Georg Restle am 08.08.2016

Mehr öffentlich-rechtliches Fernsehen!

Von Georg Restle

Eine Antwort von Monitor-Chef Georg Restle an den Spiegel-Kolumnisten Georg Diez.

Georg Restle | Bildquelle: wdr

Lieber Georg Diez,

ich gestehe, ich schätze Ihre Spiegel-Kolumnen in der Regel sehr. Weil Sie den Finger in Wunden legen und damit Schmerzen produzieren, die diese Gesellschaft so bitter nötig hat. Und wer will bestreiten, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen solche Schmerzen gut vertragen kann? Ein System, das aus der Gründerzeit dieser Republik stammt, irgendwo eingeklemmt zwischen dem hohen Pathos des Grundgesetzes und einer sich rasant verändernden Medienlandschaft, in der der Begriff Rundfunkordnung wie ein überforderter Wachmann im digitalen Orbit klingt.

Also ja: Reform tut Not. Die Frage ist nur: Welche? Leider hat es Ihnen hier wohl die Sprache verschlagen, so simpel klingt Ihr Plädoyer am Ende. „Was wir brauchen, ist ein grundsätzlich anderes öffentlich-rechtliches Fernsehen, anders strukturiert, anders organisiert, anders ausgerichtet“, schreiben Sie. Ja, um Himmels Willen, was wollen Sie uns damit nur sagen? Mehr oder weniger Unterhaltung? Mehr oder weniger Pluralismus? Mehr oder weniger Unabhängigkeit?

Anders als Sie glaube ich ganz und gar nicht, dass wir ein "grundsätzlich" anderes Fernsehen brauchen. Im Gegenteil: Es wäre schon hilfreich, wenn das öffentlich-rechtliche Fernsehen sich an seine Grundsätze erinnern würde: Nämlich ein Fernsehen dieser Gesellschaft zu sein – so vielfältig, so unabhängig, so relevant wie irgend möglich.

Ob das Vorabendprogramm, die Tagesschau oder die politischen Magazine diesem Anspruch noch gerecht werden, darüber lohnt es sich zu streiten. Auch darüber, ob die Grenzen zum Trivialen zu oft überschritten werden. Und ja: Meinetwegen streiten wir dann auch über Krimi-Flut und seichtes „Wohlfühlfernsehen“.

Wir brauchen eine Debatte über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in diesem Land, weil wir den kritischen Dialog brauchen mit einer Gesellschaft, die uns dafür bezahlt, dass wir einen gesellschaftlichen Mehrwert schaffen, jenseits staatlicher oder kommerzieller Interessen. Wir brauchen diese Debatte aber vor allem deshalb, weil es diese Gesellschaft gerade zu zerreißen droht. Weil der Kitt einer gemeinsamen Werteordnung sich aufzulösen beginnt und stupider Hass sich breit gemacht hat - angefeuert von rechtspopulistischen Parolenschwingern, die dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk den Krieg erklärt haben.

Ein öffentlicher Marktplatz für die großen gesellschaftlichen Debatten und ein Ringen um unsere gemeinsamen Werte: Das ist und bleibt die vornehmste Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Fernsehens: Nie belanglos, immer auf der Höhe der Zeit, immer im Dialog. Mehr davon wäre nötig, nicht weniger. Gerade jetzt!

Kommentare zum Thema

  • Marc 26.03.2020, 18:01 Uhr

    Wenn ich die Sendung mit Restle anschaue, wird es mir immer schlecht. Mein Arzt hat verboten, dass ich mir die Sendung anschaue.

  • Windstärke 8 07.08.2019, 13:54 Uhr

    Mehr??? - Öffentlich „rechtliches“ Fernsehen – und Rundfunk?Alles wundern, aufregen und stöhnen hilft nichts. In allen Regimen dieser Erde gilt nur die Meinung der Elite. Und immer stehen bis fünf vor zwölf auch die Medien, die Propaganda hinter ihren Gönnern - und nennt sich noch öffentlich rechtlich...Alles wird solange weiter so funktionieren bis - endlich die sozialpolitische Zeitenwende dem Neokapitalismus zugunsten der Demokratie das Feld räumen muß. Da sogut wie fast jegliche möglichen breiten revolutionären Bewegungen degeneriert wurden, kann es dem deutschen Volk derzeit nur in kleinen Schritten gelingen, dem Joch des Merkelregimes zu entkommen: In den kommenden Wahlen beherzt seine Stimme für die Zukunft zu erheben und die Alternative überzeugt zum Sieg führen.

  • Requin 04.04.2019, 18:46 Uhr

    Herr Georg Restle, ich habe erst jetzt ihren Beitrag aus dem Jahr 2016 "Die Hintermänner von 9/11 - The backers of 9/11 | Monitor | WDR" im Internet gesehen. Solange die ÖR weiterhin solchen Unsinn verbreiten, wird es stetig abwärts gehen. Ich kann mir das alles nicht mehr ansehen, weder im Fernsehen noch in den Leitmedien darüber lesen. Wie die ÖR und Printmedien da wieder eine Wende herbeifügen könnten, entzieht sich meiner Vorstellungskraft. Alles was dem CONCIL FOREINGN RELATIONS gehörig ist, gehört auf den medialen Müllhaufen. Keinen Cent mehr dafür verschwenden!