Wenn das rote Licht am Schreibtisch von Max Rahmöller aufleuchtet, ist etwas passiert. Dann ist ein Anruf in der Leitung. Sofort nimmt Rahmöller das Gespräch über sein Headset an. "Polizei Notruf", sagt er und lauscht den Angaben der Anruferin. Konzentriert schreibt er mit und wiederholt das Gesagte. "Eine aggressive Person. Sie wurden getreten." Rahmöller ist Kriminaloberkommissar und steht an einem Schreibtisch in der Leitstelle der Polizei Bielefeld. Vor ihm zwei Computertastaturen und vier Computerbildschirme. Seine Finger bewegen sich schnell über die Tasten. "Können Sie mir die Person beschreiben?", fragt er. Die Farbe der Kleidung wird notiert, die Körpergröße, das ungefähre Alter.
Das alles passiert innerhalb weniger Minuten. Während die Anruferin noch in der Leitung ist, gibt Rahmöller die Informationen schon an seine Kollegen weiter und die machen sich direkt auf den Weg. Dieser Einsatz ist einer von 10.000 im Monat, die von der Leitstelle der Bielefelder Polizei bearbeitet und koordiniert werden. Die Leitstelle ist die zentrale Schaltstelle der Behörde, denn von hier aus wird alles organisiert.
Volle Konzentration bei der Arbeit
Auch an den Arbeitsplätzen links und rechts von Rahmöller werden Notrufe entgegengenommen. Ein Kollege und eine Kollegin blicken ebenfalls konzentriert auf eine Bildschirmfront, sie hören zu, schreiben mit, fragen nach. Sie alle tragen Polizeiuniform: Hellblaues Hemd, dunkelblaue Krawatte und Hose. In dem großen Büroraum ist ein ständiges Getippe, Telefonklingeln und Stimmengemurmel zu hören.
Die Leitstelle befindet sich im Dachgeschoss der Bielefelder Hauptwache. Seit Anfang 2022 wurde sie für mehrere Millionen Euro ausgebaut und modernisiert. Vor knapp einem Jahr war dann die Einweihung durch Landesinnenminister Herbert Reul. Die Leitstelle zählt nun zusammen mit Köln und Düsseldorf zu den modernsten des Landes. Die Telefontechnik, Möbel, Klima- und Lüftungsanlagen - alles wurde erneuert. Die Leitstelle ist jetzt auch barrierefrei.
Auch Autobahnpolizei wird in Leitstelle koordiniert
Während bei Rahmöller die allgemeinen Notrufe eingehen, kümmert sich seine Kollegin Mareike Loges um Notrufe, die die Autobahnpolizei betreffen. Gerade wurde ein Unfall gemeldet. "A2 Richtung Hannover soll sich ein Pkw überschlagen haben." Die Kriminaloberkommissarin gibt ihren Kollegen den Unfall per Headset durch. Während die auf dem Weg zum Unfallort sind, gehen weitere Anrufe ein. Auch die neuen Infos gibt sie direkt an die Kollegen weiter: "Ein weiterer Anrufer hat gerade gemeldet, dass die Personen wohl aus dem Fahrzeug raus sind."
Die fast 40 Polizisten, die in der Leitstelle arbeiten, sind speziell geschult. Sie arbeiten im Schichtdienst, sodass die Leitstelle rund um die Uhr erreichbar ist. Besonders wichtig bei dieser Arbeit: Ruhe ausstrahlen. Wenn die Anrufer in Notsituationen stecken und schildern, was los ist, herrscht schon genug Angst und Aufregung am anderen Ende der Leitung. So ganz spurlos geht das aber auch an den Beamten in der Leitstelle nicht vorbei. "Man zieht nicht direkt mit der Uniform alles aus und lässt alles hier", sagt Loges. Und auch Rahmöller kennt das: "Man ist wirklich vom ersten Moment mit dabei und hört, wie sich die Personen fühlen. Das kann sehr einschneidend sein."
Trotzdem: Beide mögen ihre Arbeit hier. Das Organisieren, die Abwechslung, den ständigen Austausch mit Anrufern und Kollegen. Am Tisch von Mareike Loges sind inzwischen Fotos vom Unfallort auf der A2 angekommen. Die schickt sie nun dem zuständigen Abschleppdienst. Und dann leuchtet auch schon einen Arbeitsplatz weiter bei Max Rahmöller das rote Lämpchen wieder auf.
Über das Thema haben wir am 08.11.2023 auch im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit OWL, 19.30 Uhr.