseinstellung erreicht hat. Auch hier wollen viele Hersteller mitverdienen. Der Markt an veganen Lebensmitteln boomt. So drängen auch immer mehr verarbeitete Produkte in die Regale, doch Vorsicht: In manchen ist zwar nichts Tierisches verarbeitet, dafür steckt aber zu viel Salz, Fett oder eine große Menge an Zusatzstoffen drin. Und häufig verstecken sich darunter auch Inhaltsstoffe, die tierischen Ursprungs sind.

Problematisch für den Verbraucher bei der Fülle an Produktsiegeln ist, dass sie auf Grundlagen verschiedener Kriterien vergeben werden und man wissen muss, welche das jeweils sind. So gibt es Label, die die ökologische Herstellung eines Produkts zertifizieren, andere schauen auf die Arbeiter und deren Löhne im herstellenden Betrieb, dann steht wieder die Handelskette mit ihren Zwischenhändlern im Fokus. Außerdem können für ein Label bestimmte Standards akzeptiert werden, die bei der Vergabe eines anderen strikt abgelehnt werden.