Ein Eisvogel sitzt auf einem Korb. Der Korb treibt in einem Bach.

Blau und begehrt: Der Eisvogel und seine Paderborner Paparazzi

Paderborn | Unterwegs

Stand: 20.02.2025, 07:43 Uhr

Haben die alle einen Vogel? Hätten sie auf jeden Fall gern - und zwar vor der Kamera. In Paderborn gibt es mitten in der Stadt ein seltenes Naturschauspiel: Eisvögel in der Pader. Wieso dafür Hobby-Fotografen aus ganz Deutschland in die Stadt kommen.

Von Jan-Ole Niermann

Ruhig und konzentriert gehen die Objektive hoch. Leises Klicken ist zu hören. Alle wollen ein Foto vom "fliegenden Juwel", wie Fotograf Jochen Roth das Tier nennt. Das Eisvogel-Weibchen ist bunt und posiert geradezu auf einem kleinen Ast in der Pader, dem Fluss durch die Paderborner Innenstadt. Das Gefieder schimmert in verschiedenen Blautönen, die Brust ist rot-braun. Der Eisvogel glänzt beinahe in der Wintersonne.

Paderborn: Der Eisvogel als Magnet für Naturfotografen

"Ich freue mich den ganzen Tag darauf, einen zu sehen", sagt Naturfotograf Roth und blickt dem Eisvogel sehnsüchtig hinterher, als er wegfliegt. "Das ist dieses Kribbeln in den Finger. Jeder von uns will immer ein noch besseres Foto machen." Die etwa 17 Zentimeter großen Tiere haben es dem Paderborner angetan. So sehr, dass er sich für diesen Foto-Moment extra einen ganzen Tag freigenommen hat.

Der Eisvogel hält sich in den Wintermonaten gern im Quellgebiet des Flusses Pader auf, weil das Wasser hier relativ warm ist und nicht gefriert. Darum gibt es genug Nahrung für die Vögel. Dass die Tiere hier gut zu beobachten sind, hat sich inzwischen herumgesprochen in der Szene der Naturfotografen. Aus ganz Deutschland reisen die Fotografen für den perfekten Schnappschuss nach Paderborn.

Sobald Jochen Roth einen Eisvogel sieht, wird auch ein Interview zur Nebensache

00:44 Min. Verfügbar bis 20.02.2027

Schon seit dem Morgen wartet Roth auf seinen Foto-Moment. Als er um kurz nach 9 Uhr am Morgen am Fluss ankommt, geht bei knapp unter 0 Grad gerade die Sonne auf. "Eisvögel sind wie ein Virus. Wenn man sie einmal liebt, liebt man sie immer", sagt Roth, während sein Atem kondensiert. Beim Fußball werden die leidenschaftlichsten Fans als Ultras bezeichnet. Roth ist Eisvogel-Ultra, wenn es so etwas gibt. Vor gut zwölf Jahren sah er zufällig eines der Tiere. Es war Liebe auf den ersten Blick. Seitdem hat er fast 10.000 Fotos gesammelt und bloggt über sein Lieblingstier. Darüber hat er inzwischen Kontakte in die Naturfotografie-Szene in ganz Deutschland gesammelt.

Eisvogel verbindet

"Grüß dich," sagt Roth und schüttelt zwei Fotografen die Hand, die extra aus Norddeutschland angereist sind. Einer von ihnen ist Markus Hibbeler, er arbeitet als Fotograf und macht auch in seiner Freizeit gern Natur- und Tierfotos. "Ich bin voller Vorfreude, wie ein Kind vor Weihnachten. Hier kann ich Eisvögel aus nächster Nähe fotografieren und habe die schöne Stadt im Hintergrund", sagt Hibbeler. Sonst sitze er manchmal tagelang im Tarnzelt, da sei der Aufwand nach Paderborn zu fahren überschaubar.

Fünf Fotografen stehen auf einer Brücke. Ihre Gesichter sind von ihren Kameras verdeckt.

Um Fotos von den Eisvögeln zu knipsen, reisen Hobby-Fotografen sogar aus Norddeutschland an

Kurz darauf eilen Roth, Hibbeler und die anderen los. Ein befreundeter Fotograf hat ein paar Meter entfernt einen Eisvogel entdeckt. Doch schnell ist das Weibchen wieder weg. "Um eine Minute verpasst", sagt Roth, als sie sich zu einer kleinen Gruppe stellen und über das Geländer auf die Pader schauen. "Das ist das Jagdfieber. Wir gucken jetzt, wo sie sein könnten", sagt Roth. Dabei sei es wichtig, Abstand zu den Tieren zu halten und auf den Spazierwegen zu bleiben. Nach wenigen Minuten kehrt der Eisvogel dann tatsächlich zurück. Roth nimmt begeistert seine Kamera.

Warum Jochen Roth von den kleinen, bunten Vögeln fasziniert ist

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Die ersten Bilder sind geschossen und werden gleich verglichen. Hibbeler lächelt zufrieden: "Der Hammer! Es gibt immer anderes Licht und es gibt immer noch neue Mimik. Das ist gerade die Motivation." Auch er hat schon Tausende Eisvogel-Fotos gesammelt.

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Gemeinsam zieht die kleine Gruppe weiter an der Pader entlang. Immer wieder grüßen sie andere Fotografen, die extra nach Paderborn kommen. Das gemeinsame Hobby verbindet. "Das ist cool, wie ein großer Freundeskreis", sagt Roth. An diesem Tag sehen sie den Eisvogel gleich mehrfach. Vielleicht das letzte Mal, bevor sich die Vögel Ende Februar oder Anfang März ins Brutgebiet zurückziehen und erst im nächsten Winter wieder ins Paderquellgebiet zurückkehren.

Über dieses Thema haben wir auch am 19.02.2025 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit OWL, 19.30 Uhr.