Ein unscheinbares, kasernenhaftes Gebäude neben dem Flugplatz in Hangelar. Es ist das Hauptquartier der Polizeifliegerstaffel. Hier werden alle Polizei-Hubschrauberpiloten Deutschlands ausgebildet. Hochkonzentriert sitzen zwei angehende Polizei-Piloten über ihren Landkarten. In zwei Stunden beginnt der erst zweite Nachtflug in ihrem Leben.
Seit einem Jahr machen der 26-jährige Burgau und der 32-jährige Essling die Ausbildung zum Polizei-Piloten. Etwa zwei Jahre dauert die zusätzliche Qualifikation. Wenn sie am Ende bestehen, werden sie im Einsatz aus der Luft nach vermissten Personen oder flüchtigen Tätern suchen, Rettungseinsätze unterstützen und Live-Bilder zur Aufklärung in unübersichtlichen Situationen bereitstellen. Etwa 2.000 Einsätze fliegt die Fliegerstaffel der Polizei NRW im Jahr.
Um im Cockpit schnell reagieren zu können, markieren sich Burgau und Essling alle markanten Punkte der Landschaft entlang ihrer Route. Sie fliegen ohne Nachtsichtgeräte und müssen eventuell gesperrte Lufträume beachten, sich Hochspannungsmasten und andere große Hindernisse einprägen und dürfen keine Funk-Frequenzen von Flughäfen stören. "Es ist schwer, Distanzen zu einem Hindernis einzuschätzen und in der Nacht ist das noch viel schwieriger", sagt Burgau und markiert mit einem dicken blauen Filzstift den Rheinverlauf, den er später als Orientierungshilfe nutzen will.
Überlebenswichtige Vorbereitung
Im Hangar geht die Vorbereitung weiter. Ihre Maschine steht noch nicht auf dem Flugfeld. Essling telefoniert mit dem Tower. "Der Igor vom 43ten. Ich brauche eine Position für die Bravo und den Tankwagen." Gemeinsam schieben sie den dunkelblauen Bundespolizei-Hubschrauber auf das zugewiesene Abflugfeld.
Für beide geht ein Kindheitstraum in Erfüllung. "Noch heute laufe ich immer raus, wenn ich einen Hubschrauber höre, um zu schauen, welcher es ist", sagt Burgau, während er mit seinem Kollegen den Hubschrauber überprüft.
Herausforderung Nachtflug
Während der Hubschrauber voll getankt wird, bereitet Ausbilder Sebastian Bertz das Nachtflug-Briefing vor. Noch hat er keine Ahnung, dass eine Hubschrauber-Crew den Flug abbrechen werden muss. Eine halbe Stunde vor Abflug gibt er den Flugschülern die letzten Infos.
Das Wetter ist optimal, keine Wolken und klare Sicht, aber in Köln wird eine Weltkriegsbombe entschärft. Diesen Bereich dürfen sie nicht überfliegen.
Nach vielen Flugstunden am Tag stellen sich Burgar und Essling dem Nachtflug. Es sieht aus wie in einem Hollywood-Film, als Flugschüler und Ausbilder mit den Helmen in der Hand über das Flugfeld zum Hubschrauber laufen. Hinter ihnen der Hangar, hinter dem gerade die Sonne verschwindet.
Burgau fliegt bis nach Dorsten, dann übernimmt Essling das Steuer. "Ich bin gespannt, was uns jetzt erwartet und ob alles wie geplant klappt", sagt Essling und setzt sich den Helm auf. Vier Bundespolizei-Hubschrauber verlassen nacheinander den Flugplatz.
Abbruch und Krankenhaus
Während für Burgau und Essling der Kölner Dom im letzten Tageslicht leuchtet, muss eine andere Crew den Flug direkt wieder abbrechen. Ein Laserpointer hat den Piloten eventuell im Auge getroffen. "Sie sind umgedreht und direkt zur Sicherheit in die Augenklinik gefahren", sagt Ausbildungsleiter Bertz. Solche Angriffe häufen sich laut Bertz in den letzten Jahren.
Nach den hellbeleuchteten Flughäfen Düsseldorf und Dortmund geht es für die Flugschüler Essling und Burgau in das dunkle Münsterland. "Das ist super aufregend für uns. Man schaut viel nach unten, vergleicht ständig Geländemerkmale mit der Karte", sagt Essling. Um halb elf, nach drei Flugstunden, haben sie es geschafft. Landung auf dem Flugplatz Hangelar. Zwei weitere Nacht- und viele Tagflugstunden müssen beide noch fliegen, um im nächsten Jahr ihren Pilotenschein machen zu können.
Über das Thema haben wir am 13.10.2023 auch im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Bonn, 19.30 Uhr.