Was man über "Rentner-Cops" und Cold Cases in NRW wissen muss

NRW | Verbrechen

Stand: 19.07.2023, 13:04 Uhr

Wenn die Spuren nicht ausreichen oder Zeugen fehlen, bleiben Kriminalfälle ungelöst. Man spricht dann von "Cold Cases". In NRW wurde speziell für sich Fälle eine eigene Kriminaleinheit gegründet. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Thema.

Von Helena Kaufmann

1.143 Cold Cases

So viele ungelöste Fälle wurden im Zeitraum zwischen 1970 und 2015 vom Landeskriminalamt NRW (LKA NRW) erfasst.

Erneuter Einsatz für "Rentner-Cops"

Im November 2021 hat das LKA NRW die Einheit "Besondere Aufbauorganisation", kurz BAO, eingerichtet. Sie bestand aus pensionierten Ermittlern und Ermittlerinnen, die erkaltete Fälle analysierten und überprüften, ob es in den jeweiligen Fällen erfolgsversprechende und neue Ermittlungsansätze geben könnte. Die 23 pensionierten Ermittler waren zwischen 62 und 65 Jahren und haben unterschiedliche berufliche Hintergründe als ehemalige Todesermittler, Kommissariatsleiter, Vermisstensachbearbeiter oder als Experten der Kriminaltechnik.

1,2 Millionen

So viele Seiten Papier haben die ehemaligen Ermittler digitalisiert, um dann in einer Datenbank systematisch nach Querverbindungen zwischen den alten Fällen suchen zu können. Der dpa sagte der 65-jährige Ermittler Franz-Josef Arenz: "Das war eine echte Strafarbeit." Außerdem wurden Asservate nochmal unter die Lupe genommen. Mit diesen Informationen konnten die Ermittler einschätzen, wie hoch die neue Aufklärungschancen unter Berücksichtigung moderner Methoden sind und welche Ermittlungskonzepte zum Erfolg führen könnten.

Fast jeder dritte Cold Case könnte gelöst werden

Das ist das Ergebnis der Rentnercops. In etwa 400 der 1.143 Fällen glauben sie daran, auch nach vielen Jahren einen Täter fassen zu können, erklärte NRW-Innenminister Herbert Reuel im Mai 2023, als er die vorläufige Bilanz nach eineinhalb Jahren Arbeit vorstellte.

Schluss für die Rentner-Gruppe

Ende April 2023 beenden die ehemaligen Ermittler ihre Arbeit und leiten die 400 erfolgsversprechenden Fälle an die zuständigen Kriminalhauptstellen der jeweiligen Polizeipräsidien weiter. Die ermitteln jetzt.

Zwischen 250 und 300 Folien

Das ist die Anzahl an Spurenfolien, die auf den gesamten Körper eines Opfers von Tötungsdelikten geklebt werden, um etwa Faserspuren zu finden. Das Verfahren wird seit fast Jahrengenutzt. Unter einem Mikroskop können inzwischen laut LKA NRW nicht nur Fasern, sondern auch Hautschüppchen erkannt werden. So kann DNA selektiert und analysiert werden. Diese Analyse führt dann womöglich zu einem Tatverdächtigen.

Selbst wenn der Täter mittlerweile gestorben ist, kann er durch die DNA eines nahen Verwandten eingekreist und bestimmt werden. Das war auch eine Hoffnung von Markus Weber. Er leitet die Cold-Case-Gruppe der Polizei in Köln und will den Mörder der ermordeten 16-jährigen Seçkin Çağlar finden. Dafür lud er mehr als 300 Männer zur Abgabe einer Speichelprobe ein.

Erfreuliche Tendenz

In fünf Fällen konnten nach dem Einsatz der BAO bereits Tatverdächtige ermittelt werden. Aus Sicht der Polizei ein Erfolg. Die genauen Geschehnisse müssen vor Gericht verhandelt und nachgewiesen werden.

Mehr über Cold Cases und die Arbeit der Ermittler und Ermittlerinnen sehen Sie am 19. Juli um 22.15 Uhr in einer Folge von MordOrte im WDR-Fernsehen oder in der ARD-Mediathek.