"Ohne uns läuft nichts": Hinter den Kulissen des Stellwerks Finnentrop

Olpe | Unterwegs

Stand: 14.01.2025, 16:06 Uhr

Das Stellwerk in Finnentrop ist rund um die Uhr besetzt. 13 Mitarbeiter sorgen hier für einen sicheren Zugverkehr. 100 Kilometer Gleise müssen sie genau im Blick behalten. Ein verantwortungsvoller Job. Die WDR Lokalzeit hat zwei von ihnen einen Tag bei ihrer Arbeit begleitet.

Von Julian Beuter

Karge Wände, wenig Beleuchtung. Acht große Bildschirme erhellen den Raum. Im Stellwerk in Finnentrop sieht es ein bisschen aus, wie man sich die Nachtschicht eines Börsenhändlers vorstellt. Doch die bunten Linien und Symbole auf den Bildschirmen zeigen nicht den aktuellen DAX-Kurs. Hier dreht sich alles rund um die Sicherheit auf den Schienen. Jede Linie steht für ein Gleis, jedes Oval mit einem Strich daran für ein Signal und jede Zugfahrt hat ihre eigene Nummer. Alexander Ahrens und sein Kollege Fabian Hauschildt haben die Bildschirme genau im Blick. Sie sind Fahrdienstleiter und sorgen für einen sicheren Bahnbetrieb in großen Teilen Südwestfalens.

Stellwerk Finnentrop: Zuständig für 100 Kilometer Strecke

Seit über zweieinhalb Jahren ist das moderne "Elektronische Stellwerk" in Finnentrop in Betrieb. Es ist nach Angaben der DB eins von etwa 480 Stellwerken in NRW. Das Stellwerk in Köln gehört zu den größten. Vor dem Start in Finnentrop mussten alle Signale und Weichenantriebe auf der zugehörigen Strecke ausgetauscht werden. Ein immenser Aufwand. Das neue Stellwerk ersetzt nun drei alte Stellwerke und ist zuständig für die Strecken von Iserlohn-Letmathe bis Kreuztal und von Finnentrop bis Olpe. Rund 100 Kilometer.

Gleise und Weichen mussten für das neue Stellwerk in Finnentrop erneuert werden | Bildquelle: WDR

Viele Abläufe übernimmt die Automatik. Sie stellt Signale und Weichen so, dass der Zug pünktlich ans Ziel kommt. Ahrens greift nur ein, wenn etwas schiefgeht. "Der läuft auf, das ist ein Durchgang", heißt es plötzlich. Das bedeutet: Ein verspäteter InterCity droht, hinter einer langsameren Regionalbahn herbummeln zu müssen. Der 31-Jährige greift ein, um weitere Verspätungen zu verhindern. "Deswegen werden wir da für eine Überholung sorgen."

Wie funktioniert eine Überholung konkret? 00:17 Min. Verfügbar bis 14.01.2027

Die Regionalbahn wird ein paar Minuten Verspätung bekommen, aber beim InterCity wurde Schlimmeres verhindert. So ist es Vorschrift: Fernverkehr vor Nahverkehr. Auch, damit der IC nicht an anderen Stellen mit seiner Verspätung für weitere Probleme sorgt, weil dann wiederum andere Züge warten müssen.

Stellwerk und Lokführer arbeiten eng zusammen

Neben den großen Bildschirmen stehen in dem Stellwerk noch weitere unzählige Flatscreens. Auf ihnen Überwachungsbilder von Bahnübergängen, Fahrpläne der Züge und eine Prognosegrafik, wann welcher Personen- und Güterzug wo ist. Ahrens schaut abwechselnd auf die Bildschirme und überprüft, ob alles rund läuft. Zudem ist er auch Ansprechpartner für die Lokführer. Sie können ihn anrufen, um Störungen zu melden. Von Gegenständen oder Personen im Gleis über umgestürzte Bäume bis hin zu Fahrgästen, die Ärger machen.

So auch jetzt: Der Lokführer einer Regionalbahn ruft an. Ein Fahrgast ohne Ticket will nicht aussteigen, er braucht die Polizei. Die ruft Kollege Hauschildt an. Am Bahnhof Finnentrop wird der Zug für ein paar Minuten anhalten, während sich die Beamten kümmern. So lange muss Ahrens die anderen Züge auf andere Gleise umleiten.

Deutsche Bahn sucht Nachwuchs

Ahrens ist bereits seit 10 Jahren Fahrdienstleiter. Er kennt den Bahnbetrieb auf seiner Strecke in- und auswendig. "Jedes Stellwerk hat seine eigenen Besonderheiten. Es gibt eine große Mappe, in der alle örtlichen Besonderheiten stehen. Daher kann man aber nicht sagen: Ach, ich geh mal kurz nach Wuppertal, das geht nicht", sagt Ahrens.

Diese Vorteile sieht Alexander Ahrens in seinem Job 00:21 Min. Verfügbar bis 14.01.2027

Seine Chefin Astrid Hofmann, Leiterin des Betriebsbezirks bei der Infrastrukturabteilung der DB, hofft, dass der Job auch bei anderen auf Interesse stößt. 2024 haben in NRW rund 100 Menschen ihre Ausbildung auf den Stellwerken der DB angefangen. Für dieses Jahr werden noch Azubis und Quereinsteiger gesucht. "Wir brauchen auch gerade hier in der Region um Finnentrop, im Siegerland, auf der oberen Ruhr, Leute, die dort wohnen und dort auch arbeiten möchten, um auch in Zukunft den Betrieb sicherstellen zu können", sagt Hofmann.

Ahrens ist auf seinem Stellwerk selbst Ausbilder. So hilft er mit, dass es auch in Zukunft genügend Fahrdienstleiter gibt. Denn, so sagt er, hier tragen sie eine große Verantwortung. Für alle auf und neben der Schiene, damit alle sicher ans Ziel kommen.

Über dieses Thema haben wir auch am 08.01.2025 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit Südwestfalen, 19.30 Uhr.