Offizielles Verfahren der Universität Düsseldorf

Plagiatsverfahren gegen Schavan

Stand: 22.01.2013, 20:49 Uhr

Der Rat der Philosophischen Fakultät der Uni Düsseldorf hat am Dienstag (22.01.2013) entschieden, ein Plagiatsverfahrens gegen Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) einzuleiten. Die beratende Promotionskommission hatte das Verfahren zur Aberkennung des Doktortitels empfohlen.

Annette Schavan gibt sich kämpferisch. Am Montag (21.01.2013) bekräftigte die Bundesbildungsministerin ihre Absicht, auch für den nächsten Bundestag zu kandidieren - nur einen Tag, bevor der Fakultätsrat der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität darüber entschied, ein Verfahren zur Aberkennung ihres Doktortitels einzuleiten. Im Mai 2012 hatten Plagiatsjäger ihre Vorwürfe gegen Schavan erstmals im Internet veröffentlicht: Auf dutzenden Seiten ihrer vor mehr als 30 Jahren verfassten Dissertation "Person und Gewissen" soll Schavan falsch zitiert und Quellen unterschlagen haben.

Undichte Stelle

Im Auftrag der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität (HHU) hatte daraufhin Stefan Rohrbacher, Professor für Jüdische Studien, Schavans Arbeit untersucht. Sein Urteil, dass der Arbeit eine leitende Täuschungsabsicht anzumerken sei, gelangte durch eine undichte Stelle der Universität an die Öffentlichkeit. Wegen des Verdachts der Weitergabe vertraulicher Informationen erstattete die Universität deshalb Anzeige gegen Unbekannt. Bislang blieben die Ermittlungen noch ohne Ergebnis, wie ein Sprecher der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft WDR.de sagte. Gleichzeitig bemühte Ministerin Annette Schavan die Justiz - gegen die Universität. Sie erreichte so, dass ohne ihre Zustimmung keine Informationen zum Fortgang der Untersuchungen herausgegeben werden dürfen.

Streit zwischen Wissenschaftsverbänden

Unterdessen hat die Heinrich-Heine-Universität Kritik an ihrem Vorgehen zur Überprüfung der Promotion zurückgewiesen. Der Philosophische Fakultätentag habe das Vorgehen als "rechtlich korrekt" bezeichnet. Laut dieser fächerübergreifenden hochschulpolitischen Vertretung der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften in Deutschland genüge das Verfahren der HHU "allen in der Wissenschaft geltenden Standards vollständig", teilte die Uni am Montag (21.01.2013) mit.

Rückendeckung im Streit um die wissenschaftliche Korrektheit ihrer Arbeit bekam Annette Schavan von der "Allianz der Wissenschaftsorganisationen". Ihr gehören unter anderem die Deutsche Forschungsgemeisnchaft, die Max-Planck-Gesellschaft und die Hochschulrektorenkonferenz an. Die Allianz kritisiert das Verfahren der Uni und forderte die Einbeziehung eines zweiten Gutachters aus der Erziehungswissenschaft oder Theologie. Diese Forderung wiederum konterte Bernhard Kempen, Präsident des Hochschulverbandes, damit, dass es bei der Überprüfung der Doktorarbeit nicht um die Inhalte, "sondern um mögliche Plagiate und mögliche Täuschungen" ginge. Der Deutsche Hochschulverband ist die Berufsvertretung von mehr als 27.000 habilitierten Professoren.