In einem Van zu leben und damit zu reisen - diesen Traum hatte ich eigentlich schon lange. In den vergangenen Jahren wurde er aber immer stärker. Bis ich mir schließlich gesagt habe: Du musst das jetzt durchziehen. Warum ich nicht früher losgefahren bin? Zwei Dinge haben mich jahrelang davon abgehalten. Das eine ist recht selbsterklärend. Ich war einfach zu ängstlich, um als Frau alleine in einem Auto zu schlafen. Das andere braucht ein bisschen Kontext. Denn ich hatte mich knapp 20 Jahre lang nicht mehr hinter das Steuer eines Autos gesetzt.
Ein Unfall verändert alles
Ich war damals 19, hatte erst ein Jahr zuvor meinen Führerschein gemacht, als ich bei einem Autounfall schwer verletzt wurde. Nur dank einer Leitplanke bin ich überhaupt noch am Leben. Das hat mich so erschrocken, dass ich erst einmal gar nicht mehr Auto fahren wollte. Und irgendwie wurde diese Zeit immer länger. Gleichzeitig spürte ich nach einigen Jahren auch diesen Wunsch nach dem Leben im Camper. Mir wurde klar: Wenn ich das machen will, muss ich meine Ängste überwinden. Und das trieb mich am Ende an, nach 20 Jahren doch wieder mit dem Autofahren anzufangen.
Zuerst habe ich ein Fahrtraining mit einer Lehrerin gemacht. Außerdem bin ich in der Zeit viel mit Freunden gefahren. Dadurch bin ich Stück für Stück wieder sicherer geworden. Gleichzeitig empfand ich die vielen Sachen in meiner Wohnung immer mehr als Belastung. Ich wollte dieses ganze Zeug nicht mehr, wollte nur noch das notwendigste besitzen, minimalistisch sein. Ich bin davon überzeugt, dass alles, was ich wirklich brauche, in einen Camper passt. Also habe ich meine Wohnung gekündigt und lebe seit Mai 2023 in meinem Van. Heute fahre ich dahin, wo mich der Flow hintreibt.
Ängste zu überwinden schafft Freiheit
Und das mit dem alleine im Van schlafen als Frau? Das ist eigentlich das gleiche wie für Männer. Wenn ich als Mann alleine in dem Van bin und jemand bricht ein, ist das eine genauso schwierige Situation wie für eine Frau. Außerdem habe ich drei Sicherheitsmechanismen. Als Erstes vertraue ich sehr stark auf mein Bauchgefühl, darauf konnte ich mich immer total gut verlassen. Meine Hündin schlägt zudem an und kann mich und den Van verteidigt. Drittens habe ich hier ein paar Sicherheitsschlösser eingebaut.
Ich bin froh, dass ich meine Ängste abgebaut habe, nachdem sie mich so viele Jahre bestimmt haben. Dafür bin ich mir selbst unfassbar dankbar. Wir haben alle die Möglichkeit, unsere Träume zu verwirklichen. Und es gibt immer einen Weg.