Ratlos beim Weltklimarat: Reißt Deutschland seine Klimaziele?

Der Faktencheck zur Sendung vom 04.12.2023

Das Hitze-Rekordjahr endet mit einer Weltklimakonferenz – ausgerechnet im Ölstaat Dubai. Wie wichtig ist den Deutschen das Thema noch? Nerven Klebeblockaden und Farbanschläge zu viele Menschen, statt sie wachzurütteln? Scheitern wir so beim Klimaschutz?

Eine Talkshow ist turbulent. Oft bleibt während der Sendung keine Zeit, Aussagen oder Einschätzungen der Gäste gründlich zu prüfen. Deshalb hakt hartaberfair nach und lässt einige Aussagen bewerten. Die Antworten gibt es hier im Faktencheck.

Peter Altmaier über CO2-Ausstoß 1990 und heute

Peter Altmaier räumt ein, dass Deutschland beim Klimaschutz nicht schnell genug vorangekommen sei. Dennoch, so der ehemalige Umwelt- und Wirtschaftsminister, seien die CO2-Emissionen seit 1990 um 40 Prozent zurück gegangen.

Peter Altmaier 04.12.2023 00:10 Min. Verfügbar bis 04.12.2024

Das stimmt, wenn man alle Treibhausgase betrachtet. Die in CO2 umgerechneten Gesamtemissionen an Treibhausgasen lagen im Jahr 1990 noch bei rund 1,25 Milliarden Tonnen. Im Jahr 2022 wurden rund 745,6 Millionen Tonnen ausgestoßen. Das sind gut 506 Millionen Tonnen oder 40,4 Prozent weniger. Das geht aus Daten des Umweltbundesamtes (UBA) hervor. CO2 macht dabei den weitaus größten Anteil der Treibhausgase aus. Betrachtet man lediglich den Kohlendioxid-Ausstoß, fällt die Reduzierung nicht ganz so hoch aus. Laut UBA wurden 1990 in Deutschland eine Milliarde Tonnen an CO2 emittiert, 2022 waren es 666 Millionen Tonnen. Ein Rückgang um 33 Prozent. Den größten Anteil an den Treibhausgas-Emissionen trägt nach wie vor die Energiewirtschaft bei. Gut ein Drittel (34,3 Prozent) der Emissionen entsteht durch die Erzeugung und Verarbeitung von Energie – etwa durch Kohlekraftwerke. 22 Prozent der Emissionen entfallen auf Industrie, knapp 20 Prozent auf den Verkehr und 15 Prozent des CO2-Ausstoßes sind auf Gebäude zurückzuführen. Einen deutlichen Anstieg im Vergleich zum vergangenen Jahr gab es in der Energiewirtschaft. Laut UBA lag dies insbesondere an den durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine gestiegenen Gaspreisen. Als Folge wurde Gas eingespart und im Gegenzug mehr Stein- und Braunkohle zur Stromerzeugung genutzt.

Im Klimaschutzgesetz ist festgelegt, dass Deutschland bis zum Jahr 2030 seine Treibhausgas-Emissionen um 65 Prozent im Vergleich zu 1990 reduzieren muss. Ein vom Bundesumweltamt in Auftrag gegebener Bericht über die zu erwartende Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen dämpft die Hoffnung, dass dieses Ziel erreicht werden kann. Der Bericht rechnet damit, dass die angestrebte Reduzierung um rund 331 Millionen Tonnen verfehlt wird. Selbst wenn weitere Klimaschutz-Maßnahmen ergriffen würden, bliebe laut den Autoren eine Lücke von 194 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente.

Carla Hinrichs über Stellenwert von Klimaschutz

Carla Hinrichs sprach eine Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung an, aus der hervorgehe, dass für 88 Prozent der 15- bis 26- jährigen das Thema Klima einen wichtigen oder sehr wichtigen Stellenwert genießt.

Carla Hinrichs 04.12.2023 00:23 Min. Verfügbar bis 04.12.2024

Carla Hinrichs bezieht sich auf eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts infratest dimap im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung, die vor wenigen Tagen veröffentlicht wurde. Demnach halten es tatsächlich 88 Prozent der 16- bis 25-jährigen für wichtig (50 Prozent) oder sehr wichtig (38 Prozent) das Klima zu schützen. Auffällig am Ergebnis der Umfrage ist, dass der Stellenwert des Klimaschutzes bei älteren Menschen noch höher liegt: in den Altersgruppen 56 bis 65, 66 bis 75 und 76 bis 99 Jahre gaben mehr als 90 Prozent an, es sei ihnen wichtig, das Klima zu schützen. Differenziert nach Partei-Präferenz zeigt sich, dass bis auf Anhänger der AfD durchgehend deutlich über 80 Prozent der Anhänger aller anderen Parteien dem Thema Klimaschutz eine hohe Wichtigkeit beimessen. Dagegen halten gerade einmal 50 Prozent der Befragten mit einer Präferenz für die AFD Klimaschutz für wichtig. Ganz ähnlich zeigt sich dies auch bei der Frage nach umwelt- und klimafreundlichem Verhalten im Alltag. Während zwischen 69 Prozent (FDP) und 84 Prozent (Grüne) der Wählerschaften von Union, SPD, Grüne, FDP und Linken sich auch im Alltag um klimafreundliches Verhalten bemühen, sind es bei der AfD-Wählerschaft nur 44 Prozent. Die komplette Umfrage mit allen Ergebnissen finden Sie hier: