Lokalzeit: Was für Erlebnisse aus Ihrem Berufsalltag tauchen zum Beispiel in den Büchern auf?
Krimicops: Im ersten Buch gibt es eine Szene, da wird ein Bein gefunden und das gab es wirklich im Einsatz. Jemand rief ganz aufgeregt auf unserer Wache an, "wir haben hier Leichenteile gefunden." Als die Kollegen dann hinkamen, schüttelten sie nur amüsiert den Kopf und stellten fest, dass es doch nur ein Bein einer Schaufensterpuppe war. Wochen später wurde ein Daumen gefunden. Täuschend echt. Der wurde sogar zur kriminaltechnischen Analyse eingeschickt.
Lokalzeit: Und was kam raus?
Krimicops: Der Daumen war eine Requisite. Wohl von einem Filmset liegen geblieben. Solche Geschichten machen bei uns auf dem Revier natürlich die Runde. Als wir abends zusammensaßen, sagte dann einer, "was wir erleben, müsste man echt mal aufschreiben." Man müsste es als Krimi aufschreiben, witzelten alle und natürlich meinte das keiner ernst. Ein paar Tage später kam dann ein Kollege, legte eine Diskette auf den Tisch und sagte: "Hier, ich habe schon mal angefangen."
Lokalzeit: Das war vor fast 20 Jahren, Ihr erstes Buch. Wie funktioniert das Schreiben zu viert?
Krimicops: Einer fängt an, der nächste schreibt weiter. Wie bei einem Kettenbrief. Bis Seite 200 ist es Spaß, aber dann wird sehr viel gerüttelt, geruckelt und umgeschrieben. Wir müssen uns enorm viel absprechen. Deswegen schaffen wir auch nur alle zwei bis drei Jahre einen neuen Krimi.
Lokalzeit: Und wenn einem nicht gefällt, was der andere reingeschrieben hat?
Krimicops: Ein Kollege hat mal einen Rechtsanwalt reingeschrieben. Die Figur hat mir überhaupt nicht gepasst, die habe ich dann im nächsten Kapitel mit einer Autobombe weggesprengt. Da muss man als Krimicop schnell sein. Ein anderes Beispiel: Im ersten Buch hat einer unbedingt noch gegen Ende des Krimis einen Sarg reinschreiben wollen. Wir haben uns alle gewundert. Ein Sarg machte da gar keinen Sinn. Der Kollege meinte aber, ein Sarg sei doch immer so schön unheimlich. Das fanden wir so absurd, seitdem findet man in jedem Krimi von uns einen Sarg.
Lokalzeit: Ein Toter liegt in einer verwüsteten Wohnung im Düsseldorfer Stadtteil Bilk, ein Sushi-Laden im japanischen Viertel spielt eine Rolle - "Struller & Jenssen" ermitteln immer an echten Schauplätzen in Düsseldorf und Umgebung?
Krimicops: Ja. Und uns war auch wichtig, die Abläufe der Polizeiarbeit richtig darzustellen. Die Auswertung von DNA-Material liefert der Gerichtsmediziner nicht in fünf Minuten. Da muss auch unser Kommissar Struller warten. Wenn unsere Kollegen die Krimis lesen, rufen sie auch schon mal an und geben Tipps, wie die Geschichten sozusagen noch näher an der Realität sein können.
Lokalzeit: Sie machen alle vier Dienst bei der Schutzpolizei. Machen also Streifendienst und sichern bei Großveranstaltungen. Keiner von Ihnen ist bei der Kriminalpolizei?
Krimicops: Wir Schutzpolizisten machen aber oft den ersten Angriff, also die Tatortaufnahme. Wir sichern alles, bis die Spurensicherung kommt. Haftbefehle vollstrecken wir auch. Und als zum Beispiel in der Altstadt beim Feiern oft K.o.-Tropfen eingesetzt wurden, haben wir das auch in einem unserer Krimis vorkommen lassen.
Lokalzeit: Sie packen auch heiße Eisen an wie Drogen, Junkies und Rotlichtmilieu?
Krimicops: In erster Linie wollen wir unterhalten. Wir schreiben das nicht, um Sachen für uns zu verarbeiten. Es soll Spaß machen. Wir sind nicht nur vier Polizeikollegen, sondern auch vier Freunde. Das Projekt Krimicops ist für uns einfach das beste Hobby der Welt.
Über dieses Thema haben wir auch im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Düsseldorf, 06.06.2024, 19:30 Uhr.